Stadtteil-Geschichten: Weißer Hirsch

Unterwegs auf den Höhen über der Kunst- und Kulturstadt

Historisches Kurbad Weißer Hirsch mit eleganten Villen und dem Restaurant Luisenhof auf einem Hügel.
Das einst weltbekannte Kurbad Weißer Hirsch mit seinen noblen Villen und prominenten Bewohnern, gekrönt vom Restaurant Luisenhof. Foto: IMAGO / Hanke

Der Weiße Hirsch ist genauso schön und verwunschen wie sein Name: Hier kann man prächtige Villen bestaunen und den Blick über das Elbtal genießen. Der „Hirschler“ Michael Böttger verrät, was seinen Stadtteil ausmacht.

Der Weiße Hirsch ist der schönste Dresdner Stadtteil, weil …

…  man hier nicht nur alte Villen in großen Gärten bewundern kann. Auf den Höhen über der Kunst- und Kulturstadt Dresden gibt es auch die sauerstoffreichste Luft. Denn der Weiße Hirsch grenzt direkt an die 50 Quadratkilometer große Dresdner Heide. Deren Bäume, Bäche und Gründe erzeugen ein wohltuendes Mikroklima. Das ist auch der Grund, warum Heinrich Lahmann Ende des 19. Jahrhunderts ausgerechnet hier sein weltberühmtes Sanatorium eröffnete.

Weit oben über dem Elbtal, direkt an der Dresdner Heide, liegt der Dresdner Stadtteil Weißer Hirsch. Foto: Alexandra Meister

Wie würden Sie den Weißen Hirsch einem Ortsfremden erklären?

Auf dem Weißen Hirsch ist man zwar noch in der Großstadt, fühlt sich aber „wie auf dem Dorf“. Es ist ein Villenvorort mit reicher Geschichte am Rande der Dresdener Heide, oberhalb der Stadt, mit wunderbarer Aussicht auf das Elbtal, die liebliche Flusslandschaft und in der Ferne die Türme des Stadtzentrums. Am schönsten ist der Blick vom Traditionsrestaurant Luisenhof, dem „Balkon Dresdens“, oder vom Aussichtspunkt Friedensblick.

Wer fühlt sich hier besonders wohl?

Jeder, vom bewegungshungrigen Kind bis zum Literaturenthusiasten. Denn es ist nicht so, dass der Weiße Hirsch ein verschlafenes Viertel nur für reiche Leute wäre. Hier wohnen längst viele junge Familien, es gibt reichlich Spielplätze und Parks. Wir haben den tollen Konzertplatz mit seinen vielen Sommer- und Winterveranstaltungen, dem Freiluftkino, dem Waldbiergarten und der Konzertmuschel.

Beliebter Anlaufpunkt für Groß und Klein ist der Konzertplatz Weisser Hirsch, ein historischer Ort in wunderschöner Lage mitten im Wald, mit Biergarten, großem Abenteuerspielplatz und einem bunten Veranstaltungsprogramm. Foto: IMAGO / Sylvio Dittrich

Wenn der Weiße Hirsch ein Mensch wäre: Wie würden Sie ihn charakterisieren?

Er wäre eine elegante Dame im reifen Alter mit großem Hut und in weiten, luftigen Sommergewändern, gelassen und beschwingt – die mit ihrem wilden Enkelkind spazieren geht.

Der schönste Spaziergang führt …

… vom ehemaligen Lahmann-Sanatorium über den Konzertplatz zum Chinesischen Pavillon. Von dort aus geht es über die Bautzner Landstraße auf die Plattleite und den Lahmannring, wo einige der schönsten Villen stehen, bis zur Bergstation der Standseilbahn und zum Luisenhof. Zum Ausgangspunkt geht man den Weg zurück, macht aber einen kleinen Schlenker zur Kirche. Dazu gibt es eine bebilderte Wegbeschreibung.

  • Chinesischer Pavillon, 1911 zur Internationalen Hygieneausstellung aus China nach Dresden gebracht und aufgebaut.
  • Villa Eschebach am Lahmannring 3, erbaut um 1877.
  • Evangelisch-lutherische Kirche Weißer Hirsch, erbaut im Jahr 1889,

Der passende Soundtrack dazu wäre dieser Song:

(Ella Fitzgerald: Summer Time)

Was gibt es auf dem Weißen Hirsch, was es nirgends sonst gibt? 

Zunächst ist da die Aussicht auf das Dresdner Elbtal mit dem Fluss und den Türmen der Dresdner Altstadt: einmalig! Etwas Besonderes ist auch die historische Standseilbahn, eine der ältesten Bergbahnen der Welt, die seit 1895 hoch auf den Weißen Hirsch führt. Ein einzigartiger und fast magischer Ort ist darüber hinaus der Konzertplatz mit seiner historischen Konzertmuschel: mitten im Wald und über den seit 130 Jahren sprudelnden Quellen im Stechgrund.

Seit 1895 fährt die Standseilbahn von Loschwitz in den höher gelegenen Ortsteil Weißer Hirsch. Die Bergstation ist ein guter Ausgangsort für einen Spaziergang durch das Villenviertel am Weißen Hirsch. Foto: Alexandra Meister

Welcher Geheimtipp steht in keinem Reiseführer?

Der mehrere tausend Quadratmeter große Skulpturengarten an der Sonnenleite 15 der Familie Bauer. Er liegt an einem alten Weinberg und zeigt moderne Plastiken inmitten schöner Natur.

Gibt es eine besondere Geschichte oder Persönlichkeit, die mit dem Weißen Hirsch in Verbindung steht?

Der Naturheilkundler Heinrich Lahmann war und ist mit seinem europaweit bekannten Sanatorium (1888-1946) die prägendste Persönlichkeit. Von seinem Wirken ging die Bekanntheit des Weißen Hirsch aus.

Wo kann man gut essen und was sollte man dort unbedingt probieren?

Nach wie vor im Luisenhof, dem Balkon Dresdens mit seiner herrlichen Aussichtsterrasse und der reichen Auswahl sächsischer Kuchen und Torten. Meine Lieblingsspeise ist das „Sächsische Dessert“; eine Komposition mit Kaltem Hund, Eierschecke und Quarkkeulchen mit Apfelkompott. Dazu passt ein Eierlikör.

Der „Balkon Dresdens“, das Restaurant Luisenhof mit herrlicher Terrasse, von der man ins Elbtal blicken kann. Foto: IMAGO / jmfoto

Der schnellste und der schönste Weg vom Zentrum zum Weißen Hirsch?

Entweder mit der Straßenbahnlinie 11 in 25 Minuten, oder mit dem Fahrrad ab Augustusbrücke immer die rechte Elbseite entlang. Dabei ist der Weg das Ziel, er führt am Regierungsviertel, dem Rosengarten und der Priesnitzmündung vorbei, unter der Waldschlösschenbrücke hindurch, um dann unterhalb der drei Elbschlösser am Körnerplatz zu enden. Von da aus geht es mit der Standseilbahn hinauf auf den Weißen Hirsch.

Was wünschen Sie sich für ihren Stadtteil? 

Tja: Frieden! Es ging dem Ort, seinen Bewohnern und Gästen immer dann nicht gut, wenn es den nicht gab.

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsplatz auf dem Weißen Hirsch?

Unter den Linden auf der Aussichtsterrasse des Café-Restaurants Luisenhof.

Dr. Michael Böttger
Jahrgang 1950, wohnt seit 1956 auf dem Weißen Hirsch. Der Pädagoge und promovierte Historiker war Geschäftsführer von igeltour Dresden, Gründungsmitglied des Verschönerungsvereins und ist heute dessen 2. Vorsitzender. Er führt regelmäßige Themenrundgänge durch den ehemaligen Kurort und publizierte u. a. über den Weißen Hirsch.

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