Elbvenezianischer Carneval in Dresden: Kostümierte in venezianischen Kostümen flanieren durch die Altstadt.

Ein Hauch von Venedig: Elbvenezianischer Carneval in Dresden

Leidenschaft und Lebensfreude vom 9. bis zum 10. Februar an der Elbe erleben

Die Karnevalstradition an der Elbe reicht bis in die Renaissance zurück. Schon 1533 notierte Herzog Moritz, Churfürst zu Sachsen nach Einführung der Reformation: „erste Fastnachtsfreude in Dresden gehalten“. Jetzt versucht eine Initiative an die lange Verbindung zwischen Dresden und Venedig anzuknüpfen und die Tradition des Venezianischen Karnevals an die Elbe zu holen. Vom 9. bis zum 10. Februar werden Kostümierte durch Dresden flanieren und mit ihren fantasievollen Kostümen die Stadt noch bunter machen. Wir haben im Vorfeld mit dem gebürtigen Dresdner Brend Hoffmann gesprochen, der das Festival organisiert.

Es geht um Lust, Leidenschaft und Lebensfreude. Genau wie beim Karneval am Rhein, geht es an der Elbe ausgelassen zu. Zugegeben, vielleicht noch ein paar Nummern kleiner, dafür aber kulturell anspruchsvoll und mit kuriertem Begleitprogramm. Als er den Karneval in Venedig vor 20 Jahren zum ersten Mal selbst erlebte, stand für Bernd Hoffmann fest: „So etwas müsste es auch in Dresden geben“. Mit der dritten Auflage des Elbvenezianischen Carnvals geht deshalb für ihn nicht nur ein Traum in Erfüllung, es ist auch die Belohnung für jahrelange Arbeit. Denn anders als im Rheinland entspringt der Elbvenezianische Carneval dem Engagement einer privaten Initiative. Ein Gespräch über die Verbindung von Italien und Sachsen Sehen und Gesehen werden, und das kostümierte Flanieren in barockem Ambiente.

Dresden-Magazin Redaktion: Karneval hat in Dresden eine lange Tradition, erste Zeugnisse von Fastnachtsfeiern findet man schon 1533. Wie passt der Elbvenezianische Carneval in diese Tradition?

Bernd Hoffman: Der Elbvenezianische Carneval möchte die Nebensaison in Dresden beleben und schöne Bilder in die Welt senden. 2019 fanden anlässlich des 300. Jahrestages der Kurprinzenhochzeit Feierlichkeiten in barocker Lebensfreude statt. Diese hatten überregional und regional für positive Aufmerksamkeit gesorgt. Seitdem bestand der Wunsch der verschiedenen Barockvereine und Interessengruppen, wieder regelmäßig die barocke belegte Feierkultur zu erleben. Der Gedanke des Venezianischen Carnevals greift diese Idee auf.

In anderen Teilen der Republik verbindet man Karneval mit Rosenmontagsumzügen und Kamelle. Was macht den Elbvenezianischen Carneval so besonders, worin unterscheidet er sich?

Der Elbvenezianische Carneval hat keinerlei Verbindung zum Fasching rheinischer oder alemannischer Art. Er stellt die historisch belegte Verbindung zur Tradition des Karneval in Venedig dar, an dem besonders die sächsischen Kurprinzen während ihrer Kavaliersreisen große Freude hatten und die diese Festkultur daraufhin in Dresden etabliert haben. Heutzutage geht es, wie schon im Barock am Sächsischen Hof, um Sehen und Gesehen werden. Daher ist das Motto des Elbvenezianischen Carnevals: Lust & Leidenschaft & Lebensfreude.

Was macht für Sie ganz persönlich die Faszination des Elbvenezianischen Carnevals aus? Haben Sie den Karneval schonmal in Venedig live erleben können?

Wie Dresden ist auch Venedig eine Bühne für das Spiel von in Roben gewandeten Menschen und Besuchern der Stadt. Dieses Spiel erfreut mich immer wieder bei meinen Besuchen in Venedig, aber auch bei den unterschiedlichen Events hier in der Region, etwa in den Parks von Großsedlitz und Pillnitz, auf Schloss Weesenstein oder beim Parkfest in Lichtenwalde. Besonders ist aber immer für mich das Flanieren in Dresden.

In Roben gewandet flanieren die Gäste beim Elbvenezianischen Karneval in Dresden durch die Altstadt. Es geht ums Sehen und Gesehen werden, sagt Organisator Bernd Hoffmann.  Photo: Tommy Halfter (DML-BY)
In Roben gewandet flanieren die Gäste beim Elbvenezianischen Karneval in Dresden durch die Altstadt. Es geht ums Sehen und Gesehen werden, sagt Organisator Bernd Hoffmann. Photo: Tommy Halfter (DML-BY)

Das Fest findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Sie organisieren den Carneval in Eigeninitiative. Das klingt nach einer ziemlichen Mammutaufgabe.

Ich koordiniere die unterschiedlichen Initiativen. Ich möchte testen, wie die Idee bei allen Beteiligten ankommt, denn ich bin davon überzeugt, dass unsere Idee Potenzial hat und in Zukunft noch mehr Menschen begeistern wird.

Die Atmosphäre beim Elbvenezianischen Carneval ist gediegen und es gibt ein flankierendes Kulturprogramm. Wie sieht so ein Tag aus?

Es gibt in diesem Jahr ein abwechslungsreiches Programm mit Kultur und Kulinarik. Kulturelle Höhepunkte sind zweifelsohne die Kuratorenführung in der Gemäldegalerie Alte Meister und die Autorenlesung im Kügelgenhaus. Beide Veranstaltungen haben die enge Verbindung zwischen Dresden und Venedig zum Inhalt. Kulinarisch beginnt der Carneval am 9. Februar im Hilton Hotel und er wird enden mit einem festlichen Abendessen im ANNA, dem Restaurant im Residenzschloss. Mit diesem Abendessen kehrt der Carneval wieder ins Schloss – nach über 100 Jahren Pause – zurück. Ganz besonders ist: zu allen Programmpunkten dürfen die Gäste gewandet teilnehmen.

Worauf freuen Sie sich besonders, was ist Ihr Highlight?

Mein Highlight ist das Flanieren durch die Altstadt am 10. Februar. Ich freue mich auf alle Teilnehmenden, die zum Teil eine weite Anreise dafür in Kauf nehmen. Ich freue mich auf die sicher sehr fantasievollen Gewänder.

Wie werden Sie die beiden Tage verbringen? Als Organisator mit Handy am Ohr oder kostümiert inmitten der Gäste?

Für mich steht natürlich die eigene Freude am Fest mit an oberster Stelle. Ich werde selbst in unterschiedlichen Roben erscheinen und bin mir sicher, die Partner der Kultur und Gastronomie arbeiten professionell. Ich sehe mich an diesem Tag eher als Dirigent.

Prunkvolle Kostüme faszinieren Hobbyfotografen. Was raten Sie denen, die mit ihrer Kamera losziehen, um Bilder von den Verkleideten zu machen. Wo trifft mal die Teilnehmer?

Jeder darf und soll gern Fotoapparat, Videokamera oder Handy zücken und Aufnahmen machen. Das ist ja ein Hauptziel der Initiatoren, schöne Bilder in die Welt zu senden. Ich hoffe, alle verwenden den #elbvenezianischercarneval und #visitdresden , damit jeder diese in den sozialen Netzwerken wiederfinden kann. Die schönsten Motive finden sich bestimmt am Samstag, 10. Februar ab 10:45 Uhr beim Treffen auf dem Neumarkt und dem anschließenden Flanieren durch die Altmarktgalerie, die Arkaden am Altmarkt und im Stallhof. Wenn es das Wetter und die Zeit zulassen, werden wir noch über die Brühlsche Terrasse flanieren.

Das Flanieren gehört zum Elbvenezianischen Carneval einfach dazu. Hobbyfotografen finden mit den Teilnehmern spannende Motive für einen Erinnerungs-Schnappschuss. Foto: Tommy Halfter
Das Flanieren gehört zum Elbvenezianischen Carneval einfach dazu. Hobbyfotografen finden mit den Teilnehmern spannende Motive für einen Erinnerungs-Schnappschuss. Foto: Tommy Halfter

Kann man sich kurzfristig anmelden, oder reicht es einfach vorbeizukommen?

Zum Flanieren ist keine Anmeldung erforderlich. Gern kann man gewandet dabei sein oder auch als Zuschauer sich von Lust & Leidenschaft & Lebensfreude anstecken lassen, um dann vielleicht 2025 selbst gewandet mit zu flanieren. Die Termine sind bereits bis 2028 im städtischen Veranstaltungskalender und auf unserer Website veröffentlicht. Alle Programmpunkte für die eine Anmeldung erforderlich war, sind seit Wochen ausgebucht und teilweise mit Warteliste versehen.

Wo soll die Reise hingehen? Wie sieht der Elbvenezianische Carneval in Dresden 2030 aus?

Ich hoffe natürlich, dass die Landeshauptstadt unter anderem das 2027 bevorstehende 350jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung eines Italienisch-Venezianischen Carnevals in Dresden aufgreift. Es gab in der Geschichte immer sehr viel – besonders auch neue – Kultur zum Carneval in Dresden und das sehe ich auch als Chance für Kultureinrichtungen, die Hotellerie und Gastronomie in meiner Heimatsstadt. Übrigens auch in Venedig wurde der aktuell als Jahreshighlight gefeierte Karneval erst vor ca. 40 Jahren nach langer Pause wiederbelebt.