Am 2. April beginnen an der Dresdner Semperoper die gefeierten Richard-Strauss-Tage. Ein guter Anlass, der einzigartigen künstlerischen Symbiose zwischen dem Komponisten und der Elbmetropole auf den Grund zu gehen.
Wer die Geschichte der musikalischen Metropolen Europas betrachtet, stellt rasch fest: Dresden hatte schon immer einen besonderen Rang inne. Dies ist unter anderem der Qualität der Sächsischen Staatskapelle zu verdanken, die in diesem Jahr das 475. Jubiläum feiert und somit zu den ältesten sowie renommiertesten Klangkörpern des Kontinents gehört. Vivaldi widmete dem Ensemble Anfang des 18. Jahrhunderts ein Werk. Beethoven schwärmte in den höchsten Tönen. Kaum jemand hatte aber ein so innigliches Verhältnis zur Stadt und seinen Musikern wie Richard Strauss.
Chefdramaturg Johann-Casimir Eule: „Strauss war ein genialer Handwerker“
Der gebürtige Münchner fing im Jahr 1870 bereits als Sechsjähriger an zu komponieren. Nach dem Abitur studierte er kurzzeitig Kunstgeschichte und Philosophie, brach aber ab, um sich ganz der Musik zu widmen. „Richard Strauss fand in Dresden, bei den Dirigenten der damaligen Hofoper und vor allem auch unter den Musikerinnen und Musikern der Staatskapelle sehr früh Unterstützung und Anerkennung“, sagt Johann-Casimir Eule, Chefdramaturg der Semperoper. „So kam seine Serenade für 13 Bläserstimmen op 7. in Dresden 1882 im Tonkünstlerverein mit Bläsern der damaligen Hofkapelle zur Uraufführung.“ Für den damals 18-Jährigen stellte dies die notwendige Bestätigung dar, dass seine Entscheidung für die Musik richtig war.
Strauss und die Sächsische Staatskapelle: „Gefühle innigster Dankbarkeit und Bewunderung“
Neun der insgesamt 15 Opern des Komponisten kamen in Dresden zur Aufführung. „Strauss war wirklich ein genialer ,Handwerker‘, der aus einer tiefen Kenntnis der Musikgeschichte, der Instrumentationskunst, der Sängerbedürfnisse sowie der Möglichkeiten eines Orchesters immer wieder neue Klangfarben, musikalische Sphären und Erzählweisen entwickelte“, betont Eule. „Und er war und blieb immer neugierig auf Neues, war eng an den Ausführenden dran, im intensiven Austausch mit den Künstlern und Dirigenten. So konnte über mehrere Jahrzehnte ein Verständnis und wohl auch eine kreative Beziehung zueinander entstehen, die in dieser Form musikgeschichtlich besonders ist.“ Richard Strauss selbst notiert 1948 über die Sächsische Staatskapelle: „Aus der Fülle der herrlichen Erinnerungen meiner künstlerischen Laufbahn rufen die Klänge dieses Meisterorchesters stets von neuem Gefühle innigster Dankbarkeit und Bewunderung wach.“
Mit „Der Rosenkavalier“ erreichen die Richard-Strauss-Tage einen frühen Höhepunkt
Die Richard Strauss-Tage würdigen diese besondere Beziehung bereits seit 1909. Nach einer Matinee am 2. April folgt am Montag mit der Oper „Der Rosenkavalier“ ein erster Höhepunkt. „Das Werk ist einfach ikonisch für unser Haus und die Sächsische Staatskapelle“, hebt Eule hervor. „Die Besetzung, unter anderem mit Camilla Nylund, Peter Rose, Sophie Koch und Markus Eich, ist herausragend, es dirigiert Cornelius Meister und die Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg ist eine sehr kluge und schöne Verbeugung vor der Uraufführungs-Ausstattung von Alfred Roller, die ja über viele Jahrzehnte maßstabssetzend war.“
„Der Rosenkavalier“: Inszenierung begeistert seit über 20 Jahren
Laufenbergs Inszenierung des „Rosenkavaliers“ hat längst selbst Maßstäbe gesetzt. Seit mehr als 20 Jahren befindet sie sich im Repertoire und begeistert Publikum und Kritik stets aufs Neue. Im Strauss-Oeuvre nimmt das 1911 – natürlich – in Dresden uraufgeführte Werk eine besondere Stellung ein. Hier klingt die Bewunderung von Richard Strauss für Wolfgang Amadeus Mozart am deutlichsten durch.
Kammerabend am 13. April stellt Strauss und Mozart gegenüber
Was liegt also näher, als die Werke beider Komponisten gegenüberzustellen? Dies geschieht am 13. April beim Kammerabend. Strauss‘ Serenade Es-Dur op. 7 für 13 Blasinstrumente und „Metamorphosen“ rahmen Mozarts Streichquintett Nr. 6 Es-Dur KV 614. Dass Ensembles wie die Dresdner Kammerharmonie die „Metamorphosen“ in dieser Fassung überhaupt aufführen können, ist einem Zufall zu verdanken. Bekannt ist das Spätwerk ursprünglich in der Orchesterfassung für 23 Solostreicher. Jedoch wurde 1990 in der Schweiz eine Partitur entdeckt, die nahelegt, dass Strauss davor eine Fassung mit sieben Streichern plante. Rudolf Leopold, der als Konzertcellist und Professor für Violoncello an der Musikhochschule Graz wirkte, nahm eine Rekonstruktion vor, die 1996 herausgegeben wurde.
Richard Strauss war glühender Mozart-Verehrer
Die Mozart-Begeisterung wurde Strauss in die Wiege gelegt: „Richard Strauss‘ Vater Franz Strauss, Hornist der Münchner Hofkapelle, war ein glühender und kundiger Mozart-Verehrer. So gab es zu Hause zum Beispiel die erste kritische Mozart-Gesamtausgabe, was absolut ungewöhnlich war in einer Zeit, in der Mozart wenig gespielt wurde und Wagner den Geschmack dominierte“, erläutert Eule den Hintergrund der Mozart-Faszination. Seine „Melodie schwebt zwischen Himmel und Erde, zwischen sterblich und unsterblich, tiefstes Eindringen der künstlerischen Phantasie in letzte Geheimnisse“, schwärmte Strauss noch 1944.
Richard Strauss-Tage finden auch 2024 statt
Die diesjährigen Richard Strauss-Tage beleuchten zwei Wochen lang somit unterschiedliche Aspekte des Komponisten. Anders als in der Vergangenheit schließt sich die nächste Ausgabe nur ein Jahr später an: „In jedem Fall sieht unsere Planung zusammen mit Christian Thielemann auch 2024 Richard Strauss-Tage in der Semperoper vor“, gibt Eule einen Ausblick.
Am 2. April beginnen an der Dresdner Semperoper die gefeierten Richard-Strauss-Tage. Ein guter Anlass, der einzigartigen künstlerischen Symbiose zwischen dem Komponisten und der Elbmetropole auf den Grund zu gehen.
Wer die Geschichte der musikalischen Metropolen Europas betrachtet, stellt rasch fest: Dresden hatte schon immer einen besonderen Rang inne. Dies ist unter anderem der Qualität der Sächsischen Staatskapelle zu verdanken, die in diesem Jahr das 475. Jubiläum feiert und somit zu den ältesten sowie renommiertesten Klangkörpern des Kontinents gehört. Vivaldi widmete dem Ensemble Anfang des 18. Jahrhunderts ein Werk. Beethoven schwärmte in den höchsten Tönen. Kaum jemand hatte aber ein so innigliches Verhältnis zur Stadt und seinen Musikern wie Richard Strauss.
Chefdramaturg Johann-Casimir Eule: „Strauss war ein genialer Handwerker“
Der gebürtige Münchner fing im Jahr 1870 bereits als Sechsjähriger an zu komponieren. Nach dem Abitur studierte er kurzzeitig Kunstgeschichte und Philosophie, brach aber ab, um sich ganz der Musik zu widmen. „Richard Strauss fand in Dresden, bei den Dirigenten der damaligen Hofoper und vor allem auch unter den Musikerinnen und Musikern der Staatskapelle sehr früh Unterstützung und Anerkennung“, sagt Johann-Casimir Eule, Chefdramaturg der Semperoper. „So kam seine Serenade für 13 Bläserstimmen op 7. in Dresden 1882 im Tonkünstlerverein mit Bläsern der damaligen Hofkapelle zur Uraufführung.“ Für den damals 18-Jährigen stellte dies die notwendige Bestätigung dar, dass seine Entscheidung für die Musik richtig war.
Strauss und die Sächsische Staatskapelle: „Gefühle innigster Dankbarkeit und Bewunderung“
Neun der insgesamt 15 Opern des Komponisten kamen in Dresden zur Aufführung. „Strauss war wirklich ein genialer ,Handwerker‘, der aus einer tiefen Kenntnis der Musikgeschichte, der Instrumentationskunst, der Sängerbedürfnisse sowie der Möglichkeiten eines Orchesters immer wieder neue Klangfarben, musikalische Sphären und Erzählweisen entwickelte“, betont Eule. „Und er war und blieb immer neugierig auf Neues, war eng an den Ausführenden dran, im intensiven Austausch mit den Künstlern und Dirigenten. So konnte über mehrere Jahrzehnte ein Verständnis und wohl auch eine kreative Beziehung zueinander entstehen, die in dieser Form musikgeschichtlich besonders ist.“ Richard Strauss selbst notiert 1948 über die Sächsische Staatskapelle: „Aus der Fülle der herrlichen Erinnerungen meiner künstlerischen Laufbahn rufen die Klänge dieses Meisterorchesters stets von neuem Gefühle innigster Dankbarkeit und Bewunderung wach.“
Richard Strauss-Tage an der Dresdner Semperoper
2.-16. April
Programm und Tickets hier
Mit „Der Rosenkavalier“ erreichen die Richard-Strauss-Tage einen frühen Höhepunkt
Die Richard Strauss-Tage würdigen diese besondere Beziehung bereits seit 1909. Nach einer Matinee am 2. April folgt am Montag mit der Oper „Der Rosenkavalier“ ein erster Höhepunkt. „Das Werk ist einfach ikonisch für unser Haus und die Sächsische Staatskapelle“, hebt Eule hervor. „Die Besetzung, unter anderem mit Camilla Nylund, Peter Rose, Sophie Koch und Markus Eich, ist herausragend, es dirigiert Cornelius Meister und die Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg ist eine sehr kluge und schöne Verbeugung vor der Uraufführungs-Ausstattung von Alfred Roller, die ja über viele Jahrzehnte maßstabssetzend war.“
„Der Rosenkavalier“: Inszenierung begeistert seit über 20 Jahren
Laufenbergs Inszenierung des „Rosenkavaliers“ hat längst selbst Maßstäbe gesetzt. Seit mehr als 20 Jahren befindet sie sich im Repertoire und begeistert Publikum und Kritik stets aufs Neue. Im Strauss-Oeuvre nimmt das 1911 – natürlich – in Dresden uraufgeführte Werk eine besondere Stellung ein. Hier klingt die Bewunderung von Richard Strauss für Wolfgang Amadeus Mozart am deutlichsten durch.
Kammerabend am 13. April stellt Strauss und Mozart gegenüber
Was liegt also näher, als die Werke beider Komponisten gegenüberzustellen? Dies geschieht am 13. April beim Kammerabend. Strauss‘ Serenade Es-Dur op. 7 für 13 Blasinstrumente und „Metamorphosen“ rahmen Mozarts Streichquintett Nr. 6 Es-Dur KV 614. Dass Ensembles wie die Dresdner Kammerharmonie die „Metamorphosen“ in dieser Fassung überhaupt aufführen können, ist einem Zufall zu verdanken. Bekannt ist das Spätwerk ursprünglich in der Orchesterfassung für 23 Solostreicher. Jedoch wurde 1990 in der Schweiz eine Partitur entdeckt, die nahelegt, dass Strauss davor eine Fassung mit sieben Streichern plante. Rudolf Leopold, der als Konzertcellist und Professor für Violoncello an der Musikhochschule Graz wirkte, nahm eine Rekonstruktion vor, die 1996 herausgegeben wurde.
Richard Strauss war glühender Mozart-Verehrer
Die Mozart-Begeisterung wurde Strauss in die Wiege gelegt: „Richard Strauss‘ Vater Franz Strauss, Hornist der Münchner Hofkapelle, war ein glühender und kundiger Mozart-Verehrer. So gab es zu Hause zum Beispiel die erste kritische Mozart-Gesamtausgabe, was absolut ungewöhnlich war in einer Zeit, in der Mozart wenig gespielt wurde und Wagner den Geschmack dominierte“, erläutert Eule den Hintergrund der Mozart-Faszination. Seine „Melodie schwebt zwischen Himmel und Erde, zwischen sterblich und unsterblich, tiefstes Eindringen der künstlerischen Phantasie in letzte Geheimnisse“, schwärmte Strauss noch 1944.
Richard Strauss-Tage finden auch 2024 statt
Die diesjährigen Richard Strauss-Tage beleuchten zwei Wochen lang somit unterschiedliche Aspekte des Komponisten. Anders als in der Vergangenheit schließt sich die nächste Ausgabe nur ein Jahr später an: „In jedem Fall sieht unsere Planung zusammen mit Christian Thielemann auch 2024 Richard Strauss-Tage in der Semperoper vor“, gibt Eule einen Ausblick.
Richard Strauss-Tage an der Dresdner Semperoper
2.-16. April
Programm und Tickets hier