Ob Transsibirische Eisenbahn oder Hogwarts-Express – Züge können so faszinierend und charmant sein. Ein ICE bringt Menschen ans Ziel, aber eine Dampflokomotive löst Gefühle aus. In Sachsen gibt es besonders viele historische Eisenbahnen. Eine davon feiert nun Geburtstag: die Lößnitzgrundbahn.
Auf 140 Jahre kann die Lößnitzgrundbahn zurückblicken. Zwischen Radeburg und Radebeul verkehrt diese Schmalspurbahn, die den schönen Spitznamen „Lößnitzdackel“ trägt. Was macht diesen Zug so besonders? Ein Gespräch mit einem, der es wissen muss: Kay-Torsten Zimmermann ist Triebfahrzeugführer, Zugenthusiast und ehrenamtlich im Verein Traditionsbahn Radebeul engagiert. Die Geschäftsstelle liegt im Lößnitzgrund, im Hintergrund hört man die Züge rattern.
Herr Zimmermann, wie kommt man denn zu Ihrem Beruf? Das ist ja für viele Kinder der Jim-Knopf-Traumjob.
Fast ist es auch so! Das war von klein auf mein Wunsch. Ich habe in Dresden bei der Parkeisenbahn – früher hieß die noch Pioniereisenbahn – angefangen. Und dann habe ich über die Reichsbahn auch wirklich den Weg zum Lokführer gewählt.
Sie fahren also nicht nur mit der Lößnitzgrundbahn?
Richtig. Beruflich bin ich eigentlich bei DB Regio und fahre Elektro- und Dieseltriebwagen im Nahverkehr rund um Dresden.
… und ehrenamtlich die alten Lokomotiven?
Das Ehrenamt, das ist die Traditionsbahn. Da bin ich mittlerweile stellvertretender Eisenbahn-Betriebsleiter, aber auch Lokführer für Dampf- und Diesellok.
Was ist denn das Besondere an der Lößnitzgrundbahn?
Die Lößnitzgrundbahn ist eine der wenigen Schmalspurbahnen, die es in Deutschland überhaupt noch gibt – wobei sich viele in Sachsen konzentrieren. Ganz besonders ist die Abwechslung, dass sie durch sehr verschiedene Landschaften fährt: also zunächst durch den Lößnitzgrund, das ist eher gebirgsmäßig, dann durch die Moritzburger Teichlandschaft und weiter Richtung Radeburg durch die Kleinkuppenlandschaft. Also sehr viel Abwechslung auf 16,5 Kilometern.
Die Lößnitzgrundbahn hat den Spitznamen „Lößnitzdackel“. Warum?
Da gibt’s verschiedene Versionen, aber die gängigste ist: Früher gab es Lokomotiven, die während der Fahrt ein bisschen wie ein Hund aussahen. Also, sie haben sich bewegt wie ein Dackel. Daher der Spitzname.
Gibt es eine Atmosphäre in historischen Zügen, die man in neueren Bahnen nicht mehr finden kann?
Natürlich! Unsere ältesten historischen Traditionszüge sind von 1895. Die sind genauso gestaltet wie zur Zeit der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn, also die Zeit bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Diese Bahnen haben ein ganz besonderes Flair: Mit offenen Plattformen und Ofenheizung. Es gibt geflochtene Gepäcknetze, schöne Polstersitze und welche aus Holz. Damals gab es ja noch die Holzklasse.
Was macht das Fahren für Sie als Lokführer so schön?
In neueren Zügen ist man ja eher alleine. Da ist die Anspannung mehr physischer Natur. Die Dampflokomotive ist was anderes. Das Personal ist viel verbundener. Es gibt einen Lokführer und einen Heizer, das ist Teamwork. Außerdem spürt man noch ganz deutlich, was die Maschine macht!
Die Bahnen fahren die ganze Zeit?
Es gibt die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft, die macht den regelmäßigen Betrieb. Der Zug fährt täglich, hat aber etwas modernere Fahrzeuge: Lokomotiven aus den 50er-Jahren mit Waggons, die in den 70ern modernisiert wurden. Und zusätzlich gibt es unsere Traditionsbahn. Mit der führen wir öffentliche Sonderfahrten durch, so um die 40 im Jahr. Da fahren wir mit noch älteren Fahrzeugen aus der Zeit um die Jahrhundertwende.
Zum Streckenjubiläum fahren wir natürlich! Und eigentlich geht es jedes Jahr im Februar los: mit einem Zubringerzug zum Radeburger Karneval. Es gibt monatliche Fahrten mit wechselndem Motto. Osterfahrten etwa, unser alljährliches Streckenfestival im September, und im Dezember dann eine Nikolausfahrt.
Haben Sie einen Lieblingszug? Eine Traditionsbahn, die Sie gern mal fahren würden?
Es gibt viele Züge, die ich noch nicht persönlich kenne. Einen direkten Favoriten hatte ich noch nie, aber vor zwei Jahren war ich zum Beispiel mit der Rhodopenbahn in Bulgarien unterwegs. Da würde ich gern noch einmal hin.
Die Dampfbahn-Route Sachsen
Bereits um 1900 waren die Schmalspurbahnen in Sachsen das bedeutendste Schmalspurnetz in Deutschland. Mehr als 500 Kilometer umfassten die Strecken, die besonders für Ausflüge sehr beliebt gewesen sind – ein Erbe, das es zu erhalten gilt. Darum kümmern sich Eisenbahngesellschaften und Ehrenamtliche in Vereinen. Mit ihnen gemeinsam kann man jedes Jahr im September den Streckengeburtstag der Lößnitzgrundbahn feiern.
Wie lebendig Eisenbahngeschichte im Freistaat ist, zeigt die Dampfbahn-Route Sachsen: eine Ferienstraße mit fünf täglich betriebenen Schmalspurbahnen, drei weiteren dampfbetriebenen Museumsbahnen, zahlreichen Denkmalen und Museen. Zur Dampfbahn-Route gehören auch die älteste und größte noch in Einsatz stehende Schaufelraddampferflotte der Welt sowie einzigartige Bergbahnen.
Ob Transsibirische Eisenbahn oder Hogwarts-Express – Züge können so faszinierend und charmant sein. Ein ICE bringt Menschen ans Ziel, aber eine Dampflokomotive löst Gefühle aus. In Sachsen gibt es besonders viele historische Eisenbahnen. Eine davon feiert nun Geburtstag: die Lößnitzgrundbahn.
Auf 140 Jahre kann die Lößnitzgrundbahn zurückblicken. Zwischen Radeburg und Radebeul verkehrt diese Schmalspurbahn, die den schönen Spitznamen „Lößnitzdackel“ trägt. Was macht diesen Zug so besonders? Ein Gespräch mit einem, der es wissen muss: Kay-Torsten Zimmermann ist Triebfahrzeugführer, Zugenthusiast und ehrenamtlich im Verein Traditionsbahn Radebeul engagiert. Die Geschäftsstelle liegt im Lößnitzgrund, im Hintergrund hört man die Züge rattern.
Herr Zimmermann, wie kommt man denn zu Ihrem Beruf? Das ist ja für viele Kinder der Jim-Knopf-Traumjob.
Fast ist es auch so! Das war von klein auf mein Wunsch. Ich habe in Dresden bei der Parkeisenbahn – früher hieß die noch Pioniereisenbahn – angefangen. Und dann habe ich über die Reichsbahn auch wirklich den Weg zum Lokführer gewählt.
Sie fahren also nicht nur mit der Lößnitzgrundbahn?
Richtig. Beruflich bin ich eigentlich bei DB Regio und fahre Elektro- und Dieseltriebwagen im Nahverkehr rund um Dresden.
… und ehrenamtlich die alten Lokomotiven?
Das Ehrenamt, das ist die Traditionsbahn. Da bin ich mittlerweile stellvertretender Eisenbahn-Betriebsleiter, aber auch Lokführer für Dampf- und Diesellok.
Was ist denn das Besondere an der Lößnitzgrundbahn?
Die Lößnitzgrundbahn ist eine der wenigen Schmalspurbahnen, die es in Deutschland überhaupt noch gibt – wobei sich viele in Sachsen konzentrieren. Ganz besonders ist die Abwechslung, dass sie durch sehr verschiedene Landschaften fährt: also zunächst durch den Lößnitzgrund, das ist eher gebirgsmäßig, dann durch die Moritzburger Teichlandschaft und weiter Richtung Radeburg durch die Kleinkuppenlandschaft. Also sehr viel Abwechslung auf 16,5 Kilometern.
Die Lößnitzgrundbahn hat den Spitznamen „Lößnitzdackel“. Warum?
Da gibt’s verschiedene Versionen, aber die gängigste ist: Früher gab es Lokomotiven, die während der Fahrt ein bisschen wie ein Hund aussahen. Also, sie haben sich bewegt wie ein Dackel. Daher der Spitzname.
Gibt es eine Atmosphäre in historischen Zügen, die man in neueren Bahnen nicht mehr finden kann?
Natürlich! Unsere ältesten historischen Traditionszüge sind von 1895. Die sind genauso gestaltet wie zur Zeit der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn, also die Zeit bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Diese Bahnen haben ein ganz besonderes Flair: Mit offenen Plattformen und Ofenheizung. Es gibt geflochtene Gepäcknetze, schöne Polstersitze und welche aus Holz. Damals gab es ja noch die Holzklasse.
Was macht das Fahren für Sie als Lokführer so schön?
In neueren Zügen ist man ja eher alleine. Da ist die Anspannung mehr physischer Natur. Die Dampflokomotive ist was anderes. Das Personal ist viel verbundener. Es gibt einen Lokführer und einen Heizer, das ist Teamwork. Außerdem spürt man noch ganz deutlich, was die Maschine macht!
Die Bahnen fahren die ganze Zeit?
Es gibt die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft, die macht den regelmäßigen Betrieb. Der Zug fährt täglich, hat aber etwas modernere Fahrzeuge: Lokomotiven aus den 50er-Jahren mit Waggons, die in den 70ern modernisiert wurden. Und zusätzlich gibt es unsere Traditionsbahn. Mit der führen wir öffentliche Sonderfahrten durch, so um die 40 im Jahr. Da fahren wir mit noch älteren Fahrzeugen aus der Zeit um die Jahrhundertwende.
Zum Streckenjubiläum fahren wir natürlich! Und eigentlich geht es jedes Jahr im Februar los: mit einem Zubringerzug zum Radeburger Karneval. Es gibt monatliche Fahrten mit wechselndem Motto. Osterfahrten etwa, unser alljährliches Streckenfestival im September, und im Dezember dann eine Nikolausfahrt.
Haben Sie einen Lieblingszug? Eine Traditionsbahn, die Sie gern mal fahren würden?
Es gibt viele Züge, die ich noch nicht persönlich kenne. Einen direkten Favoriten hatte ich noch nie, aber vor zwei Jahren war ich zum Beispiel mit der Rhodopenbahn in Bulgarien unterwegs. Da würde ich gern noch einmal hin.
Die Dampfbahn-Route Sachsen
Bereits um 1900 waren die Schmalspurbahnen in Sachsen das bedeutendste Schmalspurnetz in Deutschland. Mehr als 500 Kilometer umfassten die Strecken, die besonders für Ausflüge sehr beliebt gewesen sind – ein Erbe, das es zu erhalten gilt. Darum kümmern sich Eisenbahngesellschaften und Ehrenamtliche in Vereinen. Mit ihnen gemeinsam kann man jedes Jahr im September den Streckengeburtstag der Lößnitzgrundbahn feiern.
Wie lebendig Eisenbahngeschichte im Freistaat ist, zeigt die Dampfbahn-Route Sachsen: eine Ferienstraße mit fünf täglich betriebenen Schmalspurbahnen, drei weiteren dampfbetriebenen Museumsbahnen, zahlreichen Denkmalen und Museen. Zur Dampfbahn-Route gehören auch die älteste und größte noch in Einsatz stehende Schaufelraddampferflotte der Welt sowie einzigartige Bergbahnen.
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