Alles, was ihr über den Dresdner Christstollen wissen solltet

Fakten rund um das köstliche Weihnachtsgebäck

Dresdner Christstollen
Foto: Tobias Ritz

Was in einem Dresdner Christstollen enthalten sein darf, ist genauestens festgelegt. Margarine zum Beispiel ist ein absolutes No-Go, wie Kenner wissen. Dass die Dresdner es mit ihrem Stollen so genau nehmen, hat gute Gründe. Schließlich geht es bei dem wohl leckersten Begleiter durch die Adventszeit um Kulturgeschichte und jahrhundertealte Backtradition.

Wie ist der Dresdner Christstollen entstanden?

Schon 1474 wurde der Stollen erstmals auf einer Rechnung des christlichen Bartolomai-Hospitals erwähnt. Damals allerdings war die Rezeptur noch eine andere, denn der Stollen diente den Gläubigen als Speise während der Fastenzeit. Dafür durfte er natürlich nicht süß und lecker schmecken und bestand somit lediglich aus Mehl, Hefe und Wasser. Kurfürst Ernst von Sachsen und seinem Bruder Albrecht war das Gebäck so allerdings zu fad. Und so baten sie Papst Innozenz VIII., dass doch wenigstens Butter ins Stollenrezept aufgenommen werden dürfe. Das Kirchenoberhaupt zeigte sich einsichtig und erteilte mit dem berühmten „Butterbrief“ im Jahr 1491 seine Erlaubnis für die Verwendung gehaltvollerer Zutaten wie Butter, Eier und Milch. Auch mit Gewürzen und Rosinen durften die Bäcker ihr Rezept nun anreichern.

August der Starke und das fürstliche Gebäck

Nachdem der Stollen nun also endlich dem Geschmack der Dresdner Fürsten näherkam, ließen sie sich zu jedem Weihnachtsfest reichlich damit beliefern. Im Jahr 1560 trugen acht Bäckermeister und acht Bäckergesellen in einer denkwürdigen Zeremonie einen 36 Pfund schweren Stollen durch die Stadt bis zum Schloss. Und auch der wohl bekannteste sächsische Kurfürst, August der Starke, war dem Weihnachtsgebäck zugetan. Anlässlich des Zeithainer Lustlagers 1730 ließ er sich aus 3600 Eiern, 326 Kannen Milch und 20 Zentnern Weizenmehl einen rund 1,8 Tonnen schweren Riesenstollen backen.

Stollenfeste und Stollensiegel

Noch heute feiern die Dresdner beim alljährlichen Stollenfest am Samstag vor dem 2. Advent mit einem Stollen im XXL-Format. Gekürt wird auch das Dresdner Stollenmädchen. In diesem Jahr ist es Salome Selnack. Den Beruf der Konditorin erlernte sie in der Bäckerei und Konditorei Donath in Dresden. Sie darf nun ein Jahr lang den Dresdner Christstollen repräsentieren.

Nur echt mit dem Siegel

Der Dresdner Christstollen darf einzig in Dresden und Umgebung unter Einhaltung bestimmter Vorgaben gebacken werden

Kaffee oder Wein passen gut zum Dresdner Christstollen

Zum Glück muss normalerweise heutzutage niemand mehr schwer schleppen, wenn er den Christstollen fürs Weihnachtsfest nach Hause transportiert – denn für gewöhnlich kommt der in recht handlichem Format daher. Gut zu wissen: Beim Anschneiden sollte man mit dem Messer nur leicht drücken und auf gar keinen Fall säbeln, sonst droht die Struktur des feinen Gebäcks kaputt zu gehen. Und ganz wichtig: Dresdner Stollen ist Fingerfood, die Gabeln bleiben also in der Besteckschublade. Zum Adventsschmaus passt gut ein schwarzer Kaffee, aber auch ein guter Wein erhöht den Genuss.

Rund 110 Bäcker und Konditoren in und um Dresden bieten das traditionelle Dresdner Weihnachtsgebäck nach Originalrezept an. Ein echter Stollenbäcker zeichnet sich dadurch aus, dass bei ihm ein Siegel mit der Aufschrift „Schutzverband Dresdner Stollen e. V.“ hängt. Eine Übersicht aller Dresdner Stollenbäcker findet sich hier.

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