Wir feiern die Stadtteile (11): Loschwitz

Zu Besuch zwischen Blauem Wunder und den Elbschlössern

Der Festumzug zum Loschwitzer Elbhangfest. Foto: pixelfis.ch

Unsere Reise durch die Dresdner Statteile führt uns als nächstes nach Loschwitz. Zwischen Blauem Wunder, malerischen Elbhängen und den prächtigen Elbschlössern fühlen sich hier Einheimische wie Touristen wohl, erzählt uns Holger Friebel, Herausgeber der regionalen Monatszeistschrift "Elbhang-Kurier".

Loschwitz ist der schönste Stadtteil Dresdens, weil …

es sich hier in einer märchenhaft schönen Kulturlandschaft wunderbar leben lässt: Über die Brücke »Blaues Wunder«, technisches Denkmal und Wahrzeichen unserer Stadt, kommt man direkt ins Gründerzeit-Flair des Körnerplatzes und unterhalb davon in den alten Dorfkern mit Cafés, Kneipen und Galerien. Überall Spuren von Kunst und Kunstgeschichte inmitten von viel Grün. Mehrfach kommt in den Elbhang-Dörfern so ein Dreiklang zustande: Fischerdorf am Elbufer mit Anlegestelle – Weinhang mit Besenschank und Kirchlein – Felsengrund mit Flüsschen und Bergblick.

Das Wahrzeichen von Loschwitz: Das Blaue Wunder. Foto: Knut Zyball

Im Loschwitzgrund erinnern das pittoreske Leonhardi-Museum mit seinen vielen Fassadensprüchen und dem Ludwig-Richter-Denkmal an die Maler der Romantik. An der Calberlastraße zeigt das Hegenbarth-Haus Zeichnungen von Weltrang. Davor wurde kürzlich die 1945 beschädigte Plastik »Waldgeheimnis« von Robert Diez restauriert aufgestellt – ein Titel, der auch Sinnbild für die vielen Waldgründe und -hänge – von Schotengrund bis Friedrichsgrund – sein könnte. Ein Stück weiter thront das majestätische Künstlerhaus an der Pillnitzer Landstraße. Man fühlt sich – wenn die Temperatur stimmt – wie in Italien.

Wie würden Sie Loschwitz einem Ortsfremden erklären?

Zuerst würde ich ihm ein 4 Kilogramm schweres Buch in die Hand drücken. Seit 2007 »700 Jahre Loschwitz« gefeiert wurde, gibt es ein einzigartiges Buch darüber, im Volksmund »Die Loschwitz-Bibel« genannt. Auf über 1000 Seiten werden jede Menge Loschwitzer Menschen, Bau- und Kunstwerke vorgestellt. Das dicke Buch ist allerdings nichts zum Mitnehmen auf einen Rundgang, den wir gemeinsam unternehmen könnten: Vom Treff an der »Senfbüchse« mit der historischen Standseilbahn zum »Weißen Hirsch« und zurück durch den »Mordgrund« stadtwärts zu den drei Elbschlössern. Oder mit der Schwebebahn, auch technisches Denkmal, in den Ortsteil »Schöne Aussicht« zur Villa »Artushof« und weiter zum Königlichen Weinberg Wachwitz auf dem Königsweg, vorbei am Fernsehturm bis Schloss Pillnitz – all das zählt heute zum Stadtteil Loschwitz.

Wer fühlt sich in Loschwitz besonders wohl?

Hier treffen sich Einheimische und Touristen. Viele Künstler entdeckten und entdecken das Flair der zauberhaften Landschaft des Elbhanges und seiner romantischen Gründe schon seit der Jahrhundertwende für sich. Ihre Stammtische in den kleinen Weinkneipen sind legendär, manche gibt es heute noch. Und auf den Elbwiesen, zwischen Weinbergsmauern und in den Gründen fühlen sich die Vögel, Mauereidechsen und Feuersalamander genauso zuhause.

Zahlreiche Weinkneipen und Restaurants sorgen in Loschwitz für gemütliches Flair. Foto: Holger Friebel

Wenn Loschwitz ein Mensch wäre: Wie würden Sie ihn charakterisieren?

Jemand der lebensbejahend ist und gern genießt. Der die Freiheit und die Natur liebt. Der sich ungern Vorschriften machen lässt und gegen Dinge, die er als falsch erkannt hat, auch etwas tut. So haben vier Elbhang-Vereine soeben eine Bürgerinitiative gegründet, um den seit 12 Jahren gesperrten Keppgrund wieder begehbar zu machen – einst Inspirationsort für Carl Maria von Weber, den Komponisten der deutschen Nationaloper »Der Freischütz«.

Der passende Soundtrack für einen Spaziergang durch Loschwitz wäre dieser Song:

Historisch, klassisch gesehen käme »In einem kühlen Grund, da geht ein Mühlenrad« (1814 von Frieder Glück komponiert nach einem Text von Joseph Eichendorf) infrage. Ich mag noch mehr »Strong« von London Grammar – eine faszinierende Gesangsstimme und ein Video mit der unglaublichen Feuerwerksperformance eines Vaters für seine Tochter, die mich an die emotionalsten Momente beim Elbhangfest erinnert.

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Das wichtigste Fest in Loschwitz?

Natürlich das Elbhangfest, wenn man mal vom Weihnachtsfest absieht, für das unser gleichnamiger Verein im alten Dorfkern einen zauberhaften kleinen Weihnachtsmarkt im Stil der Ludwig-Richter-Zeit organisiert. Das Elbhangfest entstand 1990 im Kontext der Wiederaufbaubemühungen um die zwei Hangkirchen, die George-Bähr-Kirche in Loschwitz und die Weinbergkirche in Pillnitz. Damit wären gleich noch zwei Top-Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungsorte genannt. Das Fest vereint seitdem auf 7 Kilometer Feststrecke mit Festumzug: Bühnen und Weindörfer, Handwerkermärkte, das Parkfest Pillnitz – immer am letzten Juni-Wochenende. 2022 konnte es nach zwei Corona-Ausfall-Jahren erfolgreich neu starten. 2023 wird es vom 23. bis 26. Juni stattfinden. Jedes Jahr trägt es ein seiner Landschaft gewidmetes Motto. 2022 waren das »Gute Gründe für Fantasie« und für 2023 werden »Vor den sieben Bergen« Märchenhaftes und drei berühmte einheimische Märchenillustratoren gefeiert.

Auf dem beliebten Loschwitzer Weihnachtsmarkt. Foto: Sylvio Dittrich

Holger Friebel, 1962 in Dresden-Loschwitz geboren, lebt und arbeitet dort als Zeichner und Grafiker, Buch- und Ausstellungsgestalter, Texter, Verlags- und Agenturmanager und Herausgeber der regionalen Monatszeitschrift »Elbhang-Kurier«. Er ist ehrenamtlich engagiert als Elbhangfest-Mitgestalter und Mitglied im Ortsverein Loschwitz-Wachwitz, aber auch Vater von zwei erwachsenen Kindern, Hanggrundstücksgärtner und Wanderfreund.