Am 20. Juli 1944 verübte Claus Schenk Graf von Stauffenberg ein Attentat auf Hitler. „Der Führer Adolf Hitler ist tot“ verkündete er vorschnell. Eine Sonderausstellung im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr klärt über die Hintergründe auf und stellt 14 Hauptakteure des Verschwörernetzwerks vor. Die Kulisse des Hollywoodfilms „Operation Walküre“ und eine Fotocollage sorgen zudem dafür, dass sich die Besucher vom 5. Juli bis zum 3. Dezember hautnah in das Geschehen hineinversetzen können.
Alle Versuche, Hitler zu töten, sind gescheitert. Der Diktator war das Ziel zahlreicher Anschläge, aber er hatte das Glück auf seiner Seite. Oft verließ er Treffen frühzeitig oder erschien gar nicht erst. Am 20. Juli 1944 befand er sich immerhin im Raum, als ein Anschlag auf sein Leben stattfand.
Der Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatte es geschafft, eine Bombe in einer Baracke des sogenannten Führerhauptquartiers Wolfsschanze unterzubringen. Doch die Besprechung wurde vorverlegt, Stauffenberg konnte nur die Hälfte der geplanten Sprengstoffmenge aktivieren. Hinzu kam, dass die Tasche hinter ein breites Tischbein gestellt wurde, nachdem Stauffenberg den Raum unter einem Vorwand verlassen hatte.
Die Bombe detonierte – Hitler überlebte leicht verletzt. Ab 5. Juli erinnert eine Sonderausstellung im Militärhistorischen Museum in Dresden an das Attentat vom 20. Juli 1944 und die Verschwörer rund um Stauffenberg.
Widerstand in der Wehrmacht regte sich bereits 1938. Es gab erste Pläne für einen Staatsstreich, die mit der Zeit immer konkreter wurden. Claus Schenk Graf von Stauffenberg war zunächst überzeugter Nationalsozialist und machte Karriere bei der Armee. Erst 1943, als sich die militärische Niederlage abzeichnete, begann er, aktiv an der Verschwörung mitzuwirken.
Nach Hitlers Tod sollte die Wehrmacht die Macht übernehmen und Schlüsselfiguren von SS, NSDAP, Gestapo und Sicherheitsdienst verhaften. Als Oberst im Generalstab hatte Stauffenberg 1944 schließlich eine Position inne, die seine Anwesenheit bei wichtigen Treffen erforderte. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits mehrere Anläufe der Verschwörer, teils auch mit anderen Attentätern, gescheitert – wie auch am 20. Juli. „Der Führer Adolf Hitler ist tot“, kommunizierte die Gruppe dennoch voreilig, um den Staatsstreich ins Rollen zu bringen. Stauffenberg und viele weitere Verschwörer wurden – zum Teil noch in derselben Nacht – hingerichtet.
Betretbare Filmkulisse
Das Highlight der Sonderausstellung von Dr. Magnus Pahl bildet eine Filmrequisite. Die Besucher können die für den Film „Operation Walküre“ angefertigte Kulisse des Besprechungsraumes betreten und sich so in die Situation unmittelbar vor der Detonation einfühlen.
Der 2008 erschienene Film mit Tom Cruise stellt den mit dem Decknamen „Walküre“ benannten Putschversuch und die damit zusammenhängenden Geschehnisse nach. Der Raum im Museum ist genau wie bei den Dreharbeiten eingerichtet und ausgeleuchtet. Er vermittelt so einen unmittelbaren Eindruck davon, wie der zentrale Moment in der Geschichte des 20. Juli für das Kino nachinszeniert wurde.
Eine Fotocollage stellt zudem die militärische, gesellschaftliche und politische Situation zu dieser Zeit dar und versetzt die Besucher zurück in den Kriegssommer 1944.
Nur eine ganz kleine Clique?
Im Film liegt der Fokus auf Stauffenberg als Held. Dieser war jedoch nur Teil eines großen Netzwerks von etwa 200 Menschen, unter ihnen nicht nur Militärs, sondern auch viele Zivilpersonen. Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein hat in ihrer Dissertation mit einer historischen Netzwerkanalyse erforscht, wer die Verschwörer waren und wie sie in Verbindung zueinander standen. Die Gestapo wusste von etwa 130 Beteiligten. Dennoch behauptete sie, es handele sich bloß „um eine ganz kleine Clique“ des Militärs. Die Historikerin möchte diese Darstellung, die sich bis heute hält, mit ihrer Forschung widerlegen. Auf Plakaten werden neben dem Attentäter exemplarisch 13 der wichtigsten Akteure des 20. Juli und ihre Beweggründe vorgestellt.
Hinzu kommen zahlreiche weitere Exponate, darunter originale Schriftstücke der Widerstandskämpfer, die einen Einblick in deren Gedankenwelt ermöglichen. Manche Ausstellungsstücke sind zum ersten Mal öffentlich zu sehen, etwa ein Taufgeschenk von Stauffenberg oder eine Büste des Generalfeldmarschalls Erwin von Witzleben. Ihm fiel eine zentrale Rolle zu: Als ranghöchster Militär sollte er nach dem Staatsstreich Oberbefehlshaber der Wehrmacht werden. Die Büste war in Vergessenheit geraten. Der Bildhauer hatte sie bei der Familie seiner Verlobten versteckt. Dort galt von Witzleben noch in der Nachkriegszeit als „Verräter“.
Wo stand Stauffenberg?
Eines der Ausstellungsstücke stammt aus DDR-Zeiten: eine Druckgrafik Stauffenbergs aus der Mappe „Aufrecht. Grafische Blätter zum deutschen Widerstand 1933–45“. Im DDR-Geschichtsbild war die Würdigung als Widerstandskämpfer eigentlich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg oder Akteuren aus der Arbeiterklasse vorbehalten. Wenn der Widerstand in der Wehrmacht sich nicht im Nationalkomitee „Freies Deutschland“ organisiert hatte, galt er der Staatsführung noch als Produkt des Imperialismus.
Dass gerade Stauffenberg von der DDR gewürdigt wurde, kann überraschen. Ein betont nationalkonservativer Oberst aus dem Adel als Held? Die DDR-Führung versuchte, Stauffenberg zumindest in die Nähe des kommunistischen Widerstands zu rücken.
Seine ideologische Einstellung ist unter Historikern umstritten. Ein Linker war Stauffenberg jedenfalls nicht. Auch die parlamentarische Demokratie lag ihm in seinem elitären Denken fern.
Museumsdirektor Oberst Dr. Armin Wagner ordnet die Motivation der Gruppe folgendermaßen ein: „Auch wenn die Vorstellungswelt der Verschwörer vom 20. Juli 1944 nicht um die Errichtung einer pluralistischen Gesellschaft heutigen Zuschnitts kreiste, können wir ihr Handeln, in gegenwärtige Denkmodelle und Sprache übersetzt, ohne Zweifel als Eintreten für Recht und Freiheit verstehen – zwei Kernelemente demokratischer Kultur.“
Der Eintritt für die Ausstellung und Begleitveranstaltungen ist frei. Das Museum ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet, montags bis 21 Uhr und mittwochs geschlossen.
Findelkind, groß geworden Heinemann glaubte an sein Know-how: Bei Robotron arbeitete er seit Ende der 60er Jahre. Seine Mitarbeiter entwickelten Datenbanken und…
Am 20. Juli 1944 verübte Claus Schenk Graf von Stauffenberg ein Attentat auf Hitler. „Der Führer Adolf Hitler ist tot“ verkündete er vorschnell. Eine Sonderausstellung im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr klärt über die Hintergründe auf und stellt 14 Hauptakteure des Verschwörernetzwerks vor. Die Kulisse des Hollywoodfilms „Operation Walküre“ und eine Fotocollage sorgen zudem dafür, dass sich die Besucher vom 5. Juli bis zum 3. Dezember hautnah in das Geschehen hineinversetzen können.
Alle Versuche, Hitler zu töten, sind gescheitert. Der Diktator war das Ziel zahlreicher Anschläge, aber er hatte das Glück auf seiner Seite. Oft verließ er Treffen frühzeitig oder erschien gar nicht erst. Am 20. Juli 1944 befand er sich immerhin im Raum, als ein Anschlag auf sein Leben stattfand.
Der Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatte es geschafft, eine Bombe in einer Baracke des sogenannten Führerhauptquartiers Wolfsschanze unterzubringen. Doch die Besprechung wurde vorverlegt, Stauffenberg konnte nur die Hälfte der geplanten Sprengstoffmenge aktivieren. Hinzu kam, dass die Tasche hinter ein breites Tischbein gestellt wurde, nachdem Stauffenberg den Raum unter einem Vorwand verlassen hatte.
Die Bombe detonierte – Hitler überlebte leicht verletzt. Ab 5. Juli erinnert eine Sonderausstellung im Militärhistorischen Museum in Dresden an das Attentat vom 20. Juli 1944 und die Verschwörer rund um Stauffenberg.
Widerstand in der Wehrmacht regte sich bereits 1938. Es gab erste Pläne für einen Staatsstreich, die mit der Zeit immer konkreter wurden. Claus Schenk Graf von Stauffenberg war zunächst überzeugter Nationalsozialist und machte Karriere bei der Armee. Erst 1943, als sich die militärische Niederlage abzeichnete, begann er, aktiv an der Verschwörung mitzuwirken.
Nach Hitlers Tod sollte die Wehrmacht die Macht übernehmen und Schlüsselfiguren von SS, NSDAP, Gestapo und Sicherheitsdienst verhaften. Als Oberst im Generalstab hatte Stauffenberg 1944 schließlich eine Position inne, die seine Anwesenheit bei wichtigen Treffen erforderte. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits mehrere Anläufe der Verschwörer, teils auch mit anderen Attentätern, gescheitert – wie auch am 20. Juli. „Der Führer Adolf Hitler ist tot“, kommunizierte die Gruppe dennoch voreilig, um den Staatsstreich ins Rollen zu bringen. Stauffenberg und viele weitere Verschwörer wurden – zum Teil noch in derselben Nacht – hingerichtet.
Betretbare Filmkulisse
Das Highlight der Sonderausstellung von Dr. Magnus Pahl bildet eine Filmrequisite. Die Besucher können die für den Film „Operation Walküre“ angefertigte Kulisse des Besprechungsraumes betreten und sich so in die Situation unmittelbar vor der Detonation einfühlen.
Der 2008 erschienene Film mit Tom Cruise stellt den mit dem Decknamen „Walküre“ benannten Putschversuch und die damit zusammenhängenden Geschehnisse nach. Der Raum im Museum ist genau wie bei den Dreharbeiten eingerichtet und ausgeleuchtet. Er vermittelt so einen unmittelbaren Eindruck davon, wie der zentrale Moment in der Geschichte des 20. Juli für das Kino nachinszeniert wurde.
Eine Fotocollage stellt zudem die militärische, gesellschaftliche und politische Situation zu dieser Zeit dar und versetzt die Besucher zurück in den Kriegssommer 1944.
Nur eine ganz kleine Clique?
Im Film liegt der Fokus auf Stauffenberg als Held. Dieser war jedoch nur Teil eines großen Netzwerks von etwa 200 Menschen, unter ihnen nicht nur Militärs, sondern auch viele Zivilpersonen. Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein hat in ihrer Dissertation mit einer historischen Netzwerkanalyse erforscht, wer die Verschwörer waren und wie sie in Verbindung zueinander standen. Die Gestapo wusste von etwa 130 Beteiligten. Dennoch behauptete sie, es handele sich bloß „um eine ganz kleine Clique“ des Militärs. Die Historikerin möchte diese Darstellung, die sich bis heute hält, mit ihrer Forschung widerlegen. Auf Plakaten werden neben dem Attentäter exemplarisch 13 der wichtigsten Akteure des 20. Juli und ihre Beweggründe vorgestellt.
Hinzu kommen zahlreiche weitere Exponate, darunter originale Schriftstücke der Widerstandskämpfer, die einen Einblick in deren Gedankenwelt ermöglichen. Manche Ausstellungsstücke sind zum ersten Mal öffentlich zu sehen, etwa ein Taufgeschenk von Stauffenberg oder eine Büste des Generalfeldmarschalls Erwin von Witzleben. Ihm fiel eine zentrale Rolle zu: Als ranghöchster Militär sollte er nach dem Staatsstreich Oberbefehlshaber der Wehrmacht werden. Die Büste war in Vergessenheit geraten. Der Bildhauer hatte sie bei der Familie seiner Verlobten versteckt. Dort galt von Witzleben noch in der Nachkriegszeit als „Verräter“.
Wo stand Stauffenberg?
Eines der Ausstellungsstücke stammt aus DDR-Zeiten: eine Druckgrafik Stauffenbergs aus der Mappe „Aufrecht. Grafische Blätter zum deutschen Widerstand 1933–45“. Im DDR-Geschichtsbild war die Würdigung als Widerstandskämpfer eigentlich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg oder Akteuren aus der Arbeiterklasse vorbehalten. Wenn der Widerstand in der Wehrmacht sich nicht im Nationalkomitee „Freies Deutschland“ organisiert hatte, galt er der Staatsführung noch als Produkt des Imperialismus.
Dass gerade Stauffenberg von der DDR gewürdigt wurde, kann überraschen. Ein betont nationalkonservativer Oberst aus dem Adel als Held? Die DDR-Führung versuchte, Stauffenberg zumindest in die Nähe des kommunistischen Widerstands zu rücken.
Seine ideologische Einstellung ist unter Historikern umstritten. Ein Linker war Stauffenberg jedenfalls nicht. Auch die parlamentarische Demokratie lag ihm in seinem elitären Denken fern.
Museumsdirektor Oberst Dr. Armin Wagner ordnet die Motivation der Gruppe folgendermaßen ein: „Auch wenn die Vorstellungswelt der Verschwörer vom 20. Juli 1944 nicht um die Errichtung einer pluralistischen Gesellschaft heutigen Zuschnitts kreiste, können wir ihr Handeln, in gegenwärtige Denkmodelle und Sprache übersetzt, ohne Zweifel als Eintreten für Recht und Freiheit verstehen – zwei Kernelemente demokratischer Kultur.“
Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Olbrichtplatz 2, 01099 Dresden.
Der Eintritt für die Ausstellung und Begleitveranstaltungen ist frei. Das Museum ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet, montags bis 21 Uhr und mittwochs geschlossen.
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