„Cube“: Weltweit erstes Carbonbeton-Haus in Dresden eingeweiht

Nachhaltiger Baustoff könnte das Baugewerbe revolutionieren

Cube Dresden
Zweieinhalb Jahre hat der Bau des "Cube" gedauert. Es ist ein Zweigeschosser mit Symbolkraft. Foto: TU Dresden

Ein neues Gebäude in Dresden sorgt für Schlagzeilen: Der „Cube“ ist das erste Haus weltweit, das aus Carbonbeton gebaut wurde. Auf dem neuen, in Dresden entwickelten Baustoff ruhen viele Hoffnungen.

Dass der „Cube“ etwas Besonderes ist, darauf deutet schon die Architektur des Gebäudes hin. Es ist eine Mischung aus „Cube“ und „Twist“, also einem Würfel und einer grazil verdrehter Dach-Wand-Konstruktion. Beton und Glasfronten bilden ein harmonisches Gesamtbild. Futuristisch mutet das Gebäude an, das Ende September nach zweieinhalbjähriger Bauzeit in der Dresdner Einsteinstraße nahe dem Campus der TU Dresden eingeweiht wurde. Die Optik ist ein Hingucker. Viel spektakulärer ist aber eigentlich, was im „Cube“ steckt.

Cube Dresden
Der „Cube“ wurde am 28. September 2022 eingeweiht.

Was macht Carbonbeton so besonders?

Der „Cube“ ist das weltweit erste Haus, das aus Carbonbeton gebaut wurde. Dabei handelt es sich um einen neuen Baustoff, der nicht nur leichter und dünner ist als Stahlbeton, mit ihm lassen sich eben auch geschwungene Elemente fertigen. Für Carbonbeton sprechen aber nicht nur ästhetische Vorzüge. Die Vorteile des Verbundwerkstoffes sind viel bedeutsamer. Carbonbeton könnte den Rekord­-CO₂­-Ausstoß im Bau-­ und Gebäudesektor immens reduzieren und so die klimaschädliche Branche grüner machen.

Entwickelt wurde das Leichtbau-Material in Dresden von Prof. Manfred Curbach und seinem Team. Schon bald soll Carbonbeton weltweit zum Einsatz kommen und dafür sorgen, dass die klimaschädliche Produktion von Stahl massiv zurückgefahren werden kann. Carbonbeton ließe sich dann aber nicht nur für Neubauten einsetzen, sondern auch zur Verstär­kung und Sanierung denkmalgeschütz­ter oder baufälliger Gebäude. Noch fehlt die endgül­tige Zulassung, aber erste erfolgreich verwirklichte Pilotprojekte – wie der „Cube“ – geben Anlass zur Hoffnung, dass die Bauindustrie Carbonbeton bald weltweit nutzen kann.

Über die vielen Vorteile von Carbonbeton sprachen wir mit Prof. Manfred Curbach. Der Carbonbeton-Erfinder ist Direktor des Instituts für Massivbau der TU Dresden.

Herr Prof. Curbach, Sie haben Carbonbeton mitentwickelt. Was ist so besonders an dem Baustoff?

Er ist so robust wie Stahlbeton, dabei aber viel leichter und dünner. Außerdem rostet er nicht. Gebäude aus Stahlbeton halten 80 Jahre, Bauwerke aus Carbonbeton bis zu 200 Jahre. Zudem kann man ihn recyceln und wiederverwenden.

Wie wird Carbonbeton das Bauwesen verändern?

Mit Carbonbeton benötigen wir in Zukunft 80 Prozent weniger Material und können so wesentlich klima-­ und ressourcenfreundli­cher bauen. Das ist dringend nötig. Das Bauwesen ist verant­wortlich für 25 Prozent des globalen CO₂­-Ausstoßes.

Wie wichtig war der Standort Dresden für die Entwicklung von Carbonbeton?

Sehr wichtig! Es gibt hier neben der TU viele außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Industriebetriebe, die in der Summe pures Gold sind. Wir arbeiten inzwischen mit 160 Partnern zusammen, viele davon aus Sachsen.