Stadtteil-Geschichten: Loschwitz

Zu Besuch zwischen Blauem Wunder und den Elbschlössern

Von der historischen Stahlbrücke „Blaues Wunder“ eröffnet sich das Panorama von Loschwitz.
Das Loschwitzer Elbpanorama vom "Blauen Wunder“, der berühmten, gut hundert Jahre alten, stählernen Brücke. Foto: Alexandra Meister

Loschwitz ist einer der reizvollsten Dresdner Stadtteile: Künstlerort mit urigen Weinkneipen, Ausflugsort am Elbhang mit Bergbahnen und prächtigen Schlössern und bedeutender Villenort, in dem schon Goethe und Schiller gern zu Gast waren. Holger Friebel, Herausgeber des "Elbhang-Kurier", erzählt uns mehr über seinen Stadtteil.

Loschwitz ist der schönste Stadtteil Dresdens, weil …

… es sich hier in einer faszinierenden Kulturlandschaft wunderbar leben lässt. Über die Brücke »Blaues Wunder«, technisches Denkmal und Wahrzeichen der Stadt, gelangt man direkt ins Gründerzeit-Flair des Körnerplatzes. Unterhalb davon liegt der alte Dorfkern mit Cafés, Kneipen und Galerien. Überall zeugen Spuren von der langen Kultur- und Kunstgeschichte des Ortes. Der Dreiklang der Elbhang-Dörfer – Fischerort am Elbufer, Winzerort mit Weinbergen sowie Felsengrund mit Flüsschen und Bergblick – verleiht der Region einen besonderen Charme. Man fühlt sich, wenn die Temperatur stimmt, wie in Italien.

Blick auf Loschwitz von der Bergstation der Schwebebahn aus.
Von der Bergstation der Schwebebahn aus genießt man einen Rundumblick auf Loschwitz. Foto: Alexandra Meister

Wie würden Sie Loschwitz einem Ortsfremden erklären?

Loschwitz ist ein kulturlandschaftliches Kleinod mit über 700 Jahren Geschichte, inmitten der Elbhänge und am Ufer des Flusses, mit Fachwerkhäusern, Villen, drei Schlössern und zwei Bergbahnen. Fischer- und Winzerort, beliebtes Ausflugsziel, Filmkulisse und Künstlerresidenz. Wer mehr wissen will, dem sei ein 4 Kilogramm schweres Buch ans Herz gelegt. Seit der 700-Jahr-Feier 2007 gibt es das Buch »Loschwitz – Illustrierte Ortsgeschichte“, in dem auf über 1000 Seiten Loschwitzer Geschichte und Geschichten gesammelt sind.

Wer fühlt sich in Loschwitz besonders wohl?

Hier treffen sich Einheimische und Touristen. Viele Künstler haben hier gelebt. Ihre Stammtische in den kleinen Weinkneipen sind legendär, manche gibt es heute noch. Und auf den Elbwiesen, zwischen Weinbergsmauern und in den Gründen, fühlen sich die Vögel, Mauereidechsen und Feuersalamander zuhause.

Gemütliche Weinkneipen und Restaurants laden im alten Dorfkern von Loschwitz zum Verweilen ein. Foto: Holger Friebel

Wenn Loschwitz ein Mensch wäre: Wie würden Sie ihn charakterisieren?

Jemand der lebensbejahend ist und gern genießt. Der die Freiheit und die Natur liebt. Der sich ungern Vorschriften machen lässt und gegen Dinge, die er als falsch erkannt hat, auch etwas tut. So haben vier Elbhang-Vereine eine Bürgerinitiative gegründet, um den seit 2010 gesperrten Keppgrund wieder begehbar zu machen – einst Inspirationsort für Carl Maria von Weber, den „Freischütz-Komponisten“.

Der schönste Spaziergang durch Loschwitz?

Ein schöner Rundweg führt vom Körnerplatz über den Veilchenweg, vorbei am Ludwig-Richter-Haus, unter der Schwebebahn hindurch und am alten Weingut entlang zum Hegenbarth-Weg. Oben eröffnet sich ein grandioser Blick über den Ort. Nach unten geht es durch die kleine Bogenbrücke zum Künstlerhaus und nach ein paar Metern stadtwärts an die Elbe. Von hier aus kann man zum Ausgangspunkt zurückgehen – oder sich ein Weilchen niederlassen.

Wer weiter ausholen möchte, startet etwa bei der »Senfbüchse«, dem Joseph-Herrmann-Denkmal, fährt mit der historischen Standseilbahn zum »Weißen Hirsch« und läuft zurück durch den »Mordgrund« stadtwärts zu den drei Elbschlössern. Oder nimmt die Schwebebahn zum Ortsteil »Schöne Aussicht“ und läuft auf dem Königsweg bis Schloss Pillnitz. All das zählt heute zum Stadtteil Loschwitz.

Mit der historischen Schwebebahn Loschwitz geht es stilvoll die Elbhänge hinauf.
Die historische Schwebebahn in Loschwitz, Dresden, führt die Elbhänge hinauf und bietet dabei einmalige Ausblicke. Foto: Alexandra Meister

Der passende Soundtrack dafür wäre dieser Song:

Tommi von AnnenMayKantereit. Da geht es zwar um den Rhein in Köln, aber diese Verbundenheit mit der Heimat am Fluss spricht mir aus dem Herzen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Was gibt es in Loschwitz, was es nirgends sonst gibt?

Diese Gegensätze: der gründerzeitliche Körnerplatz, die grüne Hanglandschaft und der monumentale Stahlbau der Brücke »Blaues Wunder«, zweiarmig fortgesetzt durch die historischen Bergbahnen, Drahtseilbahn und Schwebebahn. Darunter duckt sich der malerische Dorfkern mit seinen Fachwerkhäusern. In Wachwitz ist es der Fernsehturm, der als Denkmal der DDR-Moderne hoch über dem Dorf aufragt.

Außerdem gibt es einmalige Spuren der Künstler, die hier gewirkt haben wie das Leonhardi-Museum im Loschwitzgrund oder das Hegenbarth-Haus an der Calberlastraße mit der restaurierten Plastik »Waldgeheimnis« von Robert Diez, ebenfalls Loschwitzer. An der Pillnitzer Landstraße setzt das denkmalgeschützte Künstlerhaus mit seinen Ateliers und Künstlerwohnungen die Tradition als Künstlerort fort.

  • Historisches Leonhardi-Museum in Dresden-Loschwitz, bekannt als ältestes Künstlerhaus Deutschlands.
  • Das ehemalige Wohnhaus Josef Hegenbarths in Loschwitz ist heute ein Künstlermuseum.

Welcher Geheimtipp steht in keinem Reiseführer?

An der Wachwitzer »Himmelsleiter«, einer langen Treppe, die durch den Königlichen Weinberg hinauf zum »Hexentanzplatz« führt, schenkt Winzer Ronny Beier Spezialitäten des Dresdner Elbtals aus und die Kulturterrasse Scholz bietet hin und wieder schöne Veranstaltungen.

Gibt es eine besondere Geschichte oder Persönlichkeit, die mit Loschwitz in Verbindung steht?

Viele Künstler haben hier gelebt. Noch mehr – unter anderem Mozart, Goethe, Schiller, Kleist und die Brüder Humbolt – waren zu Gast. Eine Loschwitzer Besonderheit ist die Familie Leonhardi, die eine Tintenfabrik besaß, aus der aber auch der »Maler des deutschen Waldes«, Eduard Leonhardi (1828–1905), stammte. An ihn erinnert ein wunderschönes Museum im Loschwitzgrund.

Das wichtigste Fest in Loschwitz?

Natürlich das Elbhangfest, wenn man vom Weihnachtsfest absieht, zu dem unser Verein im alten Dorfkern einen zauberhaften kleinen Weihnachtsmarkt organisiert. Das Elbhangfest entstand 1990 im Kontext der Wiederaufbaubemühungen um die zwei sehenswerten Hangkirchen, die George-Bähr-Kirche in Loschwitz und die Weinbergkirche in Pillnitz. Seitdem feiert Loschwitz jedes Jahr auf 7 Kilometern Feststrecke, mit Bühnen, Weindörfern und Handwerkermarkt – immer am letzten Juni-Wochenende. Seit 2024 ist das Fest eintrittsfrei.

Der stimmungsvolle Loschwitzer Weihnachtsmarkt lädt zum Adventsbummel ein.
Der kleine Loschwitzer Weihnachtsmarkt ist ein Geheimtipp für alle Weihnachtsfans. Foto: Sylvio Dittrich

Wo kann man gut essen und was sollte man dort unbedingt probieren?

Im kleinen Loschwitzer Kneipenviertel am Blauen Wunder bei Kleinerts (Feinkost/Spätzle), Clara (Weinkultur), im Körnergarten (sächsische Tradition) und Elbegarten (Biergarten und Restaurant mit dem schönsten Sonnenuntergang Dresdens). Aber: Die Öffnungstage sind weniger geworden – man sollte sich vorher online informieren und reservieren. Empfehlenswert sind die Flammkuchen bei Winzer Müller in der warmen Jahreszeit. Kaffeekultur vom Feinsten bietet das Arabusta am Körnerplatz. In Pillnitz isst man lecker im Palmenhaus von Familie Hesse, auch hier sollte man vorab reservieren.

Elbegarten Dresden mit Blick auf das Blaue Wunder.
Einer der lauschigsten Plätze in Dresden ist der direkt an der Elbe gelegene Elbegarten. Foto: Alexandra Meister

Der schnellste und der schönste Weg vom Zentrum nach Loschwitz?

Der schnellste Weg führt mit dem Rad immer an der Elbe entlang. Auf der Neustädter Seite geht es unterhalb der drei Schlösser zum Körnerweg und dem Loschwitz Hafen. Für den schönsten Weg fährt man mit dem Elbdampfer, steigt im gegenüberliegenden Blasewitz aus und läuft über das Blaue Wunder – oder fährt bis Pillnitz weiter.

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsplatz in Loschwitz?

Unsere oberste Gartenterrasse unter Weinlaub, von der ich die gegenüberliegenden Höhen sehe und wo der Straßenlärm weit unten vorbeirauscht. Ganz in der Nähe befindet sich der öffentliche »Matz-Platz«, gewidmet dem Loschwitzer Original Matz Griebel, oben an der Calberlastraße.

Holger Friebel, 1962 in Dresden-Loschwitz geboren, lebt und arbeitet dort als Zeichner und Grafiker, Buch- und Ausstellungsgestalter, Texter, Verlags- und Agenturmanager und Herausgeber der regionalen Monatszeitschrift »Elbhang-Kurier«. Er ist ehrenamtlich engagiert als Elbhangfest-Mitgestalter und Mitglied im Ortsverein Loschwitz-Wachwitz, aber auch Vater von zwei erwachsenen Kindern, Hanggrundstücksgärtner und Wanderfreund.

Lesen Sie auch …