„In unserer Kultur feiern wir das Leben.“

Im Interview mit den Le-La-La Dancers

André Wirsig

Vom 31. Mai bis 2. Juni werden in Radebeul die Karl-May-Festtage gefeiert. Mit dabei: Die „Le-La-La Dancers“ vom kanadischen Indianerstamm Kwakwaka’wakw. Wir sprachen mit ihnen über die Intention, ihre Tradition und natürlich über das Festival.

Einmal im Jahr werden im Radebeuler Lößnitzgrund die Tipis aufgeschlagen und Indianergesänge hallen durch die Wälder. Für ein paar Tage wird im Dresden Elbland der Wilde Westen wieder lebendig. Kein Wunder: Hier im idyllischen Radebeul fand schließlich Karl May die Inspiration für seine Abenteuerromane rund um den Mescalero Apachen Winnetou und Old Shatterhand.

Mit Gästen aus aller Welt, traditionellen Tänzen und viel Musik amerikanischer Ureinwohner wird das in diesem Jahr vom 31. Mai bis 2. Juni gefeiert. Neben Vertretern des White Mountain Apache Tribe aus Arizona sind auch wieder die „Le-La-La Dancers“ vom kanadischen Indianerstamm Kwakwaka’wakw mit dabei. Seit über 30 Jahren halten sie die Traditionen und Bräuche ihres Stammes im kanadischen Bundesstaat British Columbia lebendig.

Was ihre Herkunft und Abstimmung für sie bedeutet und wieso die lange Reise nach Radebeul etwas ganz Besonderes ist, verraten uns die Le-La-La Dancers im exklusiven Interview.

Jarid Taylor zeigt einen Rabentanz. Die „Le-La-La Dancers“ der Kwakwaka’wakw Nation aus Kanada gaben am Freitagvormittag (11.05.2018) im Camp „Kleine Feder“ im Radebeuler Lößnitzgrund mit Maskentänzen und Gesängen einen Ausblick auf ihre Präsentationen während 27. Radebeuler Karl-May-Festtage am Wochenende. © André Wirsig

Eure Vorfahren waren Native Americans. Bitte erzählt uns doch ein wenig über euch und über das, was ihr als Verein macht.

George Taylor ist der Gründer der „Le-La-La Dancers“. Er stammt aus der Kwakwaka’wakw Nation of Vancouver Island und ist im Namgis Reservat in Alert Bay, British Columbia, Kanada, aufgewachsen. Seine Eltern stammten aus Häuptlingsfamilien. Er wurde von seinem Vater in den meisten Bereichen der traditionellen Geschichte und Kultur seiner Nation unterrichtet.

Nach seinem Abschluss in Sozialarbeit zog George Taylor 1976 nach Victoria, um Sozialarbeiter für mehrere First Nations‘ Gruppen zu werden. Unter der Leitung von Ältesten und Häuptlingen wurde 1987 die Le-La-La-La Dancers Society gegründet. Seitdem hat sich George mit viel harter Arbeit und Engagement der Entwicklung und Leitung einer traditionellen Auftrittsgruppe verschrieben.

Die Anzahl an Stämmen war nicht gering. Was ist das Besondere am Kwakwaka’wakw?

Die Kwakwaka’wakw (ausgesprochen: KWOK-wok-ya-wokw) haben eine reiche Kultur aufgebaut, die unsere natürliche Umwelt widerspiegelt und anerkennt. Unsere Lieder, Geschichten, Tänze und zeremoniellen Objekte ehren die Tiere, Flüsse, Zedernbäume, Lachse und all die Dinge, die dazu beitragen, das Kwakwaka’wakw körperlich und geistig zu erhalten.

Es gibt viele Bücher über das Leben der Native Americans. Welche kulturellen Traditionen pflegt ihr heute noch immer?

Viele Menschen glauben, dass ein reicher und mächtiger Mensch jemand ist, der viel hat. Die Kwak´wala sehen das anders: ein reicher und mächtiger Mensch ist jemand, der am meisten verschenkt. Seit langer Zeit veranstalten die Kwakwaka’wakw daher “Potlatches”. Auch heute noch spielt diese Zeremonie eine zentrale und verbindende Rolle im Gemeinschaftsleben. Das Wort „Potlatch“ bedeutet „geben“. Gäste, die an dieser Veranstaltung teilnehmen, erhalten Geschenke. Je mehr Geschenke gegeben werden, desto höher ist der Status, den der Potlatch-Host erreicht.

Die Potlatch-Zeremonie markiert wichtige Ereignisse im Leben der Kwakwaka’wakw: die Benennung von Kindern, Heirat, Übertragung von Rechten und Privilegien und Trauer um die Toten. Es ist ein Fest, das den ganzen Stolz des Stammes zeigt: Masken werden getragen und Tänze werden aufgeführt. Es ist ein großes Spektakel.

Jarid Taylor zeigt einen traditionellen Tanz. Die „Le-La-La Dancers“ der Kwakwaka'wakw Nation aus Kanada gaben am Freitagvormittag (11.05.2018) im Camp „Kleine Feder“ im Radebeuler Lößnitzgrund mit Maskentänzen und Gesängen einen Ausblick auf ihre Präsentationen während 27. Radebeuler Karl-May-Festtage am Wochenende.
Jarid Taylor zeigt einen traditionellen Tanz. Die „Le-La-La Dancers“ der Kwakwaka’wakw Nation aus Kanada gaben am Freitagvormittag (11.05.2018) im Camp „Kleine Feder“ im Radebeuler Lößnitzgrund mit Maskentänzen und Gesängen einen Ausblick auf ihre Präsentationen während 27. Radebeuler Karl-May-Festtage am Wochenende. © André Wirsig

Gutes Stichwort. Was drückt ihr mit euren Tänzen aus?

In unserer Kultur tanzen und singen wir, um das Leben zu feiern. Jede Familie hat ihre eigene Entstehungsgeschichte, die erzählt, wie sie von einem ersten Vorfahren abstammt. Diese Geschichten erzählen von Begegnungen mit übernatürlichen Wesen, Tieren und anderen Familien. Sie zeigen die Spiritualität und erwecken die von unseren Vorfahren überlieferten Privilegien zum Leben.

Alle eure Kostüme sehen ziemlich aufwendig aus. Produziert ihr diese selbst?

Die meisten unserer Kostüme werden von uns auf traditionelle Art hergestellt oder werden von Familienmitgliedern über Generationen hinweg weitergegeben. Unsere Masken schnitzten begabte Hände von Künstlern aus unserer Familie.

Ihr tretet nicht zum ersten Mal die lange Reise zum Karl-May-Fest nach Radebeul an. Welche Erinnerungen tragt ihr immer noch im Herzen?

Wir mögen den natürlichen Rahmen des Festivals im Dresden Elbland. Hier wird alles mit sehr viel Herz zum Detail geplant und die Besucher lieben unsere Kultur. Das ist großartig zu erleben.

Radebeul liegt von eurer Heimat rund 8.000 km entfernt. Was bringt euch dazu, diese “Reisestrapazen” auf euch zu nehmen?

Die Möglichkeit, etwas von unserer traditionellen Kultur durch Tanz und Gesang mit den Menschen in Deutschland zu teilen, ist einmalig. Die Menschen hier haben sonst selten die Möglichkeit zu erfahren, wie auch heute in Nordamerika viele verschiedene Arten indigener Kultur leben. Dieses Wissen wollen wir erlebbar machen. Dies ist immer wieder eine spannende Begegnung und Erfahrung.

Charles Taylor zeigt einen Bärentanz. Die „Le-La-La Dancers“ der Kwakwaka’wakw Nation aus Kanada gaben am Freitagvormittag (11.05.2018) im Camp „Kleine Feder“ im Radebeuler Lößnitzgrund mit Maskentänzen und Gesängen einen Ausblick auf ihre Präsentationen während 27. Radebeuler Karl-May-Festtage am Wochenende. © André Wirsig

Die Karl-May-Festtage finden seit 1992 jedes Jahr am Wochenende nach Christi Himmelfahrt statt, 2019 vom 31. Mai bis 2. Juni

Weitere Informationen und Tickets unter www.karl-may-fest.de

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