Genuss aus dem Elbland

Auf den Spuren von Qualität und Tradition

Moritzburg
© Carlo Böttger

Sachsens älteste Brauerei, 500 Jahre Fischzucht-Geschichte und Weinbau seit dem 12. Jahrhundert – das landwirtschaftlich geprägte Elbland punktet mit qualitativen Erzeugnissen und langjähriger Tradition.

Sie sind auf der Suche nach den besten Zutaten für ein köstliches Festessen? Wir haben uns auf kulinarische Spurensuche ins Elbland begeben und stellen Ihnen unsere Genuss-Favoriten vor. Begleiten Sie uns auf eine historische Reise zu erlesenen Bränden und Likören aus Moritzburg, der fast vergessenen „Meissner Schweinezüchtung“ bis ins prachtvolle Dresden, das mit einer überraschenden Schokoladengeschichte aufwartet.

Spezialitätenbrennerei Augustus Rex

Dresdens erste Spezialitätenbrennerei findet man eine halbe Autostunde vom Zentrum entfernt in Moritzburg unweit des gleichnamigen Bauwerks. Ihren Namen hat die Brennerei von dem ausgewiesenen Genießer „Augustus Rex“, auch bekannt als August der Starke. 1998 entstand der erste Obstbrand in der „Dicken Berta“, wie Gründer Georg Schenk seine Destille nannte. Schenk war so beeindruckt von den zahlreichen Streuobstwiesen, die seinerzeit August der Starke als Kurfürst von Sachsen zu Beginn des 18. Jahrhunderts in den Seitentälern der Elbe anpflanzen ließ, dass diese fortan die Grundlage für seine sortenreinen Destillate bilden sollten.

Seit September 2018 führt ein Nachfahre von August das Familienunternehmen am ehemaligen Weinberg in Dresden Klotzsche: Nils Prinz von Sachsen. Als jüngster Sohn von Rüdiger von Sachsen Herzog zu Sachsen knüpft er nun an die Genusstradition des partyfreudigen Kurfürsten an und führt Schenks Firmenphilosophie „Nil Nisi Optimorum – Nur vom Besten!“ fort. In der Zukunft soll es neben den hochwertig verarbeiteten Destillaten seltener regionaler Obstsorten auch frisch gebrautes Bier geben.

Nils Prinz von Sachsen prüft die Qualität seiner erlesenen Destillate. © AUGUSTUS REX ®

Karpfen aus den Moritzburger Teichen

Lange bevor August der Starke Schloss Moritzburg seinen prunkvollen Glanz verlieh, legte Anfang des 16. Jahrhunderts Herzog Georg der Bärtige den Grundstein für die bis heute erfolgreiche Moritzburger Teichwirtschaft. In den zahlreichen Gewässern rund um Moritzburg werden seit über 500 Jahren regionale Speisekarpfen gezüchtet. Aber nicht nur Karpfen, sondern auch Schleie, Zander und Wels reifen hier heran. Derzeit bewirtschaftet der heimische Fischereibetrieb 22 Teiche mit einer Gesamtfläche von 380 Hektar.

Nach dem Abfischen im Herbst, stehen pünktlich zur Weihnachtszeit viele regionale Fischspezialitäten auf der Speisekarte der Elbländer Restaurants. Und die Qualität kann sich sehen lassen. Sächsische Karpfen haben einen ausgesprochen hohen Filetanteil, festes Fleisch und sind reich an wertvollen Omega-3-Fettsäuren. Kein Wunder, dass sie im europäischen Leistungsvergleich des Landesumweltamtes von 2017 sehr gut abschnitten. Mit über 200 Teichwirtschaften ist Sachsen nach Bayern der zweitgrößte Erzeuger von Karpfen in Deutschland. Wer den Fisch lieber selbst zubereiten möchte, sollte dem hofeigenen Verkaufsladen Bärnsdorf einen Besuch abstatten. Hier schwimmt der Fisch, bis er verkauft wird.

Schloss Moritzburg mit Schlossteich. Tausende Besucher und Gäste kommen hier jedes Jahr am letzten Wochenende im Oktober zum Fisch- und Waldfest, um sich das traditionelle Abfischen anzusehen. © Florian Kneffel (DML BY)

Wildbret aus dem Elbland

Die Moritzburger Teiche sind umgeben von einem großflächigen Waldgebiet, dem Moritzburger Friedewald. Dieser dient nicht nur als Naherholungsgebiet, sondern wird auch als Jagdgebiet betrieben. Viele Gastronomen im Elbland schätzen das einheimische Wild und haben insbesondere zur Weihnachtszeit vermehrt regionales Reh, Wildschwein oder Hirsch auf ihrer Speisekarte. Wildbret ist qualitativ hochwertiges Fleisch. Die freilebenden Tiere ernähren sich nur von dem, was ihnen der Wald zu bieten hat: Knospen, Blätter oder Gräser. Dadurch ist das Fleisch nicht nur geschmacklich hochwertig, sondern auch reich an Mineralstoffen, Proteinen und Vitaminen. Seit 2010 vergibt der Landesverband Sachsen e.V. und der Staatsbetrieb Sachsenforst das Label „Wild aus Sachsen“, das für regionale Wildbret-Qualität steht.

Das historische Forsthaus Kreyern, heute Betriebsplatz des Staatsbetriebs Sachsenforst läutet alljährlich in der zweiten Dezemberwoche das Weihnachtsfest ein. Dann wird frisches Wild verkauft, und die Elbländer stehen hier Schlange.

Meissner Schwerter Bräu

Auch Sachsens älteste Privatbrauerei findet man unweit von Dresden: In Meißen bewirtschaftet Eric Schäffer seit 2009 die Brauerei. Das Haus kann auf 500 Jahre Brauerei-Geschichte zurückblicken. Und noch heute stehen Sorgfalt und Qualität an erster Stelle. Schäffer führt somit den Geist des einstigen Familienunternehmens fort. Sämtliche Zutaten kommen aus dem heimischen Anbau. Der Hopfen wird zum Beispiel aus dem Hopfen-Anbaugebiet Elbe-Saale bezogen – die Gerste kommt von Landwirten aus dem Meißner Land. Die Meissner Schwerter Brauerei erhält regelmäßig DLG-Preise und wurde 2018 für ihr jüngstes Produkt, das „Kellerbier“, mit dem „International Craft Beer Award“ in Silber ausgezeichnet.

Festwagen der Schwerter-Brauerei zu Beginn der 1930er Jahre © Privatbrauerei Schwerter Meißen GmbH

Das Meißner Schwein

Und wenn man schon in Meißen ist: Im Dreieck zwischen dieser Kreisstadt, Riesa und Döbeln, hat sich eine ganz besondere Schweinezüchtung entwickelt. Das fast in Vergessenheit geratene „Meißner Schwein“ wurde 1888 von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft erstmals als eigene Rasse anerkannt und lebt nun seit einigen Jahren wieder auf. Der gegenwärtig anhaltende Trend für bewussten Ernährung und Nachhaltigkeit kommt den elbländischen Züchtern zu Gute. Die einzigartige Fleischqualität des „Meissner Schweins“ wird zunehmend geschätzt. Das besondere an dieser Tierhaltung ist, dass die Schweine in Freilandhaltung mit viel Auslauf und Grün leben und ausschließlich mit Biofutter wie Klee, Kartoffeln und Futtergetreide aus eigener Produktion gefüttert werden. Seine unvergleichliche Bio-Qualität macht dieses Fleisch so besonders und beliebt.

Im Jahr 1888 wurde das „Meißner Schwein“ von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft als eigene Rasse anerkannt. Als Zuchtziel galten unter anderem große Schlappohren, ein voller, kräftiger Hals und ein gerader Rücken. © Jean Bungartz (WikiMediaCommons)

Wein und Liköre vom Schloss Proschwitz

Ebenfalls im Meißner Landkreis liegt das Schloss Proschwitz und, ihm angeschlossen, das älteste privat bewirtschaftete Weingut Sachsens, das Weingut Schloss Proschwitz in Zadel. Der Vierseitenhof aus dem 18. Jahrhundert verfügt über eine Kellerei und eine Vinothek, die hervorragende Weine und Brände, Geiste und Liköre anbietet. Seit Mitte des 12. Jahrhunderts wird in den Proschwitzer Weinbergen Weinbau betrieben. Bis zur Reformation waren diese im Besitz der Meißner Bischöfe. Damals ein wertvoller Vorteil: der benötigte Messwein musste nicht teuer importiert werden, sondern kam direkt aus den umliegenden Weinbergen.

Proschwitzer Weinberge. Blick vom Gut Proschwitz auf Meißen © Sylvio Dittrich (DML-BY)

Dresden als Schokoladenhauptstadt

Dresden kann auch süß. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Landeshauptstadt das Zentrum der deutschen Schokoladenindustrie. 28 Schokoladenhersteller, darunter namhafte wie Gottfried Jordan und August Friedrich Timaeus, beschäftigten seinerzeit mehr als 10.000 Menschen in ihren Unternehmen. Und mit noch einem Schokoladenhighlight kann sich Dresden schmücken. Kaum einer weiß, dass die erste Milchschokolade nicht, wie lange Zeit angenommen, in der Schweiz, sondern in Dresden erfunden wurde. Jordan & Timaeus brachten ihre Schokoladenrezeptur aus 60 Prozent Kakao, 30 Prozent Zucker und 10 Prozent Eselsmilch schon im Jahr 1839 auf den Markt.

Von der Qualität Dresdner Schokolade kann man sich in der Schokoladenmanufaktur „Comondas“ gegenüber vom Residenzschloss überzeugen. Wer noch mehr über die Geschichte der süßen Verführung erfahren möchte, sollte dem anliegenden Schokoladenmuseum unbedingt einen Besuch abstatten.

Schokolade. Die süße Verführung gibt es in unzähligen Varianten. © Daria Yakovleva (Pixabay)

Dresdner Stollen

Aber was wäre Dresden ohne den Dresdner Stollen? Oder fragen wir lieber anders herum: Was wäre der Stollen ohne die einzigartigen Rezepturen Dresdner Bäckereien, die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergereicht wurden? Auch August der Starke schätzte seinerzeit das festliche Gebäck. Anlässlich einer opulenten Truppenschau im Mai 1730, dem „Großen Campement bei Mühlberg“, ließ er von 60 Bäckerknechten und unter der Leitung von Bäckermeister Johann Andreas Zacharias, einen 1,8 Tonnen schweren Riesenstollen backen – ein ganz besonderer Höhepunkt, der seit 1994 mit dem jährlich wiederkehrenden Dresdner Stollenfest wieder auflebt. Nicht so protzig wie zu Zeiten des Kurfürsten, dafür aber in weihnachtlicher Atmosphäre und mit einem bunten Festumzug durch die prachtvolle Altstadt.

Heute stellen rund 120 Bäckereien in und um Dresden den Christstollen nach strengen Qualitätskontrollen des Dresdner Stollenschutzverbandes her. Dabei schmecken nicht alle Dresdner Stollen gleich. Jede Bäckerei fügt dem weihnachtlichen Gebäck seine ganz eigene Note hinzu, mit besonderen Gewürzen oder kleinen Veränderungen in den Mengenangaben der Zutaten. So entsteht aus jedem Dresdner Christstollen ein raffiniertes Unikat.

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Festlich und lecker: Der Dresdner Christstollen ist zu Weihnachten ein absolutes Must-have für den Gaumen © Tobias Ritz (DML-BY)

Dresdner Kaffeekultur

Wenn vom Genussmittel Kaffee die Rede ist, wird wohl den wenigsten die Stadt Dresden in den Sinn kommen. Dabei wurde hier im Jahr 1908 der Grundstein für den ersten Kaffeefilter gelegt. Melitta Bentz, Tochter eines Dresdner Buchhändlers missfiel, dass sich während ihres Kaffeegenusses immer Kaffeesatz zwischen ihren Zähnen drängte. Im Jahre 1908 greift sie kurzerhand zu Hammer und Nagel, durchlöchert damit einen Messingtopf und füllt diesen mit Löschpapier aus den Schulheften ihrer Söhne. Der erste Kaffeefilter war erfunden. Was seinerzeit eine Errungenschaft in der Genusswelt war, wurde in den Kaffeehäusern lange Zeit durch moderne Vollautomaten abgelöst. Heute liegen handgefilterter Kaffee und eigene Röstereien wieder voll im Trend. Lohnenswert ist auf jeden Fall ein Besuch beim „KAFFANERO“. Hier kann man sogar den Kaffeebohnen live beim Rösten zusehen.

Lange war er von der Bildfläche verschwunden – Heute ist handgemachter Filterkaffee wieder hip. © Karl Fredrickson (unsplash)


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