Genießerisch: Interview mit Sternekoch Stefan Hermann

Im Gespräch mit Dresdner Sterneköchen

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Plätzchen backen, für Freunde kochen, gemeinsam essen – besonders gegen Ende des Jahres steht der Genuss im Vordergrund. Oder: Er sollte es zumindest. Denn meistens ist einfach zu viel los, so dass für die Sinnesfreuden gar nicht mehr viel Zeit bleibt. Wie genießt man richtig? Wir haben zwei Dresdner Sterneköche gefragt, denn die müssen es schließlich wissen: Stefan Hermann, der das bean&beluga führt, und Benjamin Biedlingmaier, Küchenchef im Restaurant Caroussel im Bülow Palais.

Stefan Hermann, Küchenchef und Patron des bean&beluga. Ein Michelin-Stern.

© Michael Schmidt

Als Sternekoch sind Sie quasi Experte für Genuss. Warum ist es überhaupt wichtig, Dinge zu genießen?

Was für eine Frage! Weil es Spaß macht, natürlich. Das reicht doch schon. Ich wüsste nicht, was es Schöneres gibt, als guten Wein, gutes Essen und Gespräche mit Freunden zu genießen. Ohne das alles wäre das Leben doch grau und traurig.

Was gehört zu einem gelungenen Essen?

Gute Produkte. Und dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Segment, das können ganz banale Dinge sein: Gemüse, guter Käse, Salat. Und dann brauchen wir noch eine angenehme Atmosphäre und nette Gesprächspartner.

Was ist der größte Genusskiller?

Stress. Ich merke das bei meinen Gästen. Wenn die von weither ins Bean&Beluga kommen und zehn Stunden im Stau standen, dann brauchen die schon eine Weile, bis sie sich richtig auf den Abend einlassen können.

Mit welchem Fehler ruinieren viele Hobbyköche ihr Essen?

Ach, ich finde ja, es spielt überhaupt keine Rolle, ob einer kochen kann oder nicht. Viel wichtiger ist, ob man Lust darauf hat. Kochen ist ein kreativer Prozess, das ist wie das Malen eines Bildes. Und was kann schon passieren, als dass etwas anbrennt oder ein kleines bisschen versalzen ist? Und ob das Fleisch zäh ist oder nicht, entscheidet in der Regel nicht das Kochverfahren, sondern das liegt an der Wahl des falschen Fleisches.

Welche Zutat wird völlig überschätzt?

Ich bin im Allgemeinen kein Freund von Luxusprodukten: Kaviar, Gänsestopfleber, Austern, das brauche ich im Restaurant nicht in jedem Gericht, und erst recht nicht zuhause. Es gibt so viele schöne Dinge vor der Haustür: im Frühjahr Spargel, im Sommer Kirschen und ein paar Wochen später dann Steinpilze. Und das ganze Jahr über Süßwasserfische, die nicht von weither angeliefert werden müssen. Da brauche ich nun wirklich keine Langustinen aus Neuseeland.

bean&beluga
Bautzner Landstraße 32, 01324 Dresden, Reservierungen unter 0351 4400 8800.
Geöffnet Mittwoch bis Samstag von 18.30 bis 22 Uhr.

Das Speiselokal HIRSCH32 im Erdgeschoss, ist von Dienstag bis Freitag von 15.00 bis 22.00 Uhr und samstags von 11.00 bis 22.00 Uhr geöffnet.

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