Stadtteil-Geschichten: Schönfeld-Weißig

Im Nordosten von Dresden liegt das idyllische Schönfeld-Weißig - 10 ehemals eigenständige Dörfer mit malerischen Dorfkernen, umgeben von Wiesen, Feldern und Wäldern. Ein Paradies für Wanderer und Naturliebhaber, das auch kulturell einiges zu bieten hat. Ein echter Geheimtipp!

Schönfeld-Weißig ist der schönste Stadtteil, weil…

… hier ländlicher Charme, landschaftliche Schönheit und die Nähe zur Stadt mit ihren Annehmlichkeiten zusammenfinden. ​Bis heute haben die Orte im Schönfelder Hochland – einer Hochfläche von etwa 42 Quadratkilometern mit atemberaubenden Aussichten und vielen Wanderwegen – ihren dörflichen Charakter bewahrt. Zwischen ihnen liegen weite Felder, sanfte Hügel und tief eingeschnittene Kerbtäler, deren Bäche sich Richtung Elbe schlängeln. Wer das Hochland einmal kennengelernt hat, kommt immer wieder – zum Wandern, für Kultur abseits ausgetretener Pfade oder um Dörfer wie Schönfeld, Eschdorf oder Pappritz mit ihrem alten Dorfkern zu besuchen.

Wie würden Sie Schönfeld-Weißig einem Ortsfremden erklären?

Zunächst sollte man das typische Bild von einem „Stadtteil“ beiseite legen. Und sich stattdessen verstreut liegende Dörfer mit Kirche, Fachwerkhäusern, aber auch modernen Wohngebieten, vorstellen, umgeben von Natur. Erst 1994 haben sich die zehn Orte mit insgesamt 15 Ortsteilen zur Gemeinde Schönfeld-Weißig zusammengeschlossen, um 1999 zu einem Teil Dresdens zu werden. Hier findet man gewachsene dörfliche Strukturen, versteckte Kulturperlen, Wanderwege mit spektakulären Aussichtspunkten und viel Ruhe.

Wer fühlt sich in Schönfeld-Weißig besonders wohl?

Vor allem Familien, Naturliebhaber und Ruhesuchende zieht es in die Region. Der Dorf-Charakter, die weiten Freiflächen und die zahlreichen Wander- und Radwege bieten eine entspannte Alternative zum Stadtleben. Gleichzeitig gibt es vor allem in Weißig relativ große moderne Wohngebiete und eine gut entwickelte Infrastruktur, die den Stadtteil für Pendler attraktiv macht​.

Wenn Schönfeld-Weißig ein Mensch wäre: Wie würden Sie ihn charakterisieren?

Als jemand, der weiß, wie man sich um sich selbst kümmert – der Ruhe und Bodenständigkeit schätzt, aber auch für Feste und Geselligkeit zu haben ist. Dieser Mensch wäre traditionsbewusst und stolz auf seine Geschichte, aber auch neugierig auf Neues. Er würde den Blick für das Wesentliche bewahren und mit Freude die Natur genießen.

Was gibt es in Schönfeld-Weißig, was es nirgends sonst gibt?

Das Kleinbauernmuseum in Reitzendorf ist einmalig. Mit seiner originalen Wohneinrichtung der letzten Bewohner bietet es einen authentischen Einblick in das Leben der ehemaligen Kleinbauern im Hochland und wirkt wie eine magische Reise in die Vergangenheit. Um Magie geht es auch auf Schloss Schönfeld – dort lädt ein Zauberverein zu einer Ausstellung und Zauberveranstaltungen ein. Das gesamte Ensemble um das Schloss herum mit dem von Fachwerkbauten umgebenen Markt, der Kirche und dem ehemaligen Rittergut ist sehenswert. Hier findet auch das traditionelle Hochlandfest und der Weihnachtsmarkt der Ortschaft statt.

Der schönste Spaziergang in Schönfeld-Weißig?

Es gibt unzählige Wander- und Spazierwege, sich zu entscheiden, ist also nicht einfach. Einer, der fast alles hat – Natur, sensationelle Ausblicke und ein kühles Bier zum Schluss – startet bei der Aussichtsbank auf dem Zuckerhut bei Malschendorf und führt über die Hügel und Felder des Hochlands zum Triebenberg – mit 383 Metern der höchste Punkt Dresdens. Hier liegt einem die Stadt zu Füßen und man schaut bis ins Erzgebirge. Der Weg endet wieder am Ausgangspunkt an der urigen Naturschänke in Malschendorf.

Ein weiterer Tipp beginnt am Elbhang oberhalb der Pillnitzer Weinberge und führt über die ehemaligen Jagdwege Augusts des Starken durch Wälder und über sieben historische Brücken, weshalb man den Bereich auch „Hohe Brücken“ nennt. Tolle Wege gibt es außerdem durch die Dörfer und in ihre nähere Umgebung, zum Beispiel die Rundwege in Pappritz oder Eschdorf. Der Schönfeld-Weißiger Bergweg (ein Rundwanderweg, beschrieben auf komoot) ist anspruchsvoll, dafür sieht man das Hochland in all seiner Pracht.

Der passende Soundtrack dazu? 

Zum ländlichen Lebensgefühl und der jüngeren Geschichte Schönfeld-Weißigs passt der Song „Unsere Heimat“, eines der populärsten Lieder in der DDR. Er fängt die Liebe zur Natur und den Wunsch nach dem Schutz und Erhalt dörflicher Strukturen ein – etwas, das viele Bewohner des Hochlands teilen.

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Welcher Geheimtipp steht in keinem Reiseführer?

Das Kleinbauernmuseum in Reitzendorf ist wirklich ein Geheimtipp, der in den wenigsten Reiseführern steht. Aber auch das kleine Museum zur Ortsgeschichte unter dem Dach der Schönfelder Kirche ist eine Rarität. Eschdorf hat gleich zwei kulturelle Schätze: das Museum auf dem Dachboden der Eschdorfer Kirche zur Traditions- und Heimatpflege sowie ein Schulmuseum mit historischem Mobiliar und Unterrichtsmaterialien in der Alten Schule des Ortes, in der seit 1460 Schulunterricht stattfand.

Ein Insider-Tipp sind außerdem die beiden Bühnen im Hochland: das kleine, feine Hoppe-Hoftheater im Ortsteil Weißig, gegründet vom 2018 verstorbenen Schauspieler Rolf Hoppe, sowie das Maihof-Puppentheater, das leider zum 31. Dezember 2024 seinen festen Spielplan einstellen muss.

Gibt es eine besondere Geschichte oder Persönlichkeit, die mit Schönfeld-Weißig in Verbindung steht?

Eine historische Figur ist Augusta Constantia von Cosel, Tochter Augusts des Starken. Siebzehnjährig heiratete sie in einem wochenlangen Hochzeitsfest, das unter anderem auf Schloss Schönfeld gefeiert wurde, den 44-jährigen Grafen von Friesen. Dabei soll der Wein zum Tor herausgeflossen sein. Eine mysteriöse Geschichte rankt sich um ihren Tod. Laut Überlieferung starb sie an den Blattern. Doch aus dem in der Kirche aufgebahrten Sarg vernahm man ein Kratzen. Er wurde geöffnet und Augusta Constantia lag „mit gerauften Haaren darinnen“. Offenbar war sie nur scheintot gewesen.

Eine wichtige, historische Persönlichkeit ist Gottlieb Traugott Bienert, Unternehmer, Kommerzienrat und Besitzer der Bienertmühle in Dresden-Plauen, der 1813 in der Eschdorfer Obermühle geboren wurde, und hier den Grundstein für seinen Erfolg legte.

Das wichtigste Fest oder Kultur-Event in Schönfeld-Weißig?

Das Hochlandfest ist zweifellos das Highlight des Jahres. Mit Musik, Tanz, regionalen Köstlichkeiten und einem vielseitigen Programm zieht es jedes Jahr Menschen aus der ganzen Region an. Auch die Schlossweihnacht rund um Schloss Schönfeld ist ein absolutes Muss – besonders, wenn der Schnee den historischen Ort verzaubert.

Hinzu kommen wunderbare Dorffeste wie die „Eschdorfer Kirmes“ oder das „Kirschenfest“ in Pappritz mit der Sächsischen Meisterschaft im Kirschkernweitspucken. Wachsender Beliebtheit erfreut sich auch das Erntefest im Kleinbauernmuseum sowie die Tage des Brotes bzw. der Kartoffel.

Wo kann man gut essen und was sollte man dort unbedingt probieren?

Leider wird die Anzahl der im Schönfelder Hochland einst dicht gesäten Gasthöfe immer kleiner. Die noch vorhandenen Gasthöfe sind jedoch alle zu empfehlen. Dazu gehören die Rotkrautschänke in Gönnsdorf, die Alte Brauerei in Schönfeld, die Naturschänke in Malschendorf und der Gasthof Zum Triebenberg in Schullwitz. Eine besondere Empfehlung verdient das Cafe Windmüllerhaus in Zaschendorf unweit der Reitzendorfer Windmühle, das allerdings nur am Wochenende geöffnet hat. Dort gibt es den besten Kuchen der Stadt mit der herrlichsten Aussicht in die Sächsische Schweiz und auf Dresden.

Ein Geheimtipp ist darüber hinaus der Niedere Gasthof Reitzendorf. Hier kann man die allerbesten Schnitzel und überhaupt „wie bei Muttern Dorheeme“ und zu erschwinglichen Preisen essen. Leider ist diese Gaststätte aufgrund des Rentenalters der Wirtin nur sporadisch geöffnet.

Was wünschen Sie sich für ihren Stadtteil?

Wie viele Bewohner und Bewohnerinnen wünsche ich mir, dass die Dörfer im Hochland ihren ländlichen Charakter und ihre jeweilige Besonderheit bewahren und nicht durch städtische Entwicklungen überformt werden. Gleichzeitig besteht der Wunsch nach einer sanften Weiterentwicklung der Infrastruktur, etwa einer besseren Anbindung an den ÖPNV, dem Erhalt der alten Bauwerke und der Förderung kultureller Veranstaltungen.

Der schnellste und der schönste Weg vom Zentrum nach Schönfeld-Weißig?

Der schnellste Weg vom Stadtzentrum nach Schönfeld-Weißig ist die B6, die Bautzner Straße. Der schönere Weg geht aber entlang der Elbe bis Pillnitz und dann den Berg hinauf ins Hochland.

Was ist Ihr Lieblingsplatz in Schönfeld-Weißig?

Ich habe zwei – die weiße Bank auf unserer Streuobstwiese mit Blick über Dresden und der Windmühle im Rücken und die Bank auf dem Zuckerhut bei Malschendorf mit Blick auf Pillnitz, die Elbe und Hosterwitz – einfach schön!

Martina Angermann war nach der Wende Bürgermeisterin in Schönfeld und der Gemeinde Arnsdorf. 2021 wurde sie für ihren Einsatz gegen rassistische Gewalt mit dem Preis „Botschafter für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet. Seit Mitte der 1990er Jahre ist sie Vorsitzende des Heimatvereins Schönfelder Hochland e.V., der unter anderem das Kleinbauernmuseum Reitzendorf betreibt. Zum Hof, der heute das Museum beherbergt, hat sie eine besondere Beziehung, denn er gehörte ihren Großeltern. „Als Kind bin ich hier ein- und ausgegangen“, sagt sie.

Am Text mitgewirkt haben darüber hinaus:

Mario Quast, in Eschdorf aufgewachsen und mit „Leib und Seele“ Eschdorfer. Er ist Vorsitzender des Freundeskreises Eschdorf e.V., der sich für das kulturelle Leben des Ortes starkmacht und unter anderem das Schulmuseum der „alten Schule“ in Eschdorf betreibt.

Irina Simon, seit 1984 – also seit der Gründung – Vorsitzende des Dorfklubs Pappritz, der sich intensiv mit der Historie des Ortes befasst. Dabei sind 37 Informationstafeln entstanden, die an historisch wichtigen Plätzen und Häusern aufgestellt wurden. Hier geht es zum Portrait des charmanten Ortsteils Pappritz.