Königin der Instrumente

Christoph Münch

Seit September 2017 hat der Kulturpalast eine neue Konzertorgel. Sechs Jahre lang hat der Orgelbauer Dirk Eule an ihr gearbeitet. Er hat ihr ihren individuellen Klang verliehen, der genau zu der sächsischen Mentalität passt.

Sie waren gerade für ein Projekt in Russland, als Orgelbauer Dirk Eule und sein künstlerischer Leiter die Nachricht erhielten, dass sie die neue Orgel für den Dresdner Kulturpalast bauen sollten.

Sie machten sich noch auf dem Flughafen in Moskau begeistert an die Planungen. Sechs Jahre bis zur Einweihung im September 2017, das war für eine Konzertorgel dieser Groöße eher knapp. Zudem hat der Saal nicht den Nachhall einer Kirche, er ist auf ein Orchester abgestimmt.

„Deshalb reicht die Dynamik dieser Orgel vom leisesten Primo, bei dem Sie fast die Luft anhalten müssen, um es zu hören, bis zum vollen Tutti“, sagt Eule.

Für das vielseitige Klangbild sorgen 4109 Pfeifen, die von der kleinsten mit 12 Millimeter bis zur größten mit 9,23 Metern harmonisch in die weinbergterrassenartige Konzertsaalarchitektur integriert werden mussten. 67 Register lassen den Organisten zwischen englischen, deutschen oder französischen Klangrichtungen wählen. „Sie ist eine europäische Orgel“, sagt der Custos der Orgel Holger Gehring, Organist der benachbarten Kreuzkirche.

Klar, weich und warmherzig – genau wie Dresden

Der Spieltisch der Orgel im Kulturpalast ist fahrbar, so dass der Organist beim Orchester auf der Bühne sitzen kann. Oder umlagert von einer Schulklasse, denen Gehring die faszinierende Technik dieses Instruments nahebringt. „Musikvermittlung ist wichtig, Kinder sind die Zuhörer von morgen.“

Bei Konzerten spielt er die Orgel, oder der „Palastorganist“. Dieser Artist in Residence der Philharmonie Dresden ist zur Zeit Olivier Latry, der Organist der Pariser Kathedrale Nôtre Dame. Der zeigte sich von dem Instrument im Kulturpalast nach dem Einweihungskonzert so begeistert wie Presse und Publikum.

Bis kurz vor diesem Konzert feilten die Intonateure im Wechsel mit den letzten Bauarbeiten im Gebäude am perfekten Klangbild – zuletzt nachts, während tagsüber das Orchester probte. Das Klangbild sollte zu Dresden und der sächsischen Mentalität passen: „Klar, weich und warmherzig“, beschreibt es Dirk Eule.

Hermann Eule Orgelbau in der Lausitz baut seit fast anderthalb Jahrhunderten Orgeln. Dass die Dresdner Orgelkommission ausgerechnet einen sächsischen Instrumentenbauer beauftragte, war ein glücklicher Zufall.

Eule behauptete sich gegen internationale Konkurrenz durch das Konzept und ihre internationale Erfahrung mit Konzertsälen. Dirk Eule beobachtet derzeit sogar ein Comeback der Konzertorgel und freute sich deshalb besonders für Dresden: „Der Kulturpalast ist hier ein Vorreiter.“

Konzerte im Kulturpalast

Dresdner Philharmonie

Seit seiner Wiedereröffnung 2017 finden im Kulturpalast regelmäßig Konzerte der Dresdner Philharmonie statt

Orgelzyklus

Die beliebte Konzertreihe in den drei großen Barockkirchen der Dresdner Innenstadt wird seit 2017 durch Konzerte im Kulturpalast erweitert. Der Orgelzyklus beginnt im Februar und geht bis November. Währenddessen finden im Wechsel Konzerte in Kreuzkirche, Frauenkirche, Kathedrale und Kulturpalast statt. Immer mittwochs um 20.00 Uhr

Lesen Sie auch …

  • Anastasia Umrik ist eine Frau, Ausländerin und sitzt aufgrund einer Muskelerkrankung im Rollstuhl. Philip Siefer hat die Kondommarke „einhorn“ ins…

  • Kultur trotzt Corona

    Obwohl die Theater, Konzertsäle, Clubs und Museen geschlossen sind, steht das kulturelle Leben in Dresden nicht still.

  • Blick vom Hausmannsturm

    Zwei lange Monate lang ging in der Dresdner Museumsszene gar nichts mehr - bis vieles ins Digitale verlagert wurde.