Teatime: Tee und Teekultur in Dresden

Und die schönsten Orte, um sie zu genießen

Afternoon Tea vor kunstvollen Tapeten im Dresdner Taschenbergpalais
Zum Afternoon Tea mit delikaten Gebäckstücken und erlesenen Teesorten, umgeben von gemütlichen Interieur und kunstvollen Tapeten, lädt das Taschenbergpalais in Dresden ein. Foto: Taschenbergpalais

Wer hätte gedacht, dass in der „Hauptstadt der Kaffee­sachsen“ auch der Tee einen königlichen Ruf genießt und bereits seit mehr als 200 Jahren zelebriert wird. Über die Dresdner Teekultur und die schönsten Orte, um sie zu genießen, sprechen wir mit Teekultur­forscher und ­Hochschullehrer Prof. Hartwig Bohne im Interview.

Warum der Tee in Dresden eine lange Tradition hat und wo man ihn stilvoll genießen kann – darüber haben wir im Interview mit dem Dresdner Teekulturforscher und Hochschullehrer Professor Hartwig Bohne gesprochen. Und weil die duftende Tasse Tee am besten mit einem mürben Gebäckstück harmoniert, hat er uns außerdem gleich das Rezept für sein liebstes Teegebäck verraten.

Man kennt die „Kaffee­sachsen“, die Milchschokolade wurde in Dresden erfunden, aber was macht Dresden zur Teestadt?

Prof. Hartwig Bohne: Dresdens Teekultur lässt sich bis auf August den Starken zurückverfolgen, der im 18. Jahrhundert die „Chinoiserie“ aus Asien nach Dresden brachte. Davon zeugt heute noch das Chinesische Teehaus im Schlosspark Pillnitz. Bis 1890 blieb der Genuss des aromatischen Kolonialprodukts in zarten Henkeltassen aber dem Adel vorbehalten. Heute kann man in „Elbflorenz“ in ausgewählten Teegeschäften wie etwa dem Teerausch oder der Teezeit qualitativ hochwertige Tees kaufen und zugleich im Zwinger oder in der Porzellan­manufaktur in Meißen Teetassen, Teekannen und Teeschalen bewundern.

Wo trinken Sie denn in Dresden gerne Tee?

Prof. Hartwig Bohne: Am liebsten trinke ich meinen Tee dort, wo ich gut beraten werde: bei­spiels­weise in der Tee- und Kaffeezeit auf der Louisenstraße 4, einem Geschäft mit einer exzellenten Auswahl. Perfekt als „real english Tea time“ zelebriert, wird er für mich im stilvollen Ambiente des Taschenbergpalais.

Was verbindet Tee­trinker in Dresden und anderswo?

Prof. Hartwig Bohne: Tee verkörpert weltweit einen besonderen Geist: Er erfordert Zeit und schenkt gleichzeitig die Momente, in denen Menschen sich „auf eine Tasse“ treffen. In vielen Kulturen ist Tee ein Zeichen der Gastfreundschaft sowie eine universelle Sprache, die Menschen verbindet – selbst in stillem Einvernehmen.

Was ist Ihr schönster alltäglicher Teemoment?

Prof. Hartwig Bohne: Jeden Morgen wähle ich als ersten Akt des Tages aus einer meiner 40 historischen Teedosen einen losen oder handgepflückten Tee oder eine Assam- oder Ostfriesenteemischung. Die Zubereitung zelebriere ich in meiner großen japanischen 1,5-Liter-Filterkanne. Auch in meinem Büro am SRH Campus am Albertplatz habe ich das entsprechende Equipment, um mir eine Kanne Tee frisch zuzubereiten. Dafür habe ich dort fünf verschiedene lose Schwarztees zur Auswahl. Tee genieße ich pur, ohne Milch und Zucker, und halte ihn auf einem Stövchen warm. Nur zu Feiertagen gönne ich mir Kandis und Sahne.

Essen Sie gern Teegebäck zum Tee? Und wenn ja, wie sollte es optimalerweise sein?

Prof. Hartwig Bohne: Teegebäck ergänzt nur und darf nicht süß oder dominant schmecken. Es sollte kompakt sein, ohne zu krümeln, und dabei butterig zart und knusprig sein. Ich backe meine Kekse nach einem Rezept aus meiner Kindheit selbst.

In Sachsen genießt man die gute Tasse Tee stilecht aus Meißner Porzellan.
In Sachsen genießt man die gute Tasse Tee stilecht aus Meißner Porzellan. Foto: Nils Bröer

Rezept: Bohnes Tee-Kekse

Das Rezept seines Teegebäcks kennt Hartwig Bohne schon seit seiner Kindheit. Auf einer edlen Etagere oder Porzellanschale bereitgestellt, schmeckt es besonders gut und lädt direkt zum Anknuspern ein.

Zutaten:
300 g Weizenmehl
150 g kalte Butter
150 g brauner Zucker
1 TL Backpulver
2 Eier
2 TL Zitronenpaste oder die abgeriebene Schale zweier Zitronen

Zubereitung:
Zuerst Mehl, Backpulver und Zucker mischen, anschließend die kalte Butter in Stückchen dazugeben und mit den Knethaken vermengen. Währenddessen die Eier mit der Zitronenpaste schaumig rühren und danach zur Mehlmischung geben. Alles anschließend so lange kneten, bis eine homogene Masse entstanden ist, aus der man eine Kugel formen kann. Diese dann 30 Minuten kühl stellen und anschließend ausrollen. Nun Kekse ausstechen und bei 180 °C Ober-/Unterhitze für 15 Minuten backen. Zum Schluss die Kekse vollständig abkühlen lassen. Die abgekühlten Kekse halten sich bis zu sechs Monate.

Tee-Reise nach Dresden: die besten Orte zum Genießen

Afternoon Tea in der Amalie Pâtisserie & Lounge im Taschenbergpalais Dresden.
Afternoon Tea mit feinem Gebäck und ausgewählten Teesorten in stilvoller Atmosphäre der Amalie Pâtisserie & Lounge im Hotel Taschenbergpalais Dresden. Foto: Taschenbergpalais

1) Taschenbergpalais

Hartwig Bohne hat bereits auf der ganzen Welt Tee getrunken. Doch in Dresden schätzt er ganz besonders die Amalie Pâtisserie & Lounge im frisch renovierten und 2024 wiedereröffneten Hotel Taschenbergpalais Kempinski. Denn hier wird der Afternoon Tea zu einem echten Genusserlebnis: Neben erlesenen Teesorten werden außerdem delikate Gebäckstücke von Star-Pâtissier Yogesh Dutt serviert.

Amalie Pâtisserie & Lounge, Taschenberg 3, 01067 Dresden / Mo-So 10 bis 19 Uhr

2) Teerausch Dresden

Ob klassisch, unkonventionell, entspannend oder belebend, im Teefachgeschäft Teerausch in der Dresdner Neustadt finden Kenner und Genießer eine riesige Auswahl an Tees sowie Teegeschirrunikate und Teegeschenke. Und das Tollste: Vor dem Laden im Hof des Lichtes in der wunderschönen Kunsthofpassage kann man gemütlich sitzen und die neusten Tees probieren.

Kunsthofpassage Görlitzer Straße 25, 01099 Dresden / Mo-Fr 11 bis 19 Uhr, Sa 11 bis 16 Uhr

3) Tee- und Kaffeezeit Dresden

Dresdens ältestes Teegeschäft inmitten der Neustadt kombiniert eine außergewöhnliche Auswahl vorzüglicher Teesorten mit exzellenter Kundenberatung. Hier findet jeder seinen Lieblingstee. Darüber hinaus gibt es passendes Zubehör von Filtern und Sieben bis zum Teeservice. Ebenso sind Kaffees aus verschiedenen Regionen und Aromatiken sowie Schokolade im Angebot.

Louisenstraße 4, 01099 Dresden / Mo-Fr 10 bis 18 Uhr, Sa 10 bis 14 Uhr

4) KeXerei

Die mit Abstand größte Auswahl an Teegebäck sowie überhaupt allen Arten von Keksen in Dresden gibt es in der KeXerei – die Keksmanufaktur. Rund 100 Sorten werden hier in handwerklicher Tradition gebacken: mit Zucker, ohne Zucker, vegan, glutenfrei und immer lecker. Es gibt mehrere Filialen, unter anderem im Dresdner Hauptbahnhof, die schönste befindet sich jedoch mitten in der Altstadt.

KeXerei in der Altstadt, Sporergasse 5, 01067 Dresden, Mo – So 9 – 20 Uhr

Prof. Dr. Hartwig Bohne ist Professor für Internationales Hotelmanagement am Campus Dresden der SRH University – und Teekoryphäe. Als leidenschaftlicher Schwarzteetrinker forscht und schreibt er über europäische Teekultur. Außerdem ist er passionierter Sammler von allem, was mit Tee zu tun hat. In Dresden hat er 2024 die erste europäische Tee­kulturkonferenz ausgerichtet. Außerdem hat er mit seinem englischsprachigen Buch „Tea Cultures of Europe: Heritage and Hospitality“ das erste Werk seiner Art vorgelegt: einen umfassenden Sammelband zu den Teekulturen Europas.

 

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