Die Rapperin La Rey ist in Dresden geboren und aufgewachsen. Foto: Alexander Peitz
Die Dresdner Rapperin La Rey macht richtig guten Boom Bap. In ihren Texten verarbeitet die 29-Jährige ihre Gefühle und was in ihrem Leben passiert. Dabei will La Rey Positivität verbreiten, ohne ihr Publikum mit altbackenen schwarz-weiß-Formeln zuzutexten. Ein Gespräch über den Sound von Dresden und die Hip-Hop-Kultur in der Elbstadt.
Du hast Deinen sicheren Job im öffentlichen Dienst an den Nagel gehängt, um Dich ganz auf die Musik zu konzentrieren. Warum?
Um ehrlich zu sein, hatte ich keinen Masterplan, was das Musikmachen angeht. Ich bin im Dresdener Stadtteil Laubegast aufgewachsen und mit 19 nach dem Abi nach Osnabrück gezogen, um dort Freiraumplanung zu studieren. Für den Master an der TU hier in Dresden bin ich wieder zurückgekommen. Nach dem Studium bin ich beim Umweltamt in Dresden gelandet und hatte nach knapp einem Jahr das Gefühl, dass der Job nicht ganz das war, was ich wollte. Es ist ein bisschen so wie die Idee, irgendwann vielleicht aufs Land zu ziehen. Man merkt, wann die Zeit reif dafür ist. Bei mir und dem Amt war es noch nicht so weit.
Wie bist Du dann zum Hip-Hop gekommen?
Mit zehn, elf Jahren habe ich durch meinen Bruder angefangen Hip-Hip zu hören und in meiner Jugendzeit Hip-Hop getanzt. Aber ich war nie so ein krasses Gangster-Street-Kid. Sprache und das Schreiben haben mich allerdings schon als Kind inspiriert, in dieser Hinsicht hat mich meine Oma stark geprägt. Am Ende waren es aber die Leute, die ich kennengelernt habe und die Szene, die mich immer stärker für Hip-Hop eingenommen hat.
Mir geht es darum, einen positiven Zugang zu sich und zu den Verrücktheiten des Lebens zu finden.
La Rey
Ist Dresden ein gutes Pflaster um Hip-Hop zu machen?
Dresden hat auf jeden Fall eine kreative Hip-Hop-Szene. Mein Gefühl ist aber, dass wir hier zwar eine große Szene haben, die allerdings über die gesamte Stadt verteilt ist und es noch kein großes Netzwerk gibt, in dem man sich gegenseitig supportet. Da gibt es noch Entwicklungspotenzial. Gleichzeitig habe ich aber auch den Eindruck, dass die Szene gerade aus einem längeren Schlaf erwacht.
Wo geht man hin, um in Dresden Hip-Hop live zu erleben?
In der Groove Station gab es lange eine sehr gute Open-Mic-Veranstaltung, die auch von der fantastischen Liveband Daensn gelebt hat. Dann gab es früher eine Veranstaltungsreihe in der Veränderbar und im Ost-Pol findet auch immer wieder eine Open Stage statt, die sich loht. Im Alten Wettbüro findet regelmäßig das Format Soul Box statt. Kein Open-Mic, aber eine Hip-Hop Partyreihe, bei der immer sowohl einige der besten DJ’s des Genres der Stadt an den Plattentellern stehen, als auch immer wieder großartige Gäste von außerhalb. Außerdem mieten private Kollektive auf dem Industriegelände an der Meschwitzstraße immer mal wieder Hallen an, um dort Konzerte und Sessions zu machen.
Kann man Dresden aus Deiner Musik heraushören?
Meine Musik klingt insofern nach Dresden, als dass ich hier lebe und Dinge, die mir hier passieren, natürlich in meinen Sound einfließen. Im Endeffekt sind das aber einfach Geschichten aus dem Leben und deshalb relativ ortsunabhängig. Die meisten Produzenten, die meine Musik basteln auf die ich meine Texte lege, kommen aber von hier. So gesehen klingen die Tracks also schon ein bisschen nach Dresden.
Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?
Ich entscheide tatsächlich nach Gefühl. Wenn mich etwas emotional oder musikalisch anspricht, versuche ich daraus Musik zu machen. Das kann ruhig und melancholisch klingen, wie der Song „Wir + Ich“, oder eher elektronisch wie meine Kooperation mit TaCino und H.cutus auf dem Track „Cup“. Und gelegentlich mache ich auch Singer-Songwriter-Kram wie den Song „Volvo Kombi“.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich gar keine richtige Richtung habe, aber das muss vielleicht auch nicht sein. Im Moment arbeite ich an einem Track mit Drum&Bass Elementen, den ich mit einem Freund geschrieben habe. Das wird auch cool. Aber klar, am Ende des Tages liegt mir der klassisch Boom Bap der 90er wohl am besten.
Was ist Boom bap?
Boom bap ist eine Stilrichtung des Hip-Hop. Boom-bap-Beats zeichnen sich durch eine harte Kick-Drum (Boom) und eine hohe Snare-Drum (Bap) aus. Populär war der Boom bap in den 80er- und 90er-Jahren in den USA.
Wie ist dein Name „La Rey“ entstanden? Was bedeutet er?
Eigentlich heiße ich Larissa. Nun kürzen wir hier in der Gegend den Eigennamen gerne mit „i“ ab. So wurde in der Schule aus Larissa erst Lari und später Larey, weil wir ein „ey“ cooler fanden. Auf Spanisch bedeutet La Rey „die König“. Ich fand diesen zufälligen Deklinationsfehler deshalb spannend, weil er mit Rollenstereotypen spielt und das zu mir passt.
Good Vibes und Positivity sind Dir wichtig. Beides Dinge, die man nicht zwangsläufig mit Hip-Hop verbindet.
Ich wäre glücklich, wenn ich mit meiner Musik zu einem bewussteren und aufmerksameren Miteinander beitragen könnte und versuche das auch bei meinen Live-Gigs zu verkörpern. Viele Stücke, die noch nicht veröffentlicht sind, haben außerdem eine politische Komponente.
Ich habe überhaupt keinen Bock auf den ganzen Stress, den Menschen miteinander zu führen pflegen. Wir können die Welt nur zu einem besseren Ort machen, wenn wir zusammenhalten, anstatt uns gegenseitig fertigzumachen.
Die Dresdner Rapperin La Rey macht richtig guten Boom Bap. In ihren Texten verarbeitet die 29-Jährige ihre Gefühle und was in ihrem Leben passiert. Dabei will La Rey Positivität verbreiten, ohne ihr Publikum mit altbackenen schwarz-weiß-Formeln zuzutexten. Ein Gespräch über den Sound von Dresden und die Hip-Hop-Kultur in der Elbstadt.
Du hast Deinen sicheren Job im öffentlichen Dienst an den Nagel gehängt, um Dich ganz auf die Musik zu konzentrieren. Warum?
Um ehrlich zu sein, hatte ich keinen Masterplan, was das Musikmachen angeht. Ich bin im Dresdener Stadtteil Laubegast aufgewachsen und mit 19 nach dem Abi nach Osnabrück gezogen, um dort Freiraumplanung zu studieren. Für den Master an der TU hier in Dresden bin ich wieder zurückgekommen. Nach dem Studium bin ich beim Umweltamt in Dresden gelandet und hatte nach knapp einem Jahr das Gefühl, dass der Job nicht ganz das war, was ich wollte. Es ist ein bisschen so wie die Idee, irgendwann vielleicht aufs Land zu ziehen. Man merkt, wann die Zeit reif dafür ist. Bei mir und dem Amt war es noch nicht so weit.
Wie bist Du dann zum Hip-Hop gekommen?
Mit zehn, elf Jahren habe ich durch meinen Bruder angefangen Hip-Hip zu hören und in meiner Jugendzeit Hip-Hop getanzt. Aber ich war nie so ein krasses Gangster-Street-Kid. Sprache und das Schreiben haben mich allerdings schon als Kind inspiriert, in dieser Hinsicht hat mich meine Oma stark geprägt. Am Ende waren es aber die Leute, die ich kennengelernt habe und die Szene, die mich immer stärker für Hip-Hop eingenommen hat.
Ist Dresden ein gutes Pflaster um Hip-Hop zu machen?
Dresden hat auf jeden Fall eine kreative Hip-Hop-Szene. Mein Gefühl ist aber, dass wir hier zwar eine große Szene haben, die allerdings über die gesamte Stadt verteilt ist und es noch kein großes Netzwerk gibt, in dem man sich gegenseitig supportet. Da gibt es noch Entwicklungspotenzial. Gleichzeitig habe ich aber auch den Eindruck, dass die Szene gerade aus einem längeren Schlaf erwacht.
Wo geht man hin, um in Dresden Hip-Hop live zu erleben?
In der Groove Station gab es lange eine sehr gute Open-Mic-Veranstaltung, die auch von der fantastischen Liveband Daensn gelebt hat. Dann gab es früher eine Veranstaltungsreihe in der Veränderbar und im Ost-Pol findet auch immer wieder eine Open Stage statt, die sich loht. Im Alten Wettbüro findet regelmäßig das Format Soul Box statt. Kein Open-Mic, aber eine Hip-Hop Partyreihe, bei der immer sowohl einige der besten DJ’s des Genres der Stadt an den Plattentellern stehen, als auch immer wieder großartige Gäste von außerhalb. Außerdem mieten private Kollektive auf dem Industriegelände an der Meschwitzstraße immer mal wieder Hallen an, um dort Konzerte und Sessions zu machen.
Kann man Dresden aus Deiner Musik heraushören?
Meine Musik klingt insofern nach Dresden, als dass ich hier lebe und Dinge, die mir hier passieren, natürlich in meinen Sound einfließen. Im Endeffekt sind das aber einfach Geschichten aus dem Leben und deshalb relativ ortsunabhängig. Die meisten Produzenten, die meine Musik basteln auf die ich meine Texte lege, kommen aber von hier. So gesehen klingen die Tracks also schon ein bisschen nach Dresden.
Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?
Ich entscheide tatsächlich nach Gefühl. Wenn mich etwas emotional oder musikalisch anspricht, versuche ich daraus Musik zu machen. Das kann ruhig und melancholisch klingen, wie der Song „Wir + Ich“, oder eher elektronisch wie meine Kooperation mit TaCino und H.cutus auf dem Track „Cup“. Und gelegentlich mache ich auch Singer-Songwriter-Kram wie den Song „Volvo Kombi“.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich gar keine richtige Richtung habe, aber das muss vielleicht auch nicht sein. Im Moment arbeite ich an einem Track mit Drum&Bass Elementen, den ich mit einem Freund geschrieben habe. Das wird auch cool. Aber klar, am Ende des Tages liegt mir der klassisch Boom Bap der 90er wohl am besten.
Was ist Boom bap?
Boom bap ist eine Stilrichtung des Hip-Hop. Boom-bap-Beats zeichnen sich durch eine harte Kick-Drum (Boom) und eine hohe Snare-Drum (Bap) aus. Populär war der Boom bap in den 80er- und 90er-Jahren in den USA.
Wie ist dein Name „La Rey“ entstanden? Was bedeutet er?
Eigentlich heiße ich Larissa. Nun kürzen wir hier in der Gegend den Eigennamen gerne mit „i“ ab. So wurde in der Schule aus Larissa erst Lari und später Larey, weil wir ein „ey“ cooler fanden. Auf Spanisch bedeutet La Rey „die König“. Ich fand diesen zufälligen Deklinationsfehler deshalb spannend, weil er mit Rollenstereotypen spielt und das zu mir passt.
Good Vibes und Positivity sind Dir wichtig. Beides Dinge, die man nicht zwangsläufig mit Hip-Hop verbindet.
Ich wäre glücklich, wenn ich mit meiner Musik zu einem bewussteren und aufmerksameren Miteinander beitragen könnte und versuche das auch bei meinen Live-Gigs zu verkörpern. Viele Stücke, die noch nicht veröffentlicht sind, haben außerdem eine politische Komponente.
Ich habe überhaupt keinen Bock auf den ganzen Stress, den Menschen miteinander zu führen pflegen. Wir können die Welt nur zu einem besseren Ort machen, wenn wir zusammenhalten, anstatt uns gegenseitig fertigzumachen.
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