Sie verstehen kein Wort, wenn Sie mit Dresdnern sprechen? Nun, an diesen kann das kaum liegen. Denn der Dresdner Dialekt ist wohlklingend, präzise und voller Gefühl. Eine Einführung für Mundart-Unkundige
Das feine Dresdner Sächsisch klingt ausgesprochen gut. Jedenfalls für den Dresdner.
Für Gäste wirkt die Sprache der Elbtalbewohner oft unaussprechlich missverständlich. Sie hören zum Beispiel das kleine Wörtchen „nu“ und denken, warum muss dieser Sachse immer alles negieren, warum sagt er immer: Nein?! Der Dresdner schüttelt den Kopf, denn er meint doch: Ja.
Dresdner Sächsisch in der ganzen Welt
Ja, „nu“ kann durchaus als Zustimmung gewertet werden. Das kleine Wörtchen beruht auf einem der sprachlichen Ursprünge des Landes, nämlich dem Slawischen. Noch heute sagen die Nachbarn in Tschechien „ano“ für „ja“, sie verkürzen meist auf „no“, beim Dresdner heißt es dann: „Nu“. „Nu“ wird aber nicht nur als „ja“ benutzt, sondern zugleich als „nun“ und „jetzt“. „Nu gugge ma da!“ heißt: „Nun sieh mal an!“ Oder: „Jetzt sieh mal dort!“
Dieses Wort trugen die Sachsen in alle Welt. Denn die Engländer sagen zu „jetzt“ „now“ und die Schweden genau wie die Sachsen: „Nu“. So sind die Dresdner, denen man gelegentlich vorwirft, sie seien provinziell, im „Nu“ sind sie ganz international.
Die berühmten zwei Buchstaben drücken zudem aus, wie gefühlvoll der Dresdner sein kann, denn viele Wörter des Sachsen sind sogenannte Empfindungswörter, Urlaute, die jeder versteht. Ein „Neee“ heißt tatsächlich „nein“, „nuni“ bedeutet „nun nicht“, „nano“ heißt „stimmt“ und „gorni“, dass er gar nichts will. Der Dresdner sagt das übrigens auch, weil er weder als Ja- noch als Nein-Sager gelten will. Manchmal findet er es auch ganz gut, von anderen nicht verstanden zu werden.
Hochdeutsch? Verhunztes Sächsisch!
Das „Nu“ ist Dresden-Sächsisch und einmalig. Somit ist der Dresdner unverwechselbar. Wer kann das schon von sich sagen? Er punktet schon, wenn er nur den Mund aufmacht. Die Mundart spricht für sich und für die Heimat.
Luther war es, der einst die Bibel ins Meißner Kanzleideutsch übersetzte und plötzlich mussten alle Deutschen so babbeln wie die Sachsen. Wer sich in der Sprachgeschichte auskennt, der weiß: Sächsisch ist kein verhunztes Hochdeutsch, sondern Hochdeutsch ist forhunzdes Sächsisch. So wärd ä Ladsch draus.
Zu Luthers Zeiten hieß übrigens Deutschland noch „Teutschland“. Vermutlich würde es heute noch so heißen, wenn die Dresdner es ni weech geklobbd häddn. Und bitte beachten: Der Dresdner sagt nicht immer, was er meint, aber er meint immer, was er sagt.
Dr. Peter Ufer wurde 1964 in Dresden geboren. Seine Bücher tragen Titel wie „Deutschland, deine Sachsen“, „Dresden für Liebhaber“ oder „Der neue Gogelmosch – das exklusive Wörterbuch der Sachsen“. Er vergibt regelmäßig mit einer Jury das „Sächsische Wort des Jahres“ und richtet den Deutschen Karikaturenpreis in Dresden aus.
Sie verstehen kein Wort, wenn Sie mit Dresdnern sprechen? Nun, an diesen kann das kaum liegen. Denn der Dresdner Dialekt ist wohlklingend, präzise und voller Gefühl. Eine Einführung für Mundart-Unkundige
Das feine Dresdner Sächsisch klingt ausgesprochen gut. Jedenfalls für den Dresdner.
Für Gäste wirkt die Sprache der Elbtalbewohner oft unaussprechlich missverständlich. Sie hören zum Beispiel das kleine Wörtchen „nu“ und denken, warum muss dieser Sachse immer alles negieren, warum sagt er immer: Nein?! Der Dresdner schüttelt den Kopf, denn er meint doch: Ja.
Dresdner Sächsisch in der ganzen Welt
Ja, „nu“ kann durchaus als Zustimmung gewertet werden. Das kleine Wörtchen beruht auf einem der sprachlichen Ursprünge des Landes, nämlich dem Slawischen. Noch heute sagen die Nachbarn in Tschechien „ano“ für „ja“, sie verkürzen meist auf „no“, beim Dresdner heißt es dann: „Nu“. „Nu“ wird aber nicht nur als „ja“ benutzt, sondern zugleich als „nun“ und „jetzt“. „Nu gugge ma da!“ heißt: „Nun sieh mal an!“ Oder: „Jetzt sieh mal dort!“
Dieses Wort trugen die Sachsen in alle Welt. Denn die Engländer sagen zu „jetzt“ „now“ und die Schweden genau wie die Sachsen: „Nu“. So sind die Dresdner, denen man gelegentlich vorwirft, sie seien provinziell, im „Nu“ sind sie ganz international.
Die berühmten zwei Buchstaben drücken zudem aus, wie gefühlvoll der Dresdner sein kann, denn viele Wörter des Sachsen sind sogenannte Empfindungswörter, Urlaute, die jeder versteht. Ein „Neee“ heißt tatsächlich „nein“, „nuni“ bedeutet „nun nicht“, „nano“ heißt „stimmt“ und „gorni“, dass er gar nichts will. Der Dresdner sagt das übrigens auch, weil er weder als Ja- noch als Nein-Sager gelten will. Manchmal findet er es auch ganz gut, von anderen nicht verstanden zu werden.
Hochdeutsch? Verhunztes Sächsisch!
Das „Nu“ ist Dresden-Sächsisch und einmalig. Somit ist der Dresdner unverwechselbar. Wer kann das schon von sich sagen? Er punktet schon, wenn er nur den Mund aufmacht. Die Mundart spricht für sich und für die Heimat.
Luther war es, der einst die Bibel ins Meißner Kanzleideutsch übersetzte und plötzlich mussten alle Deutschen so babbeln wie die Sachsen. Wer sich in der Sprachgeschichte auskennt, der weiß: Sächsisch ist kein verhunztes Hochdeutsch, sondern Hochdeutsch ist forhunzdes Sächsisch. So wärd ä Ladsch draus.
Zu Luthers Zeiten hieß übrigens Deutschland noch „Teutschland“. Vermutlich würde es heute noch so heißen, wenn die Dresdner es ni weech geklobbd häddn. Und bitte beachten: Der Dresdner sagt nicht immer, was er meint, aber er meint immer, was er sagt.
Dr. Peter Ufer wurde 1964 in Dresden geboren. Seine Bücher tragen Titel wie „Deutschland, deine Sachsen“, „Dresden für Liebhaber“ oder „Der neue Gogelmosch – das exklusive Wörterbuch der Sachsen“. Er vergibt regelmäßig mit einer Jury das „Sächsische Wort des Jahres“ und richtet den Deutschen Karikaturenpreis in Dresden aus.
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