Zum Mount Everest führt eine Treppe

Radebeuler Treppenmarathon vom 6. bis 7. Mai

Wer die Spitzhaustreppe mit ihren 397 Stufen erklimmt, wird mit malerischen Ausblicken über das Elbtal belohnt. Foto: METM-Team

Extremsportfans haben einen Termin in Radebeul: Vom 6. bis 7. Mai versuchen sich Wagemutige am 19. Sächsischen Mount Everest Treppenmarathon, einem der härtesten Treppenläufe der Welt.

Idyllische Weinberge statt schroffem Himalaya-Gestein: Verwechslungsgefahr besteht nicht zwischen der Spitzhaustreppe in Radebeul und dem Mount Everest.

Trotzdem strömen jedes Jahr Extremsportler aus aller Welt in die sächsische Kreisstadt, um sich hier an eine Ultra-Distanz zu wagen. In 100 Runden bewältigen die Läufer insgesamt 39.700 Stufen auf – und abwärts, der Höhenunterschied entspricht dem einer Mount Everest-Besteigung. Quasi nebenbei legen sie dabei die doppelte Marathonstrecke zurück, also 84, 4 Kilometer.

Spitzhaustreppe
100 mal geht es die steile Treppe nach oben … © METM-Team

Schon das klingt nach einer Herausforderung, für die man vermutlich ein klein wenig verrückt sein muss. Doch es geht noch weiter: Bereits seit 2015 ist der Sächsische Mount Everest Treppenmarathon als 24-Stunden-Lauf konzipiert. Schluss ist nun nicht mehr, wenn alle Teilnehmer die 100 Runden geschafft haben. Sieger ist, wer die Spitzhaustreppe am häufigsten hinauf- und hinuntergelaufen ist. Frei nach dem Motto: Der Mount Everest ist nicht genug.

Der Rekord liegt übrigens bei sage und schreibe 156 Runden, aufgestellt im Jahr 2015 von Andreas Allwang. 2019 zog Ulli Baars bei den Frauen nach und lief innerhalb von 24 Stunden 127 Runden. Mehr Informationen zu allen aktuellen Rekorden findet ihr hier.

Das Extreme macht süchtig

Das Glücksgefühl nach dem Zieleinlauf ist offenbar sämtliche Strapazen wert. „Etwa die Hälfte der Teilnehmer sind Wiederholungstäter“, so Veranstalter Ulf Kühne. „Wer einmal bei uns war, kommt immer wieder.“

Außerdem sei das Starterfeld zunehmend breiter aufgestellt. Nicht nur Extremsportler, sondern auch normale Läufer oder Triathleten suchen die Herausforderung in den Weinbergen. 66 Alleingänger haben sich für dieses Jahr bereits angemeldet. Dazu kommen 19 Staffeln, „Dreierseilschaften“ genannt, die sich die Runden teilen. Zudem gibt es Einsteiger- und Fortgeschrittenenrennen, in denen nur 25 beziehungsweise 50 Runden absolviert werden müssen. Zum Schluss des Events folgt mit den „Elf Freunde“-Staffeln, bestehend aus Freunden und Sponsoren, der abschließende Gala-Lauf.

Das Limit ist damit mehr als erreicht. Schließlich herrscht Gegenverkehr – und die Spitzhaustreppe ist nur etwas mehr als einen Meter breit.

Spitzhaustreppe
…und 100 mal geht es die 379 Stufen auch wieder hinunter. © METM-Team

Knapp die Hälfte schafft es ganz nach oben

Neben dem dichten Läuferfeld zehrt auch die Witterung an den Reserven der Starter. Denn in Radebeul schwitzen und kämpfen sie anders als bei den meisten Treppenläufen durchgehend unter freiem Himmel. Regen, Wind oder auch mal Eisschauer inklusive.

Wer unter diesen Bedingungen den symbolischen Gipfel, also die 100-Runden-Marke, erreicht, kann zu Recht stolz auf sich sein. Knapp die Hälfte der Einzelstarter schaffe das, so Ulf Kühne. Eine Medaille bekommt jeder von ihnen, wer die Strecke am schnellsten bewältigt, wird gesondert geehrt.

Damit es klappt mit dem Gipfelerlebnis, der Medaille und vielleicht einem Rekord, gibt Ulf Kühne ein paar letzte Tipps. Der Sportler ist den Treppenmarathon selbst mehrmals mitgelaufen und weiß: „Wer es ernst meint, sollte Anfang des Jahres mit dem Training begonnen haben.“

Die Spitzhaustreppe: Ein Projekt August des Starken

Die Radebeuler Spitzhaustreppe wurde um 1747–50 für August den Starken (wen sonst?) nach einem Entwurf von Daniel Pöppelmann angelegt, als Verbindung zwischen Weingut Hoflößnitz und dem Spitzhaus. Ursprünglich als sogenannte Jahrestreppe geplant, waren 52 Absätze mit je 7 Stufen vorgesehen – eine für jeden Tag des Jahres. Bereits nach der Fertigstellung kam die Spitzhaustreppe allerdings schon auf 390 Stufen. Bei ihrer Sanierung 1992 wurden nochmal 7 Stufen hinzugefügt, somit sind es heute insgesamt 397.

Treppenmarathon in Radebeul: Zuschauen lohnt sich

Zuschauer des Mount Everest Treppenmarathons werden mit einem wunderbaren Ausblick vom Spitzhaus über die malerischen Weinberge des Elbtals, die Stadt Radebeul und natürlich Dresden belohnt. Auch die Lößnitzgrundbahn verläuft in unmittelbarer Nähe und steht für imposante Bilder Modell. Und auch fürs leibliche Wohl ist selbstverständlich gesorgt, denn zahlreiche Winzer in der Umgebung laden zu einem leckeren Glas Wein ein.

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