Die zweite Semperoper wird 140

Klaus Gigga

Die erste Semperoper galt als das schönste Theater der Welt. Als es 1869 abbrannte, bestanden die Dresdner Bürger darauf, es vom selben Architekten wieder aufbauen zu lassen. Am 2. Februar 1878 wurde die Dresdner Oper in ihrer heutigen Form eröffnet. Entworfen hat sie Gottfried Semper im Schweizer Exil. Denn sächsischen Boden betreten durfte der Stararchitekt damals nicht

Als er seinen ersten großen Auftrag in Dresden erhielt, war Gottfried Semper noch nicht lange in der Stadt. 1834 war er, mit 31 Jahren, als Professor für Architektur an die Kunstakademie berufen worden. Bis dahin hatte er sich hauptsächlich als Kunsttheoretiker einen Namen gemacht – internationale Anerkennung als Architekt verschaffte ihm erst der Bau des Hoftheaters, das später als Semperoper berühmt wurde.

Der spektakuläre Rundbau, der von 1838 bis 1841 am heutigen Theaterplatz entstand, orientierte sich am Stil der italienischen Frührenaissance. Schon bald galt er weithin als schönstes Theater der Welt.

Später sollte Semper auch die Dresdner Gemäldegalerie bauen. Doch dazu kam es nicht.

Semper hatte die Dresdner Mairevolution unterstützt, die das Ziel hatte, eine sächsische Republik zu errichten – wofür natürlich König Friedrich August II. von Sachsen gestürzt werden musste. Unter anderem hatte Semper die Aufständischen beim Barrikadenbau beraten, als die preußischen Truppen nach Dresden marschierten. Als der Aufstand 1849 niedergeschlagen wurde, musste er aus Dresden fliehen.

Er ging zunächst nach London, später nach Zürich. In dieser Zeit entwarf er unter anderem das Wiener Burgtheater.

Derweil kam es in Dresden im Jahr 1869 zu einer Brandkatastrophe, bei der die erste Semperoper zerstört wurde. Und weil bereits während des Maiaufstandes ein weiteres wichtiges Theater, das Große Opernhaus am Zwinger, abgebrannt war, stand Dresden plötzlich ohne Opernhaus da.

Keine drei Monate nach dem Brand des Hoftheaters war bereits ein Ersatz errichtet: die sogenannte „Bretterbude“. Der Name legt bereits nahe, dass es sich dabei nur um eine Zwischenlösung handeln konnte.

Bald reichte die Dresdner Bevölkerung eine Petition ein, mit der sie erreichen wollte, dass der immer noch ausgebürgerte Semper mit dem Wiederaufbau seiner Oper beauftragt werde. Das Anliegen fand tatsächlich Gehör bei König Friedrich August II. – allerdings blieb es dem Stararchitekten weiterhin untersagt, nach Sachsen einzureisen. Er überarbeitete die Pläne des ersten Hauses also im Exil und übertrug die Bauleitung seinem Sohn Manfred.

Archiv der Sächsischen Staatstheater Dresden
Außenansicht der Zweiten Semperoper um 1885, Fotograf unbekannt
Archiv der Sächsischen Staatstheater Dresden, Foto: Werner Frost
Die Ruine der Zweiten Königlichen Staatsoper wird gesichert. Foto vom 1. Juli 1953
Archiv der Sächsischen Staatstheater Dresden, Foto: E.Döring
Das zerstörte, zwingerseitige Vestibül des Opernhauses, aufgenommen am 29. Juni 1997
Klaus Gigga
Das zwingerseitige Vestibül der Semperoper heute
Archiv der Sächsischen Staatstheater Dresden, Foto: Gottfried Bauer
Die Ruine des Opernhauses im Jahr 1977
Klaus Gigga
Der Zuschauerraum des Opernhauses heute

Der Neubau nahm sieben Jahre in Anspruch, von 1871 bis 1878. Am 2.2.1878 wird das Zweite Königliche Hoftheater mit der „Jubelouvertüre“ von Carl Maria von Weber und Johann Wolfgang von Goethes „Iphigenie auf Tauris“ eröffnet. 67 Jahre steht es – bis es in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 von den Bombern der Alliierten zerstört wird.

Dieses Mal dauert es länger, nämlich exakt 40 Jahre, bis die Semperoper wieder aufersteht: Doch am 13. Februar 1985 wird sie festlich wiedereröffnet. Damit ist das Theaterhaus zum dritten Mal nach den Plänen desselben Mannes errichtet worden.

Mit dem Bau war der Architekt Wolfgang Hänsch betraut, der sich an Gottfried Sempers Pläne hielt und sie nur leicht abänderte. So fügte er etwa ein Verwaltungsgebäude hinzu und vergrößerte den Zuschauerraum ein wenig.

Abgesehen von diesen Modifikationen aber ist die heutige Semperoper ein getreuer Nachbau des Originals. Und zählt fraglos noch immer zu den schönsten Opernhäusern der Welt.

Aktuelle Veranstaltungen:

Der Ring des Nibelungen 2018

Von Montag, 29. Januar, bis zum Sonntag, 4. Februar, lässt sich der „Ring des Nibelungen“ noch einmal in seiner zyklischen Aufführung in der Semperoper erleben. Die Inszenierung ist von Willy Decker, am Pult der Sächsischen Staatskapelle steht Christian Thielemann. Die Tickets sind ausverkauft; an den Abendkassen sind Karten für Stehplätze und unter Umständen noch Restkarten erhältlich.

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