Foto: David Pinzer Fotografie. SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann
Marion Ackermann ist seit November 2016 Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Vorher leitete sie das Kunstmuseum Stuttgart und die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Ackermann wuchs in Ankara auf, ihre Eltern arbeiteten dort an der Universität. Dresden kannte sie schon, lange bevor sie den zweitgrößten Museumsverbund Deutschlands übernahm. „Aber erst seitdem ich hier lebe, nehme ich die Natur bewusst wahr. Die Umgebung Dresdens kannte ich nämlich bisher nur von Gemälden.“ Die folgenden Orte sind ihr in den letzten Jahren besonders ans Herz gewachsen.
Unterkirche der Frauenkirche
Jeder kennt die Frauenkirche. Nach ihrem Schicksal der Zerstörung und dem Wiederaufbau wurde sie zum Symbol für Frieden und Versöhnung. Die Unterkirche jedoch ist nicht wirklich im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Dabei gab es sogar einmal Pläne, die Oberkirche gar nicht aufzubauen und nur die Unterkirche zu nutzen. Mich fasziniert dort vor allem der unglaubliche Altarstein von Anish Kapoor, dieser Monolith aus schwarzem irischem Kalkstein. Wenn man in den Trichter in der Mitte schaut, hat man das Gefühl, ins Bodenlose, in die Unendlichkeit zu blicken. Ein beeindruckendes Werk mit einer großen Intensität.
Michael Schmidt
1996 ist in den ehemaligen Katakomben der Frauenkirche die Unterkirche geweiht worden. Seitdem dient der Raum für Andachten, Veranstaltungen und Gottesdienste in besonderer Atmosphäre.
Michael Schmidt
Links im Bild: der Altarstein von Anish Kapoor.
Stadtbibliothek im Kulturpalast
Dass der Kulturpalast als Ergänzung zum berühmten barocken Dresden noch steht, ist ein Statement einer Stadt, die ihre Vergangenheit nicht verleugnet. Und dass dort, mitten im Zentrum, die Stadtbibliothek angesiedelt ist, das ist eine Ansage. Architektonisch ist die immer noch relativ frisch eröffnete Stadtbibliothek ein fantastischer Ort. Durch die labyrinthisch wirkende Anlage entsteht der Eindruck, die Räumlichkeiten und die Zahl der Bücher seien unendlich. Man muss die gar nicht ausleihen und nach Hause tragen. Mein Tipp für einen verregneten Samstagnachmittag: ein Besuch der Stadtbibliothek, um in diesen herrlichen Sitzgelegenheiten zu lümmeln und die vielen Angebote zu nutzen, in Büchern zu schmökern, einen Film anzusehen oder ein Hörbuch zu hören. Ja, man kann an diesem zutiefst demokratischen Ort, den jeder ohne Mitgliedskarte besuchen kann, sich sogar auf Musikinstrumenten ausprobieren.
SBD
Der Kulturpalast wurde 2017 wiedereröffnet. Neben einem Konzertsaal der Dresdner Philharmonie und dem Kabarett „Die Herkuleskeule“ findet man hier auch jede Menge Bücher.
SBD Marcus Rahm
Kein Ort für Hektik: Treppenhaus der Stadtbibliothek.
SBD
Im 1. Obergeschoss ist der Kinderbereich. Den erkennt man gut an den Lesedrachen.
SBD
Der Blick in die Bücher lohnt sich – der Blick auf die Stadt aber genauso.
SBD
Der Bereich Schöne Literatur und Spielfilm ist besonders einladend. Insgesamt bietet die Stadtbibliothek in ihren Regalen Platz für 300.000 Medien.
Japanisches Palais
Was Rekonstruktionen angeht, bildet das Palais einen Gegenpol zum Perfektionsanspruch Dresdens. Es ist immer noch eine Ruine, ein romantischer, unfertiger Ort – aber mit einer Wahnsinnslage mit doppeltem Canaletto-Blick an der Schnittstelle zwischen Altstadt und Neustadt. Ich mag es, dort während der Veranstaltungen des „Palais Sommers“ zu sitzen, etwas zu trinken und einem Konzert zu lauschen.
Frank Exß
Die auffälligen Dachformen aus der japanischen Architektur gaben dem Palais seinen Namen.
Sven Döring
Der „Palais Sommer“ bietet vielfältiges Kulturprogramm, etwa Konzerte unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt.
Sven Döring
Der „Palais Sommer“ bietet vielfältiges Kulturprogramm, etwa Konzerte unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt.
Talsperre Klingenberg
Am besten beginnt der Wanderer den Rundgang auf der Staumauer und geht dann die elf Kilometer um den See. Die imposante Staumauer des expressionistischen Architekten Hans Poelzig haben über 5000 Arbeiter zwischen 1908 bis 1914 errichtet. Aber ein Ausflug dorthin ist immer noch ein Geheimtipp. Man geht durch den schattigen Wald, blickt auf das klare Wasser und ist meistens allein mit sich und der schönen Natur. Seit ich weiß, dass 60 Prozent des Dresdner Trinkwassers aus dieser Talsperre kommen, trinke ich nur noch Leitungswasser.
Jörg Blobelt [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]
Ein monumentales Bauwerk: die Staumauer der Talsperre Klingenberg, errichtet nach einem Entwurf von Hans Poelzig. Seine bedeutendsten Werke schuf der Architekt im damaligen Breslau und in Berlin. In Dresden war er Stadtbaurat und lehrte kurzzeitig an der TH.
Jörg Blobelt [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]
Fußgänger können über die Staumauer wandern und dabei den Blick auf den Stausee genießen – meistens sogar ohne Gedränge.
Kunstblumenmanufaktur Heide Steyer in Wallsroda
Ich bevorzugte eigentlich echte Blumen, aber das, was das Ehepaar Heide und Gerald Steyer in Wallroda macht, sind keine Kunstblumen, sondern hohe Kunst. Heide Steyers Blumen sind überwältigende visuelle Eindrücke, die von den wichtigsten Modehäusern der Welt wie Valentino, Chanel oder Dior geordert werden und deshalb mehrmals im Jahr auf dem Cover der „Vogue“ zu sehen sind. Gleichzeitig zeigen sie das Morbide des Lebens, den Zustand zwischen Blüte und Verwelken. Die Vielzahl der Farben, die Subtilität in der Abstufung ist ebenso unglaublich wie die meterlangen Regale in riesigen Räumen, in denen die Metallstanzen in allen denkbaren Blatt- und Blütenformen lagern.
Marion Ackermann ist seit November 2016 Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Vorher leitete sie das Kunstmuseum Stuttgart und die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Ackermann wuchs in Ankara auf, ihre Eltern arbeiteten dort an der Universität. Dresden kannte sie schon, lange bevor sie den zweitgrößten Museumsverbund Deutschlands übernahm. „Aber erst seitdem ich hier lebe, nehme ich die Natur bewusst wahr. Die Umgebung Dresdens kannte ich nämlich bisher nur von Gemälden.“ Die folgenden Orte sind ihr in den letzten Jahren besonders ans Herz gewachsen.
Unterkirche der Frauenkirche
Jeder kennt die Frauenkirche. Nach ihrem Schicksal der Zerstörung und dem Wiederaufbau wurde sie zum Symbol für Frieden und Versöhnung. Die Unterkirche jedoch ist nicht wirklich im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Dabei gab es sogar einmal Pläne, die Oberkirche gar nicht aufzubauen und nur die Unterkirche zu nutzen. Mich fasziniert dort vor allem der unglaubliche Altarstein von Anish Kapoor, dieser Monolith aus schwarzem irischem Kalkstein. Wenn man in den Trichter in der Mitte schaut, hat man das Gefühl, ins Bodenlose, in die Unendlichkeit zu blicken. Ein beeindruckendes Werk mit einer großen Intensität.
1996 ist in den ehemaligen Katakomben der Frauenkirche die Unterkirche geweiht worden. Seitdem dient der Raum für Andachten, Veranstaltungen und Gottesdienste in besonderer Atmosphäre.
Links im Bild: der Altarstein von Anish Kapoor.
Stadtbibliothek im Kulturpalast
Dass der Kulturpalast als Ergänzung zum berühmten barocken Dresden noch steht, ist ein Statement einer Stadt, die ihre Vergangenheit nicht verleugnet. Und dass dort, mitten im Zentrum, die Stadtbibliothek angesiedelt ist, das ist eine Ansage. Architektonisch ist die immer noch relativ frisch eröffnete Stadtbibliothek ein fantastischer Ort. Durch die labyrinthisch wirkende Anlage entsteht der Eindruck, die Räumlichkeiten und die Zahl der Bücher seien unendlich. Man muss die gar nicht ausleihen und nach Hause tragen. Mein Tipp für einen verregneten Samstagnachmittag: ein Besuch der Stadtbibliothek, um in diesen herrlichen Sitzgelegenheiten zu lümmeln und die vielen Angebote zu nutzen, in Büchern zu schmökern, einen Film anzusehen oder ein Hörbuch zu hören. Ja, man kann an diesem zutiefst demokratischen Ort, den jeder ohne Mitgliedskarte besuchen kann, sich sogar auf Musikinstrumenten ausprobieren.
Der Kulturpalast wurde 2017 wiedereröffnet. Neben einem Konzertsaal der Dresdner Philharmonie und dem Kabarett „Die Herkuleskeule“ findet man hier auch jede Menge Bücher.
Kein Ort für Hektik: Treppenhaus der Stadtbibliothek.
Im 1. Obergeschoss ist der Kinderbereich. Den erkennt man gut an den Lesedrachen.
Der Blick in die Bücher lohnt sich – der Blick auf die Stadt aber genauso.
Der Bereich Schöne Literatur und Spielfilm ist besonders einladend. Insgesamt bietet die Stadtbibliothek in ihren Regalen Platz für 300.000 Medien.
Japanisches Palais
Was Rekonstruktionen angeht, bildet das Palais einen Gegenpol zum Perfektionsanspruch Dresdens. Es ist immer noch eine Ruine, ein romantischer, unfertiger Ort – aber mit einer Wahnsinnslage mit doppeltem Canaletto-Blick an der Schnittstelle zwischen Altstadt und Neustadt. Ich mag es, dort während der Veranstaltungen des „Palais Sommers“ zu sitzen, etwas zu trinken und einem Konzert zu lauschen.
Die auffälligen Dachformen aus der japanischen Architektur gaben dem Palais seinen Namen.
Der „Palais Sommer“ bietet vielfältiges Kulturprogramm, etwa Konzerte unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt.
Der „Palais Sommer“ bietet vielfältiges Kulturprogramm, etwa Konzerte unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt.
Talsperre Klingenberg
Am besten beginnt der Wanderer den Rundgang auf der Staumauer und geht dann die elf Kilometer um den See. Die imposante Staumauer des expressionistischen Architekten Hans Poelzig haben über 5000 Arbeiter zwischen 1908 bis 1914 errichtet. Aber ein Ausflug dorthin ist immer noch ein Geheimtipp. Man geht durch den schattigen Wald, blickt auf das klare Wasser und ist meistens allein mit sich und der schönen Natur. Seit ich weiß, dass 60 Prozent des Dresdner Trinkwassers aus dieser Talsperre kommen, trinke ich nur noch Leitungswasser.
Ein monumentales Bauwerk: die Staumauer der Talsperre Klingenberg, errichtet nach einem Entwurf von Hans Poelzig. Seine bedeutendsten Werke schuf der Architekt im damaligen Breslau und in Berlin. In Dresden war er Stadtbaurat und lehrte kurzzeitig an der TH.
Fußgänger können über die Staumauer wandern und dabei den Blick auf den Stausee genießen – meistens sogar ohne Gedränge.
Kunstblumenmanufaktur Heide Steyer in Wallsroda
Ich bevorzugte eigentlich echte Blumen, aber das, was das Ehepaar Heide und Gerald Steyer in Wallroda macht, sind keine Kunstblumen, sondern hohe Kunst. Heide Steyers Blumen sind überwältigende visuelle Eindrücke, die von den wichtigsten Modehäusern der Welt wie Valentino, Chanel oder Dior geordert werden und deshalb mehrmals im Jahr auf dem Cover der „Vogue“ zu sehen sind. Gleichzeitig zeigen sie das Morbide des Lebens, den Zustand zwischen Blüte und Verwelken. Die Vielzahl der Farben, die Subtilität in der Abstufung ist ebenso unglaublich wie die meterlangen Regale in riesigen Räumen, in denen die Metallstanzen in allen denkbaren Blatt- und Blütenformen lagern.
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