Augenfarbentafel, um 1910; Archiv der Friedrich-Schiller-Universität, Jena
Mit der Ausstellung „Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen“ bezieht das Deutsche Hygiene-Museum Dresden Stellung zur eigenen Historie – und zur aktuellen Situation in Dresden
Gibt es Menschenrassen? Die Wissenschaft sagt dazu ganz klar: Nein. Trotzdem sind viele immer noch davon überzeugt, dass sich die Menschheit mit dem Begriff der Rasse sinnvoll sortieren lässt.
Susanne Wernsing ist Kuratorin der Ausstellung „Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen“, die vom 19. Mai 2018 bis zum 6. Januar 2019 im Deutschen Hygiene-Museum Dresden stattfindet. Wernsing fragt: „Warum können wir nur schwer akzeptieren, dass es sich dabei nicht um eine biologische Kategorie handelt?“ Die Ausstellung geht den Gründen für die Versuche nach, Rassentheorien zu entwickeln.
Und sie will die Besucher für rassistische Muster sensibilisieren. „Wir wollen die Willkürlichkeit solcher Zuordnungen zeigen. Rassismus ist vielleicht nicht immer greifbar, aber oft anwesend“, sagt Wernsing.
Rassenforscher oder Geisterjäger?
Die Ausstellung untersucht Propagandamaterial ebenso wie Kunst, die den Nazis als „entartet“ galt. Sie zeigt Ausschnitte aus Filmen wie „King Kong“, Exponate aus der deutschen Kolonialgeschichte und anthropologische Darstellungen. Sie zeigt die Suche der Wissenschaft nach Methoden zur Beschreibung von Rassenmerkmalen: Ein Kasten mit den Gerätschaften eines Anthropologen aus den Dreißigerjahren zeigt dabei erstaunliche Ähnlichkeiten mit der Ausrüstung eines belgischen Geisterjägers aus derselben Zeit.
„Das Fahnden nach Geistern erscheint vielen als vollkommen absurd“, sagt Wernsing. „Aber die Methoden, mit denen Wissenschaften seit über 200 Jahren nach Nachweisen für Rassenkategorien gesucht haben, sind nicht selten sehr ähnlich.“
Die Exponate stammen unter anderem aus dem Musée de L’Homme in Paris, dem Karl-May-Museum in Radebeul, und dem Archiv des DHMD. Zu Susanne Wernsings Team gehören auch der renommierte Architekt Diébédo Francis Kéré als Ausstellungsgestalter und der Historiker Christian Geulen als wissenschaftlicher Berater.
Das Museum als Propaganda-Werkzeug der Nazis
Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden (DHMD) hat selbst eine zwiespältige Vergangenheit. Schon bei der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden war ein Abschnitt dezidiert der „Rassenhygiene“ gewidmet. Nach ihrer Gründung im Jahr 1912 war die Institution nicht nur mit der gesundheitlichen Aufklärung befasst, sondern auch mit der Verbreitung rassistischen Gedankenguts. Während des Dritten Reiches wurde das Museum zu einem der zentralen Propaganda-Werkzeuge der Nazis. Direktor Klaus Vogel sagt: „Die Geschichte dieser Institution ist ein historischer Rucksack. Wir wollen und müssen uns ihr stellen.“
Dass es Unterschiede zwischen Menschen gibt, bestreitet Vogel nicht. „Aber der Begriff „Rasse“ ist die soziale Deutung von biologischen Merkmalen – und damit eine immer wertend gemeinte Konstruktion.“ Eine Konstruktion, die vor allem im Alltag immer noch eine Rolle spielt. Pegida, sagt Vogel, sei ein weiterer Anlass gewesen, „das Thema jetzt anzufassen.“ Denn in den Köpfen der Demonstranten seien Muster am Werk, die aus der rassistischen Werkzeugkammer stammen: „Weil es bei ihnen immer darum geht, zu definieren, wer dazugehört und wer nicht.“
Die Ausstellung will ihren Teil dazu beitragen, diese Muster sichtbar zu machen – und letztlich unschädlich.
Die Ausstellung „Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen“ ist ab dem 19. Mai 2018 im Deutschen Hygiene-Museum Dresden zu sehen. Sie läuft bis zum 06. Januar 2019. Geöffnet ist das Haus Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr
Ansichtssachen und Gesichtsgeschichten Mit „Gesichter – eine Ausstellung über das, was wir zeigen und verbergen“ widmet sich das Deutsche Hygiene-Museum…
Mit der Ausstellung „Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen“ bezieht das Deutsche Hygiene-Museum Dresden Stellung zur eigenen Historie – und zur aktuellen Situation in Dresden
Gibt es Menschenrassen? Die Wissenschaft sagt dazu ganz klar: Nein. Trotzdem sind viele immer noch davon überzeugt, dass sich die Menschheit mit dem Begriff der Rasse sinnvoll sortieren lässt.
Susanne Wernsing ist Kuratorin der Ausstellung „Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen“, die vom 19. Mai 2018 bis zum 6. Januar 2019 im Deutschen Hygiene-Museum Dresden stattfindet. Wernsing fragt: „Warum können wir nur schwer akzeptieren, dass es sich dabei nicht um eine biologische Kategorie handelt?“ Die Ausstellung geht den Gründen für die Versuche nach, Rassentheorien zu entwickeln.
Und sie will die Besucher für rassistische Muster sensibilisieren. „Wir wollen die Willkürlichkeit solcher Zuordnungen zeigen. Rassismus ist vielleicht nicht immer greifbar, aber oft anwesend“, sagt Wernsing.
Rassenforscher oder Geisterjäger?
Die Ausstellung untersucht Propagandamaterial ebenso wie Kunst, die den Nazis als „entartet“ galt. Sie zeigt Ausschnitte aus Filmen wie „King Kong“, Exponate aus der deutschen Kolonialgeschichte und anthropologische Darstellungen. Sie zeigt die Suche der Wissenschaft nach Methoden zur Beschreibung von Rassenmerkmalen: Ein Kasten mit den Gerätschaften eines Anthropologen aus den Dreißigerjahren zeigt dabei erstaunliche Ähnlichkeiten mit der Ausrüstung eines belgischen Geisterjägers aus derselben Zeit.
„Das Fahnden nach Geistern erscheint vielen als vollkommen absurd“, sagt Wernsing. „Aber die Methoden, mit denen Wissenschaften seit über 200 Jahren nach Nachweisen für Rassenkategorien gesucht haben, sind nicht selten sehr ähnlich.“
Die Exponate stammen unter anderem aus dem Musée de L’Homme in Paris, dem Karl-May-Museum in Radebeul, und dem Archiv des DHMD. Zu Susanne Wernsings Team gehören auch der renommierte Architekt Diébédo Francis Kéré als Ausstellungsgestalter und der Historiker Christian Geulen als wissenschaftlicher Berater.
Das Museum als Propaganda-Werkzeug der Nazis
Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden (DHMD) hat selbst eine zwiespältige Vergangenheit. Schon bei der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden war ein Abschnitt dezidiert der „Rassenhygiene“ gewidmet. Nach ihrer Gründung im Jahr 1912 war die Institution nicht nur mit der gesundheitlichen Aufklärung befasst, sondern auch mit der Verbreitung rassistischen Gedankenguts. Während des Dritten Reiches wurde das Museum zu einem der zentralen Propaganda-Werkzeuge der Nazis. Direktor Klaus Vogel sagt: „Die Geschichte dieser Institution ist ein historischer Rucksack. Wir wollen und müssen uns ihr stellen.“
Dass es Unterschiede zwischen Menschen gibt, bestreitet Vogel nicht. „Aber der Begriff „Rasse“ ist die soziale Deutung von biologischen Merkmalen – und damit eine immer wertend gemeinte Konstruktion.“ Eine Konstruktion, die vor allem im Alltag immer noch eine Rolle spielt. Pegida, sagt Vogel, sei ein weiterer Anlass gewesen, „das Thema jetzt anzufassen.“ Denn in den Köpfen der Demonstranten seien Muster am Werk, die aus der rassistischen Werkzeugkammer stammen: „Weil es bei ihnen immer darum geht, zu definieren, wer dazugehört und wer nicht.“
Die Ausstellung will ihren Teil dazu beitragen, diese Muster sichtbar zu machen – und letztlich unschädlich.
Die Ausstellung „Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen“ ist ab dem 19. Mai 2018 im Deutschen Hygiene-Museum Dresden zu sehen. Sie läuft bis zum 06. Januar 2019. Geöffnet ist das Haus Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr
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