DIAF: Dresdens Schaufenster für Trickfilm

Das Trickfilm-Archiv in Dresden ist Museum, Sammlung und Kino gleichzeitig – und bundesweit einzigartig

Collage mit Puppenfigur, Filmstreifen und Leinwand mit grünem Fabelwesen – Symbol für Dresdner Animationsfilm im DIAF.
Das DIAF ist eine Sammlungs- und Informationsstätte zum Animationsfilm. Bild: DIAF/Jörg Herrmann/Elmar Niersmann

Seit vielen Jahrzehnten werden in Dresden Trickfilme produziert. Einer davon hat jetzt einen Emmy gewonnen.

Dresden hat eine lange Trickfilmtradition. Bis zur Wende hatte hier das DEFA-Studio für Trickfilme seinen Sitz, damals das größte Studio für Animationsfilme in Deutschland, das über 2000 Filme produziert hat. Zudem wurde 1989 das Filmfest Dresden für Kurz- und Animationsfilme ins Leben gerufen. Seither zählt es zu den wichtigsten Festivals seines Genres.

Darüber hinaus können sich Dresdens Trickfilmer auch heute noch im weltweiten Wettbewerb sehen lassen. Jüngst gewann die Kinderserie Auf Fritzis Spuren – wie war das so in der DDR des Dresdner Regisseurs Ralf Kukula im September 2025 den International Emmy Award für nicht-amerikanische TV-Produktionen. Es ist das erste Mal, dass ein deutsche Kinderserie mit dem Emmy ausgezeichnet wird, der Preis gilt als Gütesiegel für Fernsehfilme und -serien. Ralf Kukula startete seine Karriere im DEFA-Studio für Trickfilme und machte sich nach der Wende mit der Produktionsfirma Balance Film selbstständig.

  • Gruppe bei einer internationalen Preisverleihung hält eine Trophäe – Symbol für ausgezeichnete Animationsserie. Historisches Trickfilmstudio (s/w)
  • Gezeichnete Szene mit zwei tanzenden Jugendlichen vor stilisiertem Stadthintergrund – Beispiel für zeitgenössischen Animationsfilm.

DIAF – das Trickfilmmuseum in Dresden

Wer mehr über die Dresdner Trickfilmwelt erfahren möchte, sollte unbedingt das DIAF besuchen. Denn das Deutsche Institut für Animationsfilm (DIAF) ist nicht nur ein Museum, sondern auch eine bedeutende Forschungsstätte. Gegründet wurde das DIAF bereits im Jahr 1993. Zu den Gründungsmitgliedern des DIAF zählt unter anderem Ralf Kukula.

Darüber hinaus widmet sich das DIAF der Sammlung, Sicherung und wissenschaftlichen Aufarbeitung des deutschen Animationsfilms. Besonders wichtig ist dabei die Verwaltung des umfangreichen Nachlasses des ehemaligen DEFA-Studios für Trickfilme aus Dresden. Insgesamt umfasst die Bibliothek des DIAF etwa 4.000 Medien. Hinzu kommen rund 3.000 Filmkopien sowie etwa 5.000 Trickfilmfiguren und Requisiten. Damit ist das DIAF bundesweit einzigartig.

Das DIAF verfolgt ein klares Ziel: nämlich das Erbe des Animationsfilms zu bewahren und gleichzeitig einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

In der Dauerausstellung kann man in die Geschichte des deutschen – insbesondere des DDR‑Animationsfilms – eintauchen. Hier wird eine fast vergessene Kunstform liebevoll dokumentiert und präsentiert. Zugleich umfasst das Angebot regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen.

DIAF Dauerausstellung – Animation erleben

Historisches Schwarzweißfoto: Animator zeichnet eine Figur, umgeben von Puppen und Werkzeug – Einblick in analoge Produktion.
Der Regisseur und Puppengestalter Gerhard Behrendt „konstruiert“ 1960 das Sandmännchen im Puppenstudio des Deutschen Fernsehfunks. Foto: Archiv Petzold

Aktuell trägt die Dauerausstellung den Titel „Bild für Bild – Phase für Phase. Animationsfilm aus Deutschland“. Dort erhalten Besucher einen faszinierenden Einblick, wie Animationsfilme früher entstanden sind – noch ohne moderne Computer oder digitale Technik, sondern per Hand: zum Beispiel mit Zeichentrick, Puppentrick, Silhouetten- oder Legetrick.

Silhouettenfilm ehrt Komponisten Carl Maria von Weber

Carl Maria von Webers wohl bekannteste Oper „Der Freischütz“ wurde 1821 uraufgeführt. Das berühmte musikalische Werk des einstigen Dresdner Hofka

Nostalgische Figuren und Klassiker aus Kinder- oder Märchen‑Trickfilmen – etwa das ikonische Sandmännchen – lassen Erinnerungen lebendig werden. Originalfiguren, Requisiten, Zeichenfolien sowie Geräte für Bild und Ton zeigen, wie aufwendig es damals war, Animationsfilme zu produzieren. Dabei wird Schritt für Schritt sichtbar, wie aus Einzelbildern Bewegung entsteht.

Sonderausstellung im DIAF über Jan Walter Habarta

Farbige Legetrick‑Szene mit Postboten auf Einrad vor einem Baumhaus – typische Papier‑Collage des klassischen Animationsfilms.
Szenenbild aus Einladung zum Gartenfest, Jan Walter Habarta, BRD 1980. Bild: Museen der Stadt Landshut/Harry Zdera

Noch bis 29. März 2026 läuft die Sonderausstellung „Phantastische Welten – Jan Walter Habarta“. Die Schau würdigt das Lebenswerk des Landshuter Filmemachers Jan Walter Habarta. Dafür perfektionierte er für seine Produktionen – zu sehen etwa in Kinderserien wie Rappelkiste und Zirkus Zapzaroni – die Technik des Legetricks. Dabei handelt es sich um eine einfache Animationstechnik, bei der ausgeschnittene Figuren, Bilder oder Symbole aus Papier vor der Kamera bewegt und Bild für Bild aufgenommen werden.

Begleitprogramm und Filmreihen

Übrigens organisiert das DIAF neben Ausstellungen regelmäßig Filmvorführungen und Programme im Museumskino. Unter dem Namen ANIMANIA laufen Animationsfilme – sowohl historische als auch zeitgenössische –, häufig mit direktem Bezug zur aktuellen Ausstellung. Dadurch vertieft das Rahmenprogramm das Gesehene; zugleich öffnet es neue Perspektiven auf Technik, Stil sowie Geschichte.

DIAF
Geschäftstelle und Bibliothek (Anmeldung erforderlich)
Kraftwerk Mitte 3 (Reaktanz)
01067 Dresden

Ausstellungen
Technische Sammlungen Dresden
Junghansstraße 1–3
01277 Dresden
Di – Fr, 9 –17 Uhr, Sa, So und Feiertage: 10–18 Uhr
www.diaf.de



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