Die Dresdner Band Woods of Birnam hat schon bei zahllosen Projekten mitgemischt, vom Eurovision Song Contest bis zur Hitserie Babylon Berlin. Foto: Carsten Beier
Die Dresdner Band Woods of Birnam fühlt sich auf Theaterbühnen genauso wohl wie vor Club- und Festivalpublikum. Kein Wunder! Denn egal, wo sie spielen – der atmosphärische Sound der vier Musiker funktioniert einfach immer. Wir haben mit Bandmitglied Christian Friedel über die Anfänge und Pläne der Band gesprochen.
Die Musik oder das Theater – was war eigentlich zuerst da?
Eigentlich starteten wir als klassische Pop-Band. 2011 ist Woods of Birnam aus vier Musikern der Band Polarkreis 18 und mir entstanden. Die Zusammenarbeit war ursprünglich als Nebenprojekt zu Polarkreis 18 gedacht, entwickelte sich dann jedoch nach und nach zu unserem Hauptprojekt.
Da ich aber auch Schauspieler bin, kam es, dass Woods of Birnam bereits 2012 im Rahmen einer Inszenierung von William Shakespeares Hamlet auf der Bühne des Staatsschauspiels Dresden mitspielten. Ich war als Hamlet besetzt und der Regisseur war total begeistert von der Idee, dass Hamlet seine eigene Band hatte und das Theaterstück wie ein Rockkonzert begann.
Und einmal Theaterluft geschnuppert, wollten auch deine Bandkollegen nicht mehr darauf verzichten?
So kann man es sagen. Der Auftritt der Band bei der Hamlet-Aufführung gab die Initialzündung für viele weitere Projekte im Theater – aber auch in Zusammenarbeit mit Museen. Zuletzt haben wir beispielsweise mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zusammengearbeitet. Dabei ist die Installation How To Hear A Painting entstanden, bei der wir uns von den Gemälden Alter Meister zu Songs inspiriert haben lassen.
Seit Ende des Jahres 2022 stehen wir mit einem eigens komponierten Soundtrack wieder im Staatsschauspiel Dresden auf der Bühne – dieses Mal für Macbeth.
Wir bezeichnen unsere Musik gern als atmosphärischen Indie-Pop, der durchaus auch theatralische und artifizielle Aspekte hat.
sagt Bandmitglied Christian Friedel
Eure Musik funktioniert aber auch abseits von Theaterstücken oder Ausstellungen?
Absolut! Das ist uns auch wichtig, da sich unser Publikum die Musik komplett unabhängig von ihren Entstehungskontexten anhören, entdecken und dabei ganz eigene Bilder kreieren kann. Wir haben jedoch auch kürzlich eine eigene Company gegründet, die in Zukunft mehr auf genreübergreifende Projekte ausgerichtet ist. Ein Album ohne einen projektorientierten Bezug, wie unser sehr persönliches Album Grace, wird es dann nicht mehr so schnell geben. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass wir nur verkopfte, unpersönliche Alben machen werden.
Ihr seid schon in unglaublich vielen Projekten involviert gewesen: beim Eurovision Song Contest, beim Film Honig im Kopf, bei der Serie Babylon Berlin. Dennoch für alle, die euch nicht kennen: Wie klingt Woods of Birnam?
Wir bezeichnen unsere Musik gern als atmosphärischen Indie-Pop, der durchaus auch theatralische und artifizielle Aspekte hat. In diesem Genre haben wir uns gefunden als eine Band, die nicht wie eine klassische Pop-Band von Album zu Album, sondern eben eher projektartig arbeitet. Das macht uns aus und unterscheidet uns von anderen Bands aus dem Genre.
Kommen wir mal auf die Stadt Dresden zu sprechen. Warum sollte man die Stadt unbedingt einmal besuchen?
Dresden ist einfach spannend. Was vor allem an den Gegensätzen hier liegt. Auf der einen Seite haben wir die sehr schicke und toll restaurierte Altstadt, in der die reichhaltige Kulturgeschichte von Dresden greifbar wird. Auf der anderen Seite die moderne Neustadt, die von Familien, jungen Menschen und einer alternativen Szene geprägt ist.
Auch die Nähe zur Natur ist toll. Die Sächsische Schweiz ist direkt um die Ecke. Die Elbe mit ihren Schlössern und Weinbergen beeindruckt mich auch sehr. Alles in allem ist es eine sehr lebenswerte Stadt.
Wie würdest du die Musikszene von Dresden beschreiben? Ist die Stadt ein gutes Pflaster zum Musikmachen?
Auf jeden Fall. Es gibt hier ja immerhin die Hochschule für Musik, die auch regelmäßig fantastische Musikerinnen und Musiker hervorbringt. Zum Beispiel eine Band, die mir sofort einfällt und mit der ich persönlich sogar befreundet bin: ÄTNA. Inéz und Demian haben beide hier an der Hochschule Jazz studiert.
Die Musikszene lebt auch davon, dass hier so unterschiedliche Musikrichtungen zusammenkommen, vor allem Jazz, Klassik, Pop und Rock. Und da immer wieder neue Menschen in die Stadt kommen, um Musik zu machen, entstehen auch immer wieder neue, spannende Impulse. Ich glaube, man spürt, dass Musikerinnen und Musiker hier reifen und sich austoben können.
Wie ist es, beim Musikmachen die Semper-Oper im Rücken zu haben?
Wenn wir auf dem Weg zum Staatsschauspiel Dresden sind, kommen wir unweigerlich an der Semper-Oper vorbei. Das macht natürlich großen Eindruck und führt vielleicht zu unserem Anspruch, etwas Relevantes zu kreieren.
Wo tretet ihr in Dresden am liebsten auf?
Aktuell kann man das Staatsschauspiel Dresden als eine Art Lieblingsort bezeichnen, weil wir hier die meisten und sehr wichtige Projekte verwirklicht haben und verwirklichen. Dieser Ort ist einfach sehr bedeutsam für uns. Darüber hinaus gibt es den schönen Club Beatpol, der sich in einem etwas älteren Industriegebäude befindet. Dort haben wir viele unserer Konzerte gespielt.
Und dann haben wir ja vor einigen Jahren unser bandeigenes Festival etabliert, das Come to the Woods. Es findet auf dem Konzertplatz Weißer Hirsch inmitten der Dresdner Heide statt. Dorthin laden wir einmal im Jahr – meist Ende Juni, Anfang Juli (in diesem Jahr am 1. Juni 2023) – Musikerinnen, Künstler und Bands ein, mit denen wir uns verbunden fühlen oder die uns inspirieren. Das ist ein tolles, familiäres Event.
Was erhofft ihr euch von 2023: Wo steht ihr gerade in eurer Bandgeschichte und welche Schritte wollt ihr dieses Jahr gehen?
Wir schauen optimistisch in die Zukunft, vor allem jetzt als neu gegründete Woods of Birnam Company. 2023 ist unser neues Album Dorian erschienen, das auch von einer Theaterinszenierung inspiriert wurde. Mit diesem Album werden wir verschiedene Städte bereisen und möglichst viel live spielen. Außerdem haben wir gerade erst mit Macbeth Premiere gefeiert und hoffen natürlich, das Stück so oft wie möglich spielen und zeigen zu können. Die Nachfrage ist momentan enorm, was uns sehr freut und auch bestärkt.
Die Coronapandemie war für euer Schaffen also kein Bremsklotz?
Die Coronapandemie hat natürlich sehr der Live- und Clubkultur geschadet. Auch überhaut der Kulturszene. Aber es bringt nichts, jetzt Trübsal zu blasen. Wir Künstlerinnen und Künstler müssen schauen, dass wir das Publikum zurückgewinnen, sie wieder ins Theater oder zu einem Konzert zu locken. Weil kein Streaming-Dienst der Welt und kein Event auf der heimischen Couch ein wirkliches Live-Erlebnis ersetzen kann.
Ich bin auch davon überzeugt, dass es gerade heute wichtig ist, dass Menschen zusammenkommen und gemeinsam etwas erleben. Wir leben leider in Zeiten, in denen die Gesellschaft zu entzweien droht. Solche Probleme lassen sich aber nicht lösen, indem alle alleine zu Hause und für sich bleiben. Das ist nur in Gemeinschaft möglich. Und diese entsteht zum Beispiel im Konzertraum, im Museum oder im Theater. Deshalb müssen wir weitermachen.
Die Dresdner Band Woods of Birnam fühlt sich auf Theaterbühnen genauso wohl wie vor Club- und Festivalpublikum. Kein Wunder! Denn egal, wo sie spielen – der atmosphärische Sound der vier Musiker funktioniert einfach immer. Wir haben mit Bandmitglied Christian Friedel über die Anfänge und Pläne der Band gesprochen.
Die Musik oder das Theater – was war eigentlich zuerst da?
Eigentlich starteten wir als klassische Pop-Band. 2011 ist Woods of Birnam aus vier Musikern der Band Polarkreis 18 und mir entstanden. Die Zusammenarbeit war ursprünglich als Nebenprojekt zu Polarkreis 18 gedacht, entwickelte sich dann jedoch nach und nach zu unserem Hauptprojekt.
Da ich aber auch Schauspieler bin, kam es, dass Woods of Birnam bereits 2012 im Rahmen einer Inszenierung von William Shakespeares Hamlet auf der Bühne des Staatsschauspiels Dresden mitspielten. Ich war als Hamlet besetzt und der Regisseur war total begeistert von der Idee, dass Hamlet seine eigene Band hatte und das Theaterstück wie ein Rockkonzert begann.
Und einmal Theaterluft geschnuppert, wollten auch deine Bandkollegen nicht mehr darauf verzichten?
So kann man es sagen. Der Auftritt der Band bei der Hamlet-Aufführung gab die Initialzündung für viele weitere Projekte im Theater – aber auch in Zusammenarbeit mit Museen. Zuletzt haben wir beispielsweise mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zusammengearbeitet. Dabei ist die Installation How To Hear A Painting entstanden, bei der wir uns von den Gemälden Alter Meister zu Songs inspiriert haben lassen.
Seit Ende des Jahres 2022 stehen wir mit einem eigens komponierten Soundtrack wieder im Staatsschauspiel Dresden auf der Bühne – dieses Mal für Macbeth.
Eure Musik funktioniert aber auch abseits von Theaterstücken oder Ausstellungen?
Absolut! Das ist uns auch wichtig, da sich unser Publikum die Musik komplett unabhängig von ihren Entstehungskontexten anhören, entdecken und dabei ganz eigene Bilder kreieren kann. Wir haben jedoch auch kürzlich eine eigene Company gegründet, die in Zukunft mehr auf genreübergreifende Projekte ausgerichtet ist. Ein Album ohne einen projektorientierten Bezug, wie unser sehr persönliches Album Grace, wird es dann nicht mehr so schnell geben. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass wir nur verkopfte, unpersönliche Alben machen werden.
Ihr seid schon in unglaublich vielen Projekten involviert gewesen: beim Eurovision Song Contest, beim Film Honig im Kopf, bei der Serie Babylon Berlin. Dennoch für alle, die euch nicht kennen: Wie klingt Woods of Birnam?
Wir bezeichnen unsere Musik gern als atmosphärischen Indie-Pop, der durchaus auch theatralische und artifizielle Aspekte hat. In diesem Genre haben wir uns gefunden als eine Band, die nicht wie eine klassische Pop-Band von Album zu Album, sondern eben eher projektartig arbeitet. Das macht uns aus und unterscheidet uns von anderen Bands aus dem Genre.
Kommen wir mal auf die Stadt Dresden zu sprechen. Warum sollte man die Stadt unbedingt einmal besuchen?
Dresden ist einfach spannend. Was vor allem an den Gegensätzen hier liegt. Auf der einen Seite haben wir die sehr schicke und toll restaurierte Altstadt, in der die reichhaltige Kulturgeschichte von Dresden greifbar wird. Auf der anderen Seite die moderne Neustadt, die von Familien, jungen Menschen und einer alternativen Szene geprägt ist.
Auch die Nähe zur Natur ist toll. Die Sächsische Schweiz ist direkt um die Ecke. Die Elbe mit ihren Schlössern und Weinbergen beeindruckt mich auch sehr. Alles in allem ist es eine sehr lebenswerte Stadt.
Wie würdest du die Musikszene von Dresden beschreiben? Ist die Stadt ein gutes Pflaster zum Musikmachen?
Auf jeden Fall. Es gibt hier ja immerhin die Hochschule für Musik, die auch regelmäßig fantastische Musikerinnen und Musiker hervorbringt. Zum Beispiel eine Band, die mir sofort einfällt und mit der ich persönlich sogar befreundet bin: ÄTNA. Inéz und Demian haben beide hier an der Hochschule Jazz studiert.
Die Musikszene lebt auch davon, dass hier so unterschiedliche Musikrichtungen zusammenkommen, vor allem Jazz, Klassik, Pop und Rock. Und da immer wieder neue Menschen in die Stadt kommen, um Musik zu machen, entstehen auch immer wieder neue, spannende Impulse. Ich glaube, man spürt, dass Musikerinnen und Musiker hier reifen und sich austoben können.
Wie ist es, beim Musikmachen die Semper-Oper im Rücken zu haben?
Wenn wir auf dem Weg zum Staatsschauspiel Dresden sind, kommen wir unweigerlich an der Semper-Oper vorbei. Das macht natürlich großen Eindruck und führt vielleicht zu unserem Anspruch, etwas Relevantes zu kreieren.
Wo tretet ihr in Dresden am liebsten auf?
Aktuell kann man das Staatsschauspiel Dresden als eine Art Lieblingsort bezeichnen, weil wir hier die meisten und sehr wichtige Projekte verwirklicht haben und verwirklichen. Dieser Ort ist einfach sehr bedeutsam für uns. Darüber hinaus gibt es den schönen Club Beatpol, der sich in einem etwas älteren Industriegebäude befindet. Dort haben wir viele unserer Konzerte gespielt.
Und dann haben wir ja vor einigen Jahren unser bandeigenes Festival etabliert, das Come to the Woods. Es findet auf dem Konzertplatz Weißer Hirsch inmitten der Dresdner Heide statt. Dorthin laden wir einmal im Jahr – meist Ende Juni, Anfang Juli (in diesem Jahr am 1. Juni 2023) – Musikerinnen, Künstler und Bands ein, mit denen wir uns verbunden fühlen oder die uns inspirieren. Das ist ein tolles, familiäres Event.
Was erhofft ihr euch von 2023: Wo steht ihr gerade in eurer Bandgeschichte und welche Schritte wollt ihr dieses Jahr gehen?
Wir schauen optimistisch in die Zukunft, vor allem jetzt als neu gegründete Woods of Birnam Company. 2023 ist unser neues Album Dorian erschienen, das auch von einer Theaterinszenierung inspiriert wurde. Mit diesem Album werden wir verschiedene Städte bereisen und möglichst viel live spielen. Außerdem haben wir gerade erst mit Macbeth Premiere gefeiert und hoffen natürlich, das Stück so oft wie möglich spielen und zeigen zu können. Die Nachfrage ist momentan enorm, was uns sehr freut und auch bestärkt.
Die Coronapandemie war für euer Schaffen also kein Bremsklotz?
Die Coronapandemie hat natürlich sehr der Live- und Clubkultur geschadet. Auch überhaut der Kulturszene. Aber es bringt nichts, jetzt Trübsal zu blasen. Wir Künstlerinnen und Künstler müssen schauen, dass wir das Publikum zurückgewinnen, sie wieder ins Theater oder zu einem Konzert zu locken. Weil kein Streaming-Dienst der Welt und kein Event auf der heimischen Couch ein wirkliches Live-Erlebnis ersetzen kann.
Ich bin auch davon überzeugt, dass es gerade heute wichtig ist, dass Menschen zusammenkommen und gemeinsam etwas erleben. Wir leben leider in Zeiten, in denen die Gesellschaft zu entzweien droht. Solche Probleme lassen sich aber nicht lösen, indem alle alleine zu Hause und für sich bleiben. Das ist nur in Gemeinschaft möglich. Und diese entsteht zum Beispiel im Konzertraum, im Museum oder im Theater. Deshalb müssen wir weitermachen.
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