Deutsche Fotothek, Wikimedia, CC BY-SA 3.0; Foto: Bandstrecke des Großrechners Robotron 300
Ein Schlüsseljahr für Dresdens Technikgeschichte: 1969 nahm der VEB Kombinat Robotron die Arbeit auf und die TU Dresden etablierte einen der ersten Informatik-Studiengänge in Deutschland. Zeit für eine Jubiläumsfeier!
Drei Millionen Mark der DDR kostete sie, die Robotron 300 – eine gewaltige Summe für eine gewaltige Maschine. Der Großrechner kam in der Industrie und an Universitäten zum Einsatz. Sechs Tonnen brachte er auf die Waage, 300 Lochkarten pro Minute (daher die Zahl im Namen) sollte er verarbeiten können. Technik, die heute allenfalls noch in Stechuhren genutzt wird, war damals Standard: komplexe Computerprogramme, in Pappe gestanzt.
In eigens konzipierten Gebäuden arbeiteten bis zu acht Personen im Schichtbetrieb an den Geräten, bis zu 18 zusätzlich in der Dateneingabe. Etwa 350 dieser Superrechner wurden ausgeliefert – die sozialistische Antwort auf den Technik-Giganten IBM war ziemlich erfolgreich.
Die Robotron 300 wurde 1966 zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Drei Jahre später gab sie einem noch größeren Projekt seinen Namen. 1969 wurde der VEB Kombinat Robotron gegründet. Bis zu 70.000 Menschen arbeiteten zeitweise in Sachsen beim größten Computerhersteller der DDR.
Die Robotron-Gründung war ein Meilenstein der Technikgeschichte in Ostdeutschland. 1969 war für Dresden als IT-Standort aber ohnehin entscheidend: In diesem Jahr nahm die Sektion Informationsverarbeitung an der TU ihre Arbeit auf. Zum Wintersemester hatten sich die ersten Studierenden eingeschrieben. Neben Dresden gab es das Fach sonst nur in Karlsruhe, München, Darmstadt und Saarbrücken.
Ausstellungen zum Doppeljubiläum
„FUTUR ZWEI“ heißt das Programm in den Technischen Sammlungen Dresden. Noch bis zum 7. Juli widmet sich eine Sonderausstellung dem Doppeljubiläum von Informatik und Industriekombinat. Zu den Exponaten zählen natürlich der Großrechner Robotron 300, aber auch der Z 9001, der erste DDR-Heimcomputer.
Robotron als Computerhersteller ist zwar Geschichte, doch der Name lebt fort: Robotron ist heute als Software-Firma auf die Bereitstellung von Datenbanken sowie auf die Auswertung und Verwaltung großer Datenmengen spezialisiert. Am Firmensitz hat das Unternehmen ein kleines Museum eingerichtet. Anhand alter Computer erzählt es die High-Tech-Geschichte der sächsischen Landeshauptstadt. Zu besonderen Gelegenheiten ist es für die Allgemeinheit geöffnet. Etwa am 6. Juli zur Museumsnacht Dresden – und am 17. Juni.
Doch um den wehmütig-verklärenden Blick auf die Vergangenheit soll es dabei nicht gehen. Die DDR-Technik befand sich schließlich in einer eher prekären Lage: Zwar schätzten die sozialistischen Nachbarländer die ostdeutschen Computer als zuverlässig. Den technologischen Rückstand zum Westen konnten Betriebe wie Robotron jedoch nicht aufholen.
Heute hingegen ist der High-Tech-Standort Dresden auch international etabliert. Start-ups und große Konzerne zieht es nach „Silicon Saxony“. In der 5G-Forschung und bei Künstlicher Intelligenz kommt man nicht an der sächsischen Landeshauptstadt vorbei.
An der TU blickt man also gespannt in die Zukunft. Beim sogenannten Deutschlandtag am 19. Juni – ein gemeinsames (und per Livestream vernetztes) Fest der ältesten Informatik-Institute des Landes – werden aktuelle Projekte vorgestellt. Und Themen diskutiert, die zukünftig immer wichtiger werden: „None Of Our Business ¯\_(ツ)_/¯ – Über die Verantwortung von Informatik“ heißt eine Veranstaltung, die die ethischen Fragen der Informatik verhandelt. Neutral ist das Feld schließlich nicht: Mit zunehmenden Möglichkeiten der Überwachung, der Datenmanipulation und der computergestützten Kriegsführung braucht die Informatik ein kritisches Bewusstsein.
Am 20. Juni findet dann „Output.DD“ statt: Im Fokus steht an diesem Tag die Reform der Fakultät, um sie für die Zukunft besser aufzustellen. Außerdem geht es um die Frage, wie man Digitalisierung und Nachhaltigkeit verbinden kann.
Neben regionalen Unternehmen stellen sich auch die Spezialisten von der TU vor.
Zu bestaunen sind dabei die unterschiedlichsten Projekte. Neue Möglichkeiten der Datenvisualisierung, Entwicklungen im Bereich der Touchscreen-Displays, aber auch Spiele, Datenvisualisierungssysteme und neue Anwendungsbereiche für virtuelle Realitäten.
Ludwig Schmutzler
Pepper ist darauf spezialisiert, menschliche Emotionen lesen zu lernen. Die TU Dresden verfügt seit 2018 über ein Exemplar des Roboters.
Professur für Mediengestaltung
„DepthTouch“ heißt das Projekt am Lehrstuhl Mediengestaltung: ein elastischer Touchscreen, mit dem man auch durch Drücken und Ziehen interagieren kann.
Auch die Künstliche Intelligenz ist vertreten – etwa mit dem humanoiden Service-Roboter Pepper, der am Lehrstuhl für Adaptive Dynamische Systeme eingesetzt wird.
Zu den Forschungsfragen der TU gehört dabei beispielsweise, wie eine Maschine Empathie für menschliche Gefühle entwickeln könnte. Das freundliche Lächeln des Roboters verrät, dass die Zeit der Lochkarten wirklich lange her ist.
Weitere Informationen über die Ausstellungen und Veranstaltungen:
Findelkind, groß geworden Heinemann glaubte an sein Know-how: Bei Robotron arbeitete er seit Ende der 60er Jahre. Seine Mitarbeiter entwickelten Datenbanken und…
Ein Schlüsseljahr für Dresdens Technikgeschichte: 1969 nahm der VEB Kombinat Robotron die Arbeit auf und die TU Dresden etablierte einen der ersten Informatik-Studiengänge in Deutschland. Zeit für eine Jubiläumsfeier!
Drei Millionen Mark der DDR kostete sie, die Robotron 300 – eine gewaltige Summe für eine gewaltige Maschine. Der Großrechner kam in der Industrie und an Universitäten zum Einsatz. Sechs Tonnen brachte er auf die Waage, 300 Lochkarten pro Minute (daher die Zahl im Namen) sollte er verarbeiten können. Technik, die heute allenfalls noch in Stechuhren genutzt wird, war damals Standard: komplexe Computerprogramme, in Pappe gestanzt.
In eigens konzipierten Gebäuden arbeiteten bis zu acht Personen im Schichtbetrieb an den Geräten, bis zu 18 zusätzlich in der Dateneingabe. Etwa 350 dieser Superrechner wurden ausgeliefert – die sozialistische Antwort auf den Technik-Giganten IBM war ziemlich erfolgreich.
Die Robotron 300 wurde 1966 zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Drei Jahre später gab sie einem noch größeren Projekt seinen Namen. 1969 wurde der VEB Kombinat Robotron gegründet. Bis zu 70.000 Menschen arbeiteten zeitweise in Sachsen beim größten Computerhersteller der DDR.
Die Robotron-Gründung war ein Meilenstein der Technikgeschichte in Ostdeutschland. 1969 war für Dresden als IT-Standort aber ohnehin entscheidend: In diesem Jahr nahm die Sektion Informationsverarbeitung an der TU ihre Arbeit auf. Zum Wintersemester hatten sich die ersten Studierenden eingeschrieben. Neben Dresden gab es das Fach sonst nur in Karlsruhe, München, Darmstadt und Saarbrücken.
Ausstellungen zum Doppeljubiläum
„FUTUR ZWEI“ heißt das Programm in den Technischen Sammlungen Dresden. Noch bis zum 7. Juli widmet sich eine Sonderausstellung dem Doppeljubiläum von Informatik und Industriekombinat. Zu den Exponaten zählen natürlich der Großrechner Robotron 300, aber auch der Z 9001, der erste DDR-Heimcomputer.
Robotron als Computerhersteller ist zwar Geschichte, doch der Name lebt fort: Robotron ist heute als Software-Firma auf die Bereitstellung von Datenbanken sowie auf die Auswertung und Verwaltung großer Datenmengen spezialisiert. Am Firmensitz hat das Unternehmen ein kleines Museum eingerichtet. Anhand alter Computer erzählt es die High-Tech-Geschichte der sächsischen Landeshauptstadt. Zu besonderen Gelegenheiten ist es für die Allgemeinheit geöffnet. Etwa am 6. Juli zur Museumsnacht Dresden – und am 17. Juni.
Die Technische Universität feiert
Dann nämlich findet eine Festwoche an der Informatik-Fakultät der TU Dresden statt.
Doch um den wehmütig-verklärenden Blick auf die Vergangenheit soll es dabei nicht gehen. Die DDR-Technik befand sich schließlich in einer eher prekären Lage: Zwar schätzten die sozialistischen Nachbarländer die ostdeutschen Computer als zuverlässig. Den technologischen Rückstand zum Westen konnten Betriebe wie Robotron jedoch nicht aufholen.
Heute hingegen ist der High-Tech-Standort Dresden auch international etabliert. Start-ups und große Konzerne zieht es nach „Silicon Saxony“. In der 5G-Forschung und bei Künstlicher Intelligenz kommt man nicht an der sächsischen Landeshauptstadt vorbei.
An der TU blickt man also gespannt in die Zukunft. Beim sogenannten Deutschlandtag am 19. Juni – ein gemeinsames (und per Livestream vernetztes) Fest der ältesten Informatik-Institute des Landes – werden aktuelle Projekte vorgestellt. Und Themen diskutiert, die zukünftig immer wichtiger werden: „None Of Our Business ¯\_(ツ)_/¯ – Über die Verantwortung von Informatik“ heißt eine Veranstaltung, die die ethischen Fragen der Informatik verhandelt. Neutral ist das Feld schließlich nicht: Mit zunehmenden Möglichkeiten der Überwachung, der Datenmanipulation und der computergestützten Kriegsführung braucht die Informatik ein kritisches Bewusstsein.
Am 20. Juni findet dann „Output.DD“ statt: Im Fokus steht an diesem Tag die Reform der Fakultät, um sie für die Zukunft besser aufzustellen. Außerdem geht es um die Frage, wie man Digitalisierung und Nachhaltigkeit verbinden kann.
Neben regionalen Unternehmen stellen sich auch die Spezialisten von der TU vor.
Zu bestaunen sind dabei die unterschiedlichsten Projekte. Neue Möglichkeiten der Datenvisualisierung, Entwicklungen im Bereich der Touchscreen-Displays, aber auch Spiele, Datenvisualisierungssysteme und neue Anwendungsbereiche für virtuelle Realitäten.
Pepper ist darauf spezialisiert, menschliche Emotionen lesen zu lernen. Die TU Dresden verfügt seit 2018 über ein Exemplar des Roboters.
„DepthTouch“ heißt das Projekt am Lehrstuhl Mediengestaltung: ein elastischer Touchscreen, mit dem man auch durch Drücken und Ziehen interagieren kann.
Auch die Künstliche Intelligenz ist vertreten – etwa mit dem humanoiden Service-Roboter Pepper, der am Lehrstuhl für Adaptive Dynamische Systeme eingesetzt wird.
Zu den Forschungsfragen der TU gehört dabei beispielsweise, wie eine Maschine Empathie für menschliche Gefühle entwickeln könnte. Das freundliche Lächeln des Roboters verrät, dass die Zeit der Lochkarten wirklich lange her ist.
Weitere Informationen über die Ausstellungen und Veranstaltungen:
Technische Sammlungen Dresden
Robotron Museum
Technische Universität Dresden
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